Protestaktion

Künstlerkollektiv zündet Polizeiauto an

Um gegen die Verdrängung von Drogensüchtigen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel zu protestieren, hat das Künstlerkollektiv Frankfurter Hauptschule einen Polizeiwagen abgebrannt und ausgestellt

Die Aktion "Visionäre Ruinen" des Kollektivs Frankfurter Hauptschule ist Teil der Jahresausstellung der Frankfurter Städelschule und richtet sich laut der Künstlergruppe gegen die Verdrängung von Drogensüchtigen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Seit einiger Zeit ist dort eine knapp 150 Personen starke Sondereinheit der Polizei stationiert, die mit Großrazzien und täglichen Kontrollen gegen die Drogenszene vorgeht.

Laut einer Pressemitteilung der Künstler wurde die "Skulptur in Form eines Polizeiautos" am 1. Februar im Bahnhofsviertel platziert, wo es die Aufmerksamkeit diverser Passanten auf sich gezogen haben soll. Woher der Streifenwagen stammte, steht nicht in der Mitteilung. Nach elf Stunden habe die Polizei den Wagen abschleppen lassen. Das Anzünden des Wagens ist in einem Video auf der Facebook-Seite der Künstler zu sehen. Ein weiteres Video, in dem die Aufnahmen aus dem Bahnhofsviertel zu sehen sind, ist für den 7. Februar angekündigt. Das ausgebrannte Polizeiauto und die Vollversion des Videos mit dem Titel "242 Titel besser als Martin Kippenberger" soll vom 8. bis 11. Februar beim Rundgang der Frankfurter Städelschule zu sehen sein; sowie vom 8. März bis 5. Mai in der Ausstellung "Kunst der Revolte. Revolte der Kunst" im Studierendenhaus der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Eine Sprecherin der Frankfurter Hauptschule: "Das Bild von Junkies, die mit Spritze im Arm auf der Straße liegen, ist nur die Nachtseite von verspiegelten Bankentürmen. Der gesellschaftliche Schmerz wird im Bahnhofsviertel sichtbar und das ist gut so. Anstatt Drogensüchtige aus dem Blick der Öffentlichkeit zu drängen, sollte man ihr Elend noch viel greller ausstellen. Wir sind erst zufrieden, wenn das Bahnhofsviertel fest im Griff von Junkies ist. Wir wollen völlig vercrackte Zombiehorden, die mit abgesägten Schrotflinten durch die Münchener Straße patroullieren, während der Rauch von ausbrennenden Einsatzwagen sich mit dem warmen Licht der Abendsonne mischt."

Das Künstlerkollektiv Frankfurter Hauptschule machte 2015 mit einer Heroin-Performance im Frankfurter Bahnhofsviertel auf sich aufmerksam und 2016 mit dem Aufruf, Liebesschlösser von Frankfurts zentraler Fußgängerbrücke abzuknacken. Zum harten Kern des Kollektivs sollen um die zehn Mitglieder zählen, darun­ter Studen­ten der HfG-Offen­bach, der Städel­schule und der Hoch­schule für Musik und bildende Kunst.