Antisemitismus-Debatte

Claudia Roth berät mit Zentralrat der Juden über Documenta

In der Antisemitismusdebatte um die Kunstausstellung Documenta in Kassel hat sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland getroffen

"Wir sind uns einig, dass Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Formen keinen Platz in Deutschland und weltweit haben darf, auch nicht auf der Documenta", teilten Roth (Grüne) und Zentralratspräsident Josef Schuster am Freitag in Berlin mit. "Zugleich müssen wir feststellen, dass der bisherige Versuch einer konstruktiven öffentlichen Debatte gescheitert ist", erklärten die beiden. "Wir sehen uns gemeinsam in der Verantwortung, durch vertrauliche Gespräche mit Expertinnen und Experten sowie mit den Verantwortlichen der Documenta hierfür wieder die Grundlage zu schaffen." Details zum weiteren Vorgehen nannten sie nicht.

Die Documenta für zeitgenössische Kunst soll Mitte Juni in Kassel eröffnet werden. Ein Bündnis hatte dem kuratierenden indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa vorgeworfen, dass auf der Documenta auch Organisationen eingebunden seien, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Das Kollektiv und andere Beteiligte wiesen die Anschuldigungen zurück.

Zuletzt gab es in der Debatte Streit um ein Expertenforum der Documenta, das über das "Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie" hätte debattieren sollen. Nach Kritik des Zentralrats wurde die Veranstaltungsreihe Anfang Mai ausgesetzt.

Nach ihrem Treffen in dieser Woche teilten Roth und Schuster nun mit, der klare Einsatz gegen Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Formen und der Schutz der Kunstfreiheit, aber auch die Frage ihrer Grenzen müssten "gemeinsam und unter Bezug sowohl auf Deutschland als auch die internationale Dimension" erörtert werden. "Dazu gehören auch das Gespräch und die Debatte über postkolonialistische Diskurse und das bei manchen dahinter stehende Bild von Israel und antisemitische Tendenzen."

"Darüber hinaus haben wir uns auch über Tendenzen von Boykotten gegen israelische Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende in Deutschland ausgetauscht, die uns gemeinsam mit Sorge erfüllen", hieß es in der Mitteilung. "Wir haben eine enge Zusammenarbeit vereinbart, um dem gemeinsam entgegenzutreten."