Göttingen

Forschungsprojekt zu menschlichen Überresten aus Ex-Kolonialgebieten

Das Forschungsprojekt "Sensible Provenienzen" der Universität Göttingen will Wege für eine potenzielle Rückführung menschlicher Überreste in ehemalige Kolonialgebiete eröffnen

Bei einem gemeinsamen Termin haben die am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kamerun, Tansania, Fiji und Palau, die zurzeit in Göttingen zu Gast sind, ihre Arbeit am Dienstag vorgestellt. Die Gastwissenschaftler forschen an rund 100 der insgesamt 1800 Objekte, die in der Blumenbachschen Schädelsammlung und in der Sammlung der historischen Anthropologie der Universität Göttingen lagern, wie es in einer Mitteilung hieß.

Das Forschungsprojekt nimmt die Herkunft der sterblichen Überreste, die Umstände ihres Erwerbs und ihre Verwendung für Lehre und Forschung in den Blick. "Die Aufarbeitung unserer Göttinger Bestände leistet einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen Diskussion über das koloniale Erbe universitärer Sammlungen", sagte Universitätspräsident Metin Tolan. "Dass dies in diesem Fall auch mit Unterstützung von Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus dem globalen Süden geschieht, ist immens wichtig und freut mich sehr."

"In der Gegenwart eröffnet jeder Schädel Einblicke in völlig unterschiedliche postkoloniale Situationen", erklärte die Göttinger Kulturanthropologin Regina Bendix. "Mancherorts wie etwa in Hawaii oder in Neuseeland werden Repatriierungen von human remains schon seit Jahrzehnten gefordert und erfolgreich durchgeführt", ergänzt Bendix. Für andere Gesellschaften sei das Wissen um Schädelsammlungen neu und stelle eine enorme Herausforderung dar.