Berliner Toy Crew

"Graffiti ist drei Hände voll Salz, das eure Suppe ungenießbar macht"

"Wir manipulieren festgefahrene Systeme der Realität"“, so beschreibt sich das Berliner Kunstkollektiv Toy Crew. Auch nennen sie sich gerne "Störungskünstler". Lange trieben sie unsichtbar in der Hauptstadt ihr Unwesen - oder besser gesagt: hinterließen medienwirksame Spuren ihrer nicht autorisierten Aktionen in der Nacht. Dazu zählen abstrakte Malereien mit Feuerlöschern, politischer Protest gegen Immobilienfirmen aber auch romantische Interventionen, wie ein U-Bahnwaggon voller Herbstlaub, in dem nicht nur Kinder spielen konnten. Das "Toy" im Namen ist übrigens doppeldeutig: Es betont das Spielerische in ihrer aktionistischen Haltung. "Toy" heißt in der Graffitiwelt aber auch Anfänger, im Gegensatz zum "King". Das Kollektiv, wahrlich keine Anfänger, ironisiert damit auch die klassischen, regelfolgenden Hierarchien im Illegalen. Wir haben mit drei der anonym bleibenden Mitgliedern gesprochen


Wann und wie fing es an mit der Toy Crew? 

BD: Da uns 2017 noch niemand kannte, wollten wir durch Videos von illegalen Aktionen im öffentlichen Raum für unsere erste Ausstellung werben, in der wir Malereien und Installationen zeigen sollten. Die Aktionen hatten immer zum Ziel, in den Druck- und Internetmedien widerzuhallen. 

DI: Es war eine organische Entwicklung vom Graffiti-Sprühen zur Aneignung des städtischen Raums durch neue Materialien und Techniken, im Grunde eine Erweiterung des Vokabulars. 

Enno Haar: Es gab aber auch Verknüpfungen zwischen den Aktionen und dem Gezeigten in der Ausstellung. So tauschten wir zum Beispiel in der Aktion "Wir hängen im Bahnhof ab" Werbeflächen gegen eigens gestaltete Werke auf den Hintergleisflächen aus. Die erneut bemalten Werbeleinwände wurden in der Ausstellung exponiert. 

Eine malerische Arbeit von Ihnen ist die "Metrofeuerwehr". Mit einem Feuerlöscher sprühen Sie abstrakte Farbkompositionen in eine Berliner U-Bahnstation. Was steckt dahinter? Und geht es hier mehr um Malerei oder um eine Performance? 

BD: "Metrofeuerwehr" war eigentlich eine spontane Racheaktion, unsere aufgehängten Leinwände wurden ja schleunigst entfernt. Eines Tages spazierte jemand von uns am Rosenthaler Platz entlang - der prominenteste Ort, an dem wir unsere Arbeiten in "Wir hängen im Bahnhof ab" anbrachten - und sah, dass der Bahnhof mit leeren, weißen Werbeflächen voll war. Die hingen da wie leere Blätter Papier, die auf ihre Gestaltung warteten. Maskiert mit druckbetankten Farbkanonen durch einen Bahnhof zu rennen, hat was von einem Banküberfall, bei dem niemand verletzt wird. Die willkürlich bespritzten Weißflächen sind die dicke Beute. Im Moment war es für uns performativ - die Polizei hat die Show verpasst und konnte nur noch die Malerei bestaunen. Für den Rest gibt's das Video zu sehen. 

EH: Auch wenn wir die Malerei eher hintergründig sehen, kreiert die Gesamtheit der Fragmente das Werk als solches. Sei es der performative Akt der illegalen malerischen Aneignung oder die Video-Dokumentation des Ganzen. 

"Leaf the Train" ist eigentlich eine sehr poetische Installation. Sie haben haufenweise Laub in eine U-Bahn geschüttet. So viel, dass der Waggon nicht mehr benutzbar war, eher an ein Kunstwerk erinnerte, oder vielleicht an eine Spielwelt für Kinder. Das hat aber auch viel Ärger verursacht. Was sollte das? Und gab es ein Medienecho? 

DI: Es ging um eine surreale Irritation im Alltag der U-Bahn-Pendler; ein naives, fast kindliches Spiel, das die Natur unvermittelt in den urbanen Raum holt. Eine direkte Konfrontation mit dem Fremden im Vertrauten. Gleichzeitig eine Metapher: das Natürliche im Unnatürlichen, wie der Mensch selbst in der Stadt. 

EH: Ärger zu verursachen, ist nicht per se negativ – im Gegenteil. In unserer künstlerischen Praxis sind wir es gewohnt, zu provozieren. Auch die festangestellten Reinigungskräfte schienen eher amüsiert als verärgert. Sie posteten selbst Fotos der Aktion. Die Resonanz war enorm: Berichte in allen großen Zeitungen, bei der ARD und sogar im japanischen Fernsehen – viral im besten Sinne. Natürlich musste die BVG ihr Standardprogramm abspulen: Anzeige erstatten, Reinigungskosten dramatisieren, Ticketpreiserhöhungen andeuten – als wären wir daran schuld. Gleichzeitig waren sie sich aber nicht zu schade, ein Foto der Aktion für ihre eigene Werbekampagne zur "Internationalen Gartenausstellung" zu nutzen: "Wenn ihr uns schon die Bahn einsaut, machen wir wenigstens Werbung damit." Dass die "Geschädigten" unsere Aktionen zu ihrem Vorteil drehten, begegnete uns noch öfter.

Protestiert haben Sie gegen das Immobilienprojekt The Haus. Hier wurde ein leerstehendes Gebäude nahe des Ku'damms für eine Street-Art-Ausstellung benutzt, um es nachher werbewirksam im "urbanen Spirit" für Luxuswohnungen umzubauen. Warum hat Sie das so geärgert?

BD: Die Macher von The Haus waren traurige Pioniere einer heute gängigen Praxis: kulturelle Zwischennutzung als Feigenblatt für Immobilienprojekte. Damals war es ein Tabubruch – writer machten plötzlich gemeinsame Sache mit Investoren. Was uns wütend machte: Wie leicht sich viele aus der Szene kaufen ließen – für ein bisschen Freibier, gesponsorte Farbe und einen Raum zum Bemalen. Ein fauler Deal, bei dem am Ende nur die Immobilienfirma gewann. Für uns war es der Gegenentwurf zu allem, wofür wir standen: Raum aneignen ohne Erlaubnis, ohne Kompromiss – nicht legitimiert durch Eigentum. 

Und wie haben Sie reagiert?

BD: Als The Haus dichtmachte, hängte man umgehend das gerenderte Bauprojekt an die Fassade. Wir kletterten aufs Gerüst, schrieben auf dem Kopf eine hämische Botschaft auf die Rückseite der Plane und schnitten sie so aus, dass sie nach vorn kippte – mitten auf die Straße. 

Sie haben geschrieben: "Es wurde geklatscht und gejubelt von den Schundblättern der Stadt. XI-Design, ihr seid der Ekel Berlins. Einer verrottenden Stadt und ihr tretet auch noch nach. Arglistig erschleicht ihr euren Vorteil auf dem Rücken der Berliner Graffiti-Geschichte und lasst sie unter eurem Konsumdreck verschwinden. Ja, einen tollen Erlebnispark hattet ihr geschaffen. Wo der sonst so intolerante Pöbel vom Ächter zum Versteher der ihnen so verhassten Kultur werden durfte. Doch das war kein Graffiti. Das war keine Kunst. Ihr habt nur eine stumpfsinnige und morallose Entertainment-Version fürs einfache Gemüt serviert. Merkt ihr nicht, wie verlogen, wie aberkennend und primitiv das hier war? Graffiti fragt nicht nach Zustimmung. Graffiti passt sich nicht der Gesellschaft an. Graffiti ist ungehorsam. Graffiti ist keine Zutat für eure Kackgesellschaft, sondern drei Hände voll Salz, die eure Suppe ungenießbar machen."

BD: Die Nachricht sollte anonym bleiben, doch nachdem die Initiatoren von The Haus das Ganze in eine "Liebeserklärung" umdeuteten, mussten wir uns zu erkennen geben. Sie luden uns auf einen Kaffee ein, wo sie uns vermutlich eine Kooperation andrehen wollten, da "wir alle das Gleiche wollen". Wir schlugen aus, denn mit "den falschen Menschen kann man nicht das Richtige erklären." Retrospektiv finde ich es krass, wie ernst wir das genommen haben. Wir fühlten uns wohl so betroffen, da Graffiti unser Leben war und die Stadt der Boden, auf dem unsere Zeichen gedeihen konnten. Und diesen Boden galt es zu verteidigen. 
 


Worum ging es bei der Aktion "Bankraub"? 

EH: Die BVG ließ am Kottbusser Tor in Berlin die Bänke auf der U8-Plattform verschwinden – ein durchschaubarer Versuch, die Trink- und Drogenszene zu vertreiben. Getroffen hat es aber alle: Alte, Kranke, Schwangere, Wartende. Unsere Antwort war pragmatisch und direkt: Mit nachgemachten BVG-Schlüsseln öffneten wir Abfertigungshäuschen in mehreren Bahnhöfen und entwendeten acht Holzstühle. Am Kotti stellten wir sie in zwei Reihen dort auf, wo einst die Bänke standen – gesichert mit Kette und Schloss. Innerhalb von Minuten wurden sie genutzt – von Wartenden, Passanten, Trinkern. Das erste Bier wurde feierlich auf den neuen Sitzgelegenheiten geöffnet. 1:0 für uns. Doch die BVG-Security reagierte prompt. Mit dem Bolzenschneider rückte sie an – die Stühle weg, das Spiel ausgeglichen. 1:1. Dann ging unser Video online. Medien sprangen auf. Die BVG geriet unter Druck und behauptete plötzlich, die alten Bänke seien "nicht mehr verkehrssicher", neue seien aber "schon bestellt". Ein paar Wochen später: neue, fest montierte Sitze am Kotti. 2:1 für uns – und für alle, die dort sitzen wollen.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie "Störungskünstler" sind. Ein schöner Begriff. Wie definieren Sie das? 

BD: Damals war Alltag unser Endgegner. Und gegen diesen Alltag waren viele Arbeiten. Die meisten unserer Arbeiten überlebten gerade so den Sonnenaufgang. Wenn die Roboter die Stadt morgens aufschließen oder zur Arbeit fahren, sollen sie aus ihrem Programm gerissen werden. 

DI: Wir manipulieren festgefahrene Systeme der Realität – ein wenig wie Hacking, bloß im städtischen Leben. Und das, was wir beeinflussen, ist so etwas wie glitches in der Stadt. Die Menschen denken sich: "Ok, wie kann das sein? Macht das Sinn, wie wurde das gemacht?" Unsere Aktionen sind Hinweise auf alternative Ansätze und Perspektiven. 

EH: Hast du in der Schule schonmal davon geträumt, den Feueralarm auszulösen? Ich denke, diesen Gedanken hatte schon jede und jeder einmal. Dieser Ausbruch aus dem Alltäglichen, gepaart mit Spannung des Verbotenen und eventuellem Blaulichteinsatz, ist ein ziemlich gutes Sinnbild für das, was eine gelungene Störung ausmacht. 

Wie hat sich Berlin verändert? Ist es schwieriger zu stören, oder einfach nur anders? 

EH: Die Stadt hat mittlerweile aufgerüstet - es gibt seit langem die erste CDU Regierung, und das merkt man. Junge Staatsanwälte, die sich auf Graffiti-Verfahren spezialisieren, jagen Sprayer bis hin zu minutiöser Kameraüberwachung auf Bahnhöfen und in Zügen. Und daran sind wir und jede Person schuld, die Videos hochlädt, die grenzüberschreitendes Verhalten dokumentiert. Die Köpfe der Hydra wachsen mit jeder Aktion nach. Die Spielräume für Aktionen, bei denen man unerkannt entkommen kann, werden enger. 

DI: Die Hauptveränderung ist, dass die Menschen jetzt im Gegensatz zu früher viel schneller das Handy in der Hand haben und das, was passiert, filmen. Dadurch ist man insgesamt einfach gezwungen, die Verkleidung und Abläufe professionell aussehen zu lassen - oder zu Uhrzeiten aktiv zu werden, wo es kaum jemand mitbekommt. 

BD: Ich finde es schön zu sehen, dass unsere Arbeit junge Leute heute dazu inspiriert, in diese Fußstapfen zu treten und die Erzählung weiterzuführen. 

BD, Sie haben bei dem Film "Stadtmuseum" mitgewirkt, er wurde sogar für den Deutschen Kurzfilmpreis 2024 nominiert. Darin arrangieren Sie eine Menge beeindruckendes Bildmaterial aus Berlin, historisch und aktuell, das die Straße und die gestischen Spuren in der Stadt einfängt. Worum geht es in dem Film?

BD: Für den Film habe ich Gedanken, Videos und Bilder aus meinem Archiv von Streifzügen durch die Stadt montiert. Es ist eine Reise durch Berlin, durch fiktionale Perspektiven, mit einem Schlenker zu autobiografischen Elementen, die mein Großwerden im Herzen der Stadt thematisieren. Ich bin überzeugt davon, dass Berlin mich als kreative Persönlichkeit hervorgebracht hat. Dass nicht nur der Mensch das Material formt - sondern auch umgekehrt. Wenn man die Stadt erstmal als Medium begreift, auf dem sich codierte Kommunikation abspielt - verändert sich die Rolle von Passanten zum Akteur umgehend. Und deswegen kann es einem ab diesem Punkt auch nicht mehr egal sein, in welche Richtung sich die Stadt als Habitat wandelt. Nichts ist inspirierender für mich als das Wandern durch eine Stadt voller Zeichen. Städte sind Collagen aus hinterlassenen Zeichen, die sich immer wieder auf den Oberflächen formieren. Chaos und Ordnung bekriegen sich auf oder durch Material – für mich inspirierender als jeder Museumsbesuch. Zeichen sind hier in ihrer abstraktesten Form gemeint: Der Vogelschiss auf einer Statue trägt genauso zum Œuvre der Stadt bei, wie ein neues Großbauprojekt, das dann wiederum mit Farbbomben dekoriert wird. 

Enno, Sie arbeiten an der Serie "Fallen". Da werden weiße Farbeimer "unbeabsichtigt" vom Fahrrad geworfen und hinterlassen auf der Straße ihre ästhetischen Explosionsspuren, die sich in die Straßenlandschaft einfügen. Ist das Malerei im Post-Vandalismus?

EH: Ja, ich denke "Fallen" bewegt sich genau im Grenzbereich von Malerei, Intervention und Post-Vandalismus. Die Arbeit greift ästhetisch auf urbane Spuren zurück, wie man sie von Graffiti, Farbattacken oder Straßenspuren kennt. Also genau diese Bildsprache, die außerhalb von Ateliers entsteht, ohne Auftrag und vor allen Dingen ohne Zustimmung. Dabei ist der Akt des Eimerwerfens selbst schon performativ und anarchisch – ein kontrollierter Kontrollverlust. Es geht mir nicht darum, ein klassisches Bild zu malen, sondern darum, wie sich Malerei durch Handlung, Zufall und Kontext in den Stadtraum einschreibt. Und ja, das könnte man als eine Form von Post-Vandalismus verstehen – weil es Vandalismus zitiert, ihn aber reflektiert und bewusst einsetzt. Vielleicht ist es sogar eine Art poetischer Vandalismus. 

DI, Sie hinterlassen in U-Bahnhöfen eine Art "Tapisserie" aus kritzeligen Zeichen. Wie eine Geheimsprache aus antiken Zeiten oder wie mystische Pläne aus der Art Brut. Was bedeutet dieser Zeichenprozess? 

DI: Ich finde es spannend, wie sich Kommunikation entwickelt und welche Rolle Schrift dabei spielt. Die Schriftzeichen sind eine Art sich kontinuierlich erweiterndes Alphabet aus Buchstaben ohne konkrete Bedeutung. Durch das Kreieren dieser Schriftzeichen entsteht immer eine Möglichkeit der Interpretation und somit für mich irgendwie auch die Idee einer fluiden abstrakten Sprache. Ich fühle mich wie ein Bauarbeiter einer Sprache, die es nicht gibt. Diese Sprache existiert nur in Schriftform, und obwohl die Zeichen keine konkrete Bedeutung haben, entsteht durch die Komposition und der Ähnlichkeiten zu existierenden Buchstaben eine Kommunikation. Die Schriftzeichen sind zu Kompositionen zusammengesetzt, die den Weg der Passanten teilweise leiten. Ich versuche dadurch, Laufwege zu kreieren und kompositorisch eine Gesamtwirkung zu erzeugen. Am Ende entsteht eine kommunikative Situation aus Komposition, Bewegung und Schrift.

Sind Sie vandalisierende Flaneure? Oder gar romantische? Wie gehen Sie durch die Stadt? 

BD: Ich gehe mit vielen Interessen durchs Stadtbild. Ein süchtig-sammelnder Flaneur. Manchmal gucke ich mit Graffiti-Augen nach Leerstellen. Fantasiere direkt über die Eroberung jener Leerstelle. Manchmal suche ich Luken, Lücken, Löcher. Manchmal findet man tolle Kombinationen aus Raum, Zeit, Licht und Zeichenbeständen, die tolle Flächen oder Situationen kreieren, die ich wiederum in all meinen kreativen Tätigkeiten sampeln kann. Manchmal inspiriert die Stadt, zu gestalten, manchmal schafft sie eine Bühne, die gestaltet werden will. 

EH: Vielleicht eher romantische Vandalen. Wir wollen durch Zerstörung und Störung erschaffen. Wir greifen nicht an, wir greifen ein – gezielt, subtil, oft flüchtig. Die Werke sind nicht für Museen gemacht, sondern für den Moment, für die Zufallsbegegnung, für das kurze Stirnrunzeln auf dem Heimweg. 

DI: Ich glaube, jeder hat seinen spezifischen Fokus, aber insgesamt kann ich sagen, dass wir das Nutzen und beeinflussen von Gegebenheiten lieben – so entstehen romantische Einfälle, Streiche und Visionen. Ich liebe alles gleichermaßen und sammle Orte mit meinen Augen. Je nach Stimmung und Gelegenheit fällt mir direkt ein, was an diesem Ort gemacht oder wofür der Ort genutzt werden kann. 

Wie verschaffen Sie sich Zugänge zu Orten, die man eigentlich nicht betreten darf? Haben Sie ein paar handwerkliche Tipps? 

EH: Das Wissen über Öffnungstechniken ist über die Jahre gewachsenen und sollte in diesem Rahmen auch nicht öffentlich besprochen werden. Soviel sei verraten: Es gibt zwei Wege hinein, den sichtbaren, doch zerstörerischen Weg und den unsichtbaren und eleganteren Weg. Als Faustregel gilt: Wenn es egal ist, dass jemand weiß, dass du da warst, wähle Variante eins. Für Variante zwei eigne dir das nötige Wissen an. 

Ist "eine Stadt für alle" eigentlich immer nur eine Utopie, die sich nicht realisieren kann? Oder ginge es doch? 

EH: Ich denke, wir sollten Orte erschaffen, die gleichzeitig real sind, aber außerhalb unserer gewöhnlichen Ordnung liegen: also Heterotopien. Und dabei sollten wir nicht aufhören, von einer besseren Welt zu träumen. 

DI: Eine Stadt für alle ist eine Utopie, die auf einigen Ebenen möglich ist. Ich denke, eine der Hauptaussagen unserer Arbeit ist: Mach, was du willst. Schaut, was hier passiert – Laub in der U-Bahn – macht erstmal keinen Sinn, aber ja, kann man machen. Die Idee ist, dass alles möglich sein kann. Jede Idee, egal wie absurd sie ist, kann irgendwie umgesetzt werden. Natürlich hat jede und jeder begrenzte Möglichkeiten, aber der Rahmen des umsetzbaren ist meistens weiter als man denkt.