Medienschau

"Trauerbilder sollten nicht unter Tränen geschaffen werden"

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Dietmar Dath über Mike Kelley, Störungen im Schiffverkehr betreffen auch Ausstellungen und Ärger über Sparmaßnahmen an Berliner Museen: Das ist unsere Presseschau am Mittwoch

Ausstellung 

Dietmar Dath hat für die "FAZ" einen fulminanten Text über die Mike-Kelley-Schau im Düsseldorfer K21 geschrieben, es geht um Heavy Metal, Superman, Sonic Youth, Minimal Art, Schule - und Trauer: "Ende Januar 2012 wurde Kelley in seinem Zuhause tot aufgefunden, er hat sich wohl das Leben genommen. Auf einer Spontangedenkstätte fanden damals auch Stofftiere Platz. Die quasisakrale Ka­verne, die man der Kandor-Werkgruppe in Düsseldorf eingerichtet hat, ist der schönste vorstellbare Raum für diese Gruppe. Es stimmt schon: Trauerbilder sollten nicht unter Tränen geschaffen werden. Aber manche Kunst darf man andererseits nicht mit ganz trockenen Augen anschauen, weil man sonst verkennt, was sie zeigt." Für Monopol schreibt Daniel Kothenschulte in der aktuellen Ausgabe und hier über den Mike Kelley. 

Museen

Wir kennen das schon aus Coronazeiten: Störungen im globalen Welthandel bekommen auch die Museen zu spüren. Olga Kronsteinern hat für den "Standard" mit mehreren Fachleuten darüber gesprochen, wie der Konflikt im Roten Meer das Ausstellungswesen beeinflusst. So sei etwa die Diriyah Biennale in Saudi-Arabien und die Ai-Weiwei-Schau in Bad Ischl betroffen. Alfred Weidinger, Geschäftsführer der OÖ Landes-Kultur GmbH, erklärt: "'Ursprünglich wollte die Reederei das Schiff durch den Suezkanal bewegen', derzeit gebe es aber keine Versicherung, die Kunstwerke auf dieser Strecke versichere, die Reederei habe den Kurs geändert und fährt stattdessen 'also nun um Südafrika', so Weidinger. An Bord der Fracht aus China befinden sich etwa 72 Bubbles aus Porzellan, die 2015 in einer großangelegten Ai-Weiwei-Präsentation der Blenheim Foundation vor dem Schloss in der Grafschaft Oxfordshire zu sehen waren."

"Armes Berlin", ruft  Andreas Hergeth in der "taz" angesichts der Sparmaßnahmen der Museen in der Hauptstadt. Vorgesehen sind sowohl ein weiterer komplett geschlossener Tag pro Woche als auch weniger Stunden mit offenen Türen. "Sexy ist das nicht. Eher schade. Der Ruf als eine DER Kunstmetropolen ist ramponiert und wird, peu à peu, demontiert. Mit Grausen denkt man da an die Zukunft, wenn die öffentliche Hand in zwei Jahren den Gürtel noch enger schnallen muss. Und es auch keine Rücklagen mehr gibt, weil diese von der derzeitigen schwarz-roten Regierung in der laufenden Legislaturperiode verpulvert werden. Was dann?"

