"Fantasiemuskel"-Podcast #63

Politik als Entwurfsraum – mit Ricarda Lang

antasiemuskel mit Ricarda Lng

Was haben politische und künstlerische Gestaltungskraft gemeinsam? In der neuen "Fantasiemuskel"-Folge spricht die Grünen-Politikerin Ricarda Lang über die Herausforderung, im politischen Alltag langfristige Visionen zu schaffen

In der aktuellen Folge von "Fantasiemuskel" sprechen die beiden Podcaster Torsten Fremer und Friedrich von Borries mit Ricarda Lang, Bundestagsabgeordnete und ehemalige Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, über die Herkunft politischer Bilder, über Kindheit, über Picasso und Dystopien, über Social Media, Zeitmangel und Zynismus – und über die Frage, wie es gelingt, Politik als Raum des Entwerfens wiederzuentdecken.

Lang beschreibt, wie leicht man in der Politik den Zugang zum Visionären verliert: "Die Zukunft rinnt einem durch die Finger", sagt sie. Damit meint sie nicht nur die Termindichte, sondern auch eine mediale Logik, die Aufmerksamkeit vor inhaltliche Tiefe stellt. Es bestehe die Gefahr, so die Politikerin, zur bloßen Performerin des Erwartbaren zu werden.

Doch statt zu klagen, entwickelt Lang konkrete Ideen: Sie spricht über das Lesen als Trainingsform für politisches Denken, über Lesekreise mit Freund:innen, über die Notwendigkeit, Räume für Reflexion zu schaffen. Vorstellungskraft, das wird deutlich, entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern muss immer wieder geübt, gepflegt und herausgefordert werden – besonders in einem Berufsfeld, das nicht selten Performanz mit Substanz verwechselt.

"Wer nie innehält, kann auch nicht gestalten"

Lang diagnostiziert, dass sich progressive Kräfte zu sehr in Verteidigungshaltungen zurückgezogen haben. Visionen überlasse man derzeit lieber den Rechten. Sie plädiert deshalb für mehr Mut zur Zuspitzung, zur Emotion: "Ich glaube, dass wir manchmal in der sehr berechtigten Kritik des Populismus aufgehört haben, uns auch zu trauen, populär zu sein". Sie plädiert dabei für ein neues Verhältnis zur Zeit. "Wir leben in einem politischen Hamsterrad", sagt sie, "aber wer nie innehält, kann auch nicht gestalten."

Das Gespräch endet in der Frage, wie man Zukunft wieder als etwas Positives denken kann. Mit Verweis auf Ernst Blochs Sonnenmetapher erinnert Lang daran, dass eine Utopie kein erreichbarer Zustand sein muss, um Orientierung zu bieten. Vielmehr sei sie der Horizont, der unseren Weg erhelle, wenn wir ihn denn zulassen. Ein Plädoyer für eigenständiges Denken im Politischen – und ein inspirierender Impuls, Vorstellungskraft als demokratische Praxis zu verstehen.

Sie können "Fantasiemuskel", den Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen bekannten Plattformen hören – oder die neue Folge direkt hier: