Vorwürfe gegen Weltkunstschau

Documenta-Kuratoren-Kollektiv: Jüngst kritisierte Bilder nicht antisemitisch

Documenta 15: Ruangrupa
Foto: Nicolas Wefers, © documenta fifteen

Das Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa

In der Antisemitismus-Debatte um die Documenta Fifteen in Kassel hat das indonesische Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa die zuletzt erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen

"Die Bilder in der Broschüre 'Presence des Femmes' sind eindeutig nicht antisemitisch", teilten Ruangrupa und das künstlerische Team am Mittwoch in einer Stellungnahme mit. Das Kollektiv sprach von einer "Fehlinterpretation".

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen hatte vergangene Woche die 1988 in Algier erschienene und nun bei der Weltkunstschau ausgestellte Broschüre in den Fokus gerückt. Darstellungen darin wurden als antisemitisch kritisiert. Die enthaltenen Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly zeigen etwa Soldaten mit Davidstern am Helm als Roboter mit entblößten Zähnen.

"Alle Karikaturen haben eine bestimmte Geschichte", teilte Ruangrupa weiter mit. Sie repräsentierten die Propagandakunst der damaligen Zeit und den Standpunkt der Palästinenserinnen und Palästinenser gegenüber der militärischen Besatzung. "Auf keinem der Bilder werden Menschen jüdischen Glaubens abstrakt dargestellt." Es handele sich um Darstellungen von israelischen Soldaten mit eindeutigem Bezug zur israelischen Flagge. "Der Davidstern auf den Helmen von Soldaten ist das Symbol des israelischen Staates und der israelischen Armee, hier gibt es keine Zweideutigkeit."

Bereits seit Monaten kursieren Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Documenta. Im Januar waren erste Stimmen laut geworden, die dem Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa und einigen eingeladenen Künstlern eine Nähe zur anti-israelischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni war ein Banner mit judenfeindlichen Motiven entdeckt und abgebaut worden.

Um den Eklat aufzuarbeiten, soll die Schau in den kommenden Monaten von sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fachlich begleitet werden.

Eine Analyse zu den neuen Antisemitismus-Vorwürfen lesen Sie hier.