Medienschau

"Lars hat mich groß gemacht"

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Argumente gegen das Einheitsdenkmal, endlich mehr Aufmerksamkeit für Kunst aus der DDR und der Unternehmer/Galerist Lars Dittrich im Porträt: Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte

Nikolaus Bernau fordert im "Tagesspiegel" ein Stopp des immer noch nicht realisierten Einheits- und Freiheitsdenkmal auf dem Berliner Schlossplatz - und zählt für den Abbruch gleich mehrere Gründe auf. Unter anderem sendet das Monument ein falsches Signal in Sachen Umweltschutz: "Das Denkmal muss wie ein Riesenradiator beheizt werden, damit man bei Kälte nicht ausrutscht. Deutschlands Antwort auf den Klimawandel – wir heizen die Luft. Wie fatal muss ein Projekt in Deutschland eigentlich sein, damit es gestoppt wird?"

Die in der DDR geborene Kritikerin Ingeborg Ruthe lässt in der "Berliner Zeitung" noch einmal mit "Groll in der Seele" die Ablehnung des Westens gegenüber der Kunst aus der DDR Revue passieren. Doch sie sieht einen Wandel: "Die im fatalen deutsch-deutschen Bilderstreit seit den Neunzigern als 'minderwertig', weil 'ideologisch kontaminiert', geschmähte Kunst des deutschen Ostens feiert Urständ. Längst präsentieren die Museen der neuen Bundesländer wieder selbstbewusst ihre Sammlungen von Kunst aus dem untergegangenen Land, nachdem Selbige nach 1990 zunächst in die Museumsdepots von Leipzig, Dresden, Berlin, Halle, Cottbus verfrachtet worden war. Um willfährig Platz zu schaffen für die als modern und frei gepriesene 'ikonische' Kunst aus dem Westen."

Die künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, Katarzyna Wielga-Skolimowska, sieht Kulturinstitutionen zunehmen durch Rechtspopulisten bedroht. "Viele demokratische Institutionen kommen durch Anfragen von Rechtspopulisten in eine Situation, in der sie sich rechtfertigen sollen", sagte sie der "Jüdischen Allgemeine". "Da geht es immer häufiger um die Infragestellung der Existenzberechtigung von Kulturinstitutionen und ihrer staatlichen Unterstützung. Das ist eine bedrohliche Entwicklung, die die Wehrhaftigkeit, die Resilienz demokratischer Organisationen und Institutionen herausfordert." Die Chefin der in Halle und Berlin sitzenden Bundeskulturstiftung, die jährlich rund 40 Millionen Euro an Fördermitteln vergibt, äußerte sich auch zu Möglichkeiten der Einrichtungen im Kampf gegen Antisemitismus. "Kulturinstitutionen können einen Beitrag dazu leisten, dass Aushandlungsprozesse zwischen unterschiedlichen Positionen stattfinden. Das ist ein Beitrag zur Demokratie, den die Kultur flankierend leisten kann – aber Demokratie zu gewährleisten, ist nicht ihre Hauptaufgabe." Kunst müsse frei sein, könne auch provozieren und starke Emotionen hervorrufen, "sie muss nicht ausgleichend wirken", so Wielga-Skolimowska. "Man darf ihren Beitrag zur Demokratie nicht idealisieren. Kunst kann Antisemitismus entgegenwirken, aber nüchtern betrachtet eben auch befördern."

Kunstmarkt

Der Galerist André Schlechtriem ist in der deutschen Kunstwelt sehr präsent, aber wer ist dieser Dittrich im Namen der Berliner Galerie Dittrich & Schlechtriem? Im Wirtschaftsteil der "FAZ" wird der Unternehmer Lars Dittrich vorgestellt, der als Mobilfunkhändler in Ostdeutschland aufstieg und 2011 (im Text heißt es 2016) die Galerie mit Schlechtriem gründete. "Einer seiner ersten Künstler war Andreas Mühe, der Fotograf, der die Kanzlerin so oft fotografiert hat, dass er inoffiziell als 'Kanzlerfotograf' betitelt wurde. Aus der Geschäftsbeziehung wurde eine Freundschaft. 'Lars hat mich groß gemacht', sagt der erfolgreiche Fotograf heute. Mühe wiederum machte Dittrich mit Filmleuten bekannt. Dittrich war begeistert und gründete die Produktionsgesellschaft Mythos Film. Sie koproduzierte die Hitler-Persiflage 'Er ist wieder da' und später 'Der Fall Collini'."

Kunstgeschichte

1950 schrieb der österreichisch-britische Kunsthistoriker E. H. Gombrich sein legendäres Übersichtswerk "The Story of Art". Dass es darin fast ausschließlich um männliche "Genies" ging, fiel damals einer breiteren Öffentlichkeit nicht auf. 1971 veröffentlichte die Kunsthistorikerin Linda Nochlin dann ihren Essay "Why Have There Been No Great Women Artists?" und wies damit auf das Fehlen von Künstlerinnen im kollektiven Gedächtnis hin. Eine praktische Übersicht in Grafiken über fünf Jahrhunderte weiblicher Kunstgeschichte liefert jetzt Haika Hinze in der "Zeit".

KI-generierte Bilder

Künstlerinnen und Künstler in China boykottieren eine der größten Social-Media-Plattformen des Landes, weil sie ihre Arbeit ohne ihr Wissen oder ihre Erlaubnis zum Training des Künstliche-Intelligenz-Tools Trik AI verwendet. Wie CNN berichtet, haben Hunderte von Content Creators auf Xiaohongshu Banner mit der Aufschrift "Nein zu KI-generierten Bildern" veröffentlicht, während ein entsprechender Hashtag auf der chinesischen Plattform Weibo mehr als 35 Millionen Mal aufgerufen wurde. Trik AI ist auf die Erstellung digitaler Kunst im Stil traditioneller chinesischer Gemälde spezialisiert; es befindet sich noch in der Testphase und wurde noch nicht offiziell eingeführt.

US-Schauspieler Tom Hanks warnt vor einem Werbevideo, das ohne sein Wissen eine KI-Kopie von ihm verwendet haben soll. "Vorsicht", schrieb der zweifache Oscar-Preisträger am Samstag auf Instagram. Es sei ein Video im Umlauf, das mit einem künstlich hergestellten Abbild von ihm für eine Zahnvorsorge werbe. Der Schauspieler, der zuletzt in Filmen wie "Elvis", "Ein Mann namens Otto" und "Asteroid City" mitspielte, hatte im vorigen Mai in einem Interview über Gefahren und Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz (KI) gesprochen. Im "The Adam Buxton"-Podcast sagte Hanks, dass es nun für ihn möglich sei, auch nach seinem Tod als Schauspieler zu erscheinen. Durch KI-Technik könne er auch verjüngt oder älter gemacht werden. Diese Technologien seien eine künstlerische und eine rechtliche Herausforderung. Hanks führte weiter aus, dass sich Gewerkschaften, Agenturen und Anwälte damit beschäftigen würden, wie Stimme und Gesicht von Darstellern zu schützen seien. In dem seit Juli laufenden Streik von US-Schauspielern und Schauspielerinnen in Hollywood geht es auch um Regeln für den Einsatz von KI. Die Autorengewerkschaft WGA (Writers Guild of America) hatte nach knapp fünfmonatigem Streik kürzlich mit den Filmstudios eine vorläufige Einigung erzielt. Der neue Arbeitsvertrag sichert den Drehbuchautoren unter anderem höhere Gagen und Absicherungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu.

Das besondere Kunstwerk

"Das Brandenburger Tor gehört zu den Kunstwerken, die man nicht mehr sieht, weil man sie zu oft gesehen hat", schreibt Gustav Seibt in der "SZ" in einer Ode an das Berliner Bauwerk, das kürzlich von der Klimabewegung Letzte Generation mit Farbe bespritzt wurde. Die Historikerin Hedwig Richter hatte geschrieben, dieser Farbanschlag sei ein "würdiger Gebrauch" des Denkmals. Seibt widerspricht. Das Brandenburger Tor solle man nicht als Symbol sehen, "nicht als Wandtafel der deutschen Geschichte, die jeder von neuem bemalen, beschreiben und beschmieren und sogar verletzen kann, sondern als Kunstwerk mit einem eigentümlichen Ethos und natürlich auch einem historischen Ort".