Antisemitismus-Debatte

Der jüdische Regisseur Woody Allen hat nach eigener Aussage in seinem Heimatland keine Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht. "In Amerika ist mir nie Antisemitismus begegnet", sagte der 88-Jährige im Gespräch mit Oliver Polak fürs "Zeit-Magazin". "Dass es Vorfälle in meiner Nachbarschaft gab, dass Juden der Eintritt in bestimmte Gebäude verweigert wurde", habe er nur gelesen. "Ich bin in einem Viertel aufgewachsen, wo alles gemischt war und die Leute untereinander zurechtkamen", sagte der 1935 in New York geborene Regisseur. Die italienischen Kinder seien mit den jüdischen zurechtgekommen und die irischen mit den italienischen. "Es war eine schöne Nachbarschaft, und wir haben keine schrecklichen Erfahrungen gemacht." Sein Verhältnis zu Deutschland beschreibt Allen als ambivalent: "Wenn ich an Deutschland denke, habe ich gemischte Gefühle", sagte er. "Die Deutschen haben Enormes geleistet, kulturell, intellektuell und auch wissenschaftlich. Und dann wiederum war da die bösartigste Regierung, waren da die grausamsten Menschen, die die Welt je gesehen hat." Die NS-Zeit sei allerdings nicht der Grund, warum er noch keinen Film in Deutschland gedreht habe. Der wirkliche Grund dafür sei, "dass es dort bislang niemanden gab, der einen Film von mir finanzieren wollte." Am 11. April kommt Allens neuer Film "Ein Glücksfall" in die deutschen Kinos.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, einst Bundesjustizministerin und nun Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, spricht im "Kölner Stadtanzeiger" über den Kulturbetrieb und die Diskussion um Förderungsentzug: "Das ist ein schmaler Grat. Die Verpflichtung von Politikern, nicht auf Inhalte von Kunst einzuwirken, hat einen großen Stellenwert. Das ist ein ganz wichtiges Gut und die Meinungsfreiheit ist im Grundgesetz genauso geschützt wie die Kunstfreiheit. Ich finde es bemerkenswert, dass gerade diejenigen die Kunstfreiheit verletzt sehen, die sich antisemitisch äußern - wie bei der Documenta. Ich meine, auch durch den Antisemitismus wird die Kunstfreiheit verletzt, denn er greift die Menschenwürde an. Es ist also ein sensibler Bereich, eine Gratwanderung. Aber man muss sich dem stellen. Und man braucht für entsprechende Klauseln eine rechtssichere Grundlage. Das ist sehr schwierig, wie das aktuelle Gutachten eines Verfassungsrechtlers zeigt, das die Kulturstaatsministerin in Auftrag gegeben hatte."

Architektur

Nach dem Mauerfall wurden viele herausragende Bauten abgerissen, etwa der Palast der Republik in Berlin. Steckt die Ideologie, die zum Abriss führt, in den Köpfen oder im Stein? Auch in Chemnitz erhalten Gebäude nun einen späten Ritterschlag, berichten Katja Bigalke und Marietta Schwarz in ihrem DLF-Feature zu Ostarchitektur

Film

Der britische Komiker Sacha Baron Cohen hat Vorwürfe der Hollywood-Schauspielerin Rebel Wilson über sexuelle Belästigung zurückgewiesen. Die Anschuldigungen der 44-jährigen Australierin seien "nachweislich falsch", sagte ein Vertreter von Baron Cohen der britischen Nachrichtenagentur PA. Wilson hatte in ihren jüngst veröffentlichten Memoiren über die Dreharbeiten des Films "Der Spion und sein Bruder" (2016, Original: The Brothers Grimsby) geschrieben, "es fühlte sich an, als habe Sacha Baron Cohen mich sexuell belästigt". Es habe mehrere Vorfälle unangemessenen Verhaltens gegeben, bei denen sie sich respektlos behandelt gefühlt habe. Außerdem schilderte sie eine Situation, in der er sie aufgefordert haben soll, ihn intim zu berühren. Wilson spielte in dem Film die Freundin der von Baron Cohen verkörperten Hauptfigur. Wegen der andauernden Belästigung habe sie sich geweigert, den Film, in dem auch Baron Cohens Ehefrau Isla Fisher sowie Mark Strong und Penélope Cruz mitspielten, zu bewerben, schrieb Wilson. Sie hatte den Vorfall im November 2017 während der MeToo-Debatte bei Twitter erwähnt, aber damals keine Namen genannt. Baron Cohens Vertreter betonte, der Schauspieler halte es für wichtig, dass sich Betroffene öffentlich äußern. Allerdings würden "diese nachweislich falschen Behauptungen direkt durch umfangreiche detaillierte Beweise widerlegt, darunter Dokumente aus der Zeit, Filmaufnahmen sowie Augenzeugenberichte von Anwesenden vor, während und nach der Produktion von "The Brothers Grimsby".

Fans der Arztserie "Grey's Anatomy" dürfen sich Berichten zufolge auf eine weitere Staffel freuen. Wie die Branchenportale "Deadline" und "The Hollywood Reporter" sowie das Blatt "Variety" berichteten, wurde die Sendung auf dem US-Sender "ABC" um eine 21. Staffel verlängert. Demnach ist die 2005 gestartete Serie das am längsten laufende Medizindrama der Fernsehgeschichte. 2019 überholte sie die Serie "Emergency Room". "Die Loyalität und Liebe der "Grey's Anatomy"-Fans hat uns in eine historische 21. Staffel katapultiert, und ich könnte nicht dankbