Die seit 1987 veranstaltete Istanbul-Biennale bleibt ihrem Ruf als nomadische Ausstellung treu und lädt auch in diesem Jahr wieder dazu ein, Kunst als urbanes Abenteuer zu erleben. Unter dem Titel "The Three-Legged Cat" hat Kuratorin Christine Tohmé der Biennale eine dreiteilige Struktur verpasst: Sie soll sich diesmal bis 2027 in jährlich stattfindenden Kapitel entfalten. Für die erste Etappe mit 58 internationalen Künstlern und Künstlerinnen wird das Format noch stärker mit der Stadt verwoben als bisher: Ohne ein fixes Hauptquartier will die Biennale die politische und räumliche Beziehung Istanbuls zu ihren Ausstellungsorten bewusst machen.
Die Ausstellungsorte der 18. Istanbul-Biennale
Einige der ausgewählten Orte sind für Biennale-Fans alte Bekannte. So kehrt die Galata Greek School nach aufwendiger Restaurierung zurück. Das Gebäude in Karaköy, 1885 erbaut und bis 1988 als Schule genutzt, öffnet nach fünf Jahren Sanierung wieder für die Kunst. Gleich in der Nähe wurde auch der Zihni Han eigens für die Biennale renoviert – ein ehemaliger Hauptsitz einer Reederei, der mitten im Hafenviertel Tophane steht, das heute vom Galataport-Projekt neu geprägt wird.
Weitere Stationen erzählen ebenfalls viel über Istanbuls Geschichte. Auf der Meclis-i Mebusan Avenue wird das Erdgeschoss von Haus Nr. 35 als Ausstellungsraum genutzt. Auf der Galata Wine Dock Street liegen sich Muradiye Han und Galeri 77 – einst ein Weinkeller – gegenüber, wo früher Fässer aus dem ganzen Ägäisraum ankamen. Nicht weit entfernt befindet sich eine ehemalige Eistütenfabrik, die in den letzten Jahren zum Ort kultureller Experimente geworden ist.
Beim Aufstieg von Karaköy nach Beyoğlu führt der Weg entlang der Boğazkesen Street zum früheren Französischen Waisenhaus, dessen Garten eine öffentliche Installation beherbergen wird. Auf der belebten İstiklal Caddesi schließlich wartet das Elhamra Han – 1827 als eines der ersten Theater Istanbuls erbaut, später als Unterhaltungspalast und Kino bekannt.
Die Biennale betont diesmal bewusst die Nähe ihrer Standorte. Wer sich auf den Weg macht, kann die Stadt selbst als Teil der Ausstellung erfahren, spontan verweilen, sich treiben lassen und Kunst in einem offenen, fließenden Rhythmus begegnen. Damit will die 18. Istanbul-Biennale ihren Anspruch unterstreichen, keine reine Kunstausstellung, sondern ein lebendiges Gespräch mit dem urbanen Raum zu sein.
Was kostet ein Ticket für die 18. Istanbul-Biennale?
Seit der 13. Ausgabe (2013) ist der Eintritt zur der von der privaten Istanbuler Stiftung für Kunst und Kultur (IKSV) veranstalteten Biennale in der Regel kostenlos. Damit soll möglichst vielen Menschen Zugang zur zeitgenössischen Kunst ermöglicht werden. Auch für die 18. Istanbul Biennale wird damit gerechnet, dass der Eintritt weiterhin frei bleibt.
Die 18. Istanbul-Biennale sollte eigentlich bereits im September 2024 eröffnen. Nach Kritik, dem Rücktritt von Iwona Blazwick, der eigentlich dafür ausgewählten Kuratorin, und der Abdankung der langjährigen Biennale-Direktorin Bige Örer markiert die 18. Ausgabe nun einen Neustart.