Palästinensischer Fotograf

Niraz Saied stirbt mit 27 Jahren in syrischem Gefängnis

Der palästinensische Fotograf Niraz Saied, der mit Aufnahmen aus dem Jarmuk-Flüchtlingslager bekannt wurde, ist mit 27 Jahren in einem syrischen Gefängnis gestorben

Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP und beruft sich dabei auf die in Deutschland lebende Ehefrau Saieds. Auch der ebenfalls in Deutschland arbeitende Dichter Ramy Alasheq meldete am Montag auf seiner Facebook-Seite den Tod des Freundes.

Zu den bekanntesten Fotos Niraz Saieds gehört die Aufnahme des Klavierspielers Aeham Ahmad in den Trümmern der syrischen Flüchtlingssiedlung Jarmuk am Rande von Damaskus. Ahmad hat über dieses Porträt und seine Lebensgeschichte ein Buch geschrieben, auf dessen Cover das Bild abgedruckt ist.

2014 gewann Saied einen Fotowettbewerb der Vereinten Nationen mit einer Aufnahme mit dem Titel "The Three Angels", die drei erschöpfte Jungen zeigt, die im überwiegend von Flüchtlingen aus Palästina und deren Nachfahren bewohnten Lager auf eine Evakuierung warten. Das Lager wurde seit 2013 von mehreren Parteien des Bürgerkriegs umkämpft. Im Laufe von Belagerungen dezimierte sich die Einwohnerzahl innerhalb von zwei Jahren von 150.000 auf 16.000.

"Man findet keine heile Familie in dem Lager", sagte Niraz Saied bei der Preisverleihung 2014. "Ich hatte immer das Gefühl, dass man in jedem Porträt einer palästinensischen Familie den Schatten einer verschwundenen Person sehen kann, deshalb sind meine Fotos in Dämmerlicht getaucht. Aber es gibt immer Hoffnung."

Seine Frau lernte Saied im selben Jahr kennen bei den Arbeiten zum Film "Letters From Yarmuk", der Footage des Fotografen enthielt. Saied wurde im Oktober 2015 von Sicherheitskräften festgenommen. "Er ist seit drei Jahren im Gefängnis", sagte Pianist Aeham Ahmad im Februar, "drei Jahre Gefängnis, 14 Stockwerke tief unter der Erde. Keine Sonne, kein Leben."

Zehntausende Personen sind seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs verschleppt und gefangen genommen worden, ein Großteil von Regierungstruppen. Laut Menschenrechtsverbänden foltert das Regime und exekutiert viele Gefangene ohne richterlichen Beschluss.

Die Familien von Gefangenen des syrischen Regimes hören häufig nichts mehr von deren weiterem Schicksal, aber in jüngster Zeit haben nach AFP-Angaben viele Angehörige erfahren müssen, dass ihre Verwandten offiziell für tot erklärt wurden. Die britische Hilfsorganisation The Syrian Observatory for Human Rights berichtet, dass innerhalb eines Monats 28 Familien vom Tod ihrer Angehörigen erfahren haben oder aufgefordert wurden, deren Leichnam abzuholen.

"Sie haben meinen Liebling ermordet, meinen Ehemann, meinen Niraz - sie haben dich getötet, mein Herz", schrieb die Frau des Fotografen am Montag auf Facebook. "Niraz starb in einem Gefängnis des syrischen Regimes."

Niraz Saied wurde vermutlich 27 Jahre alt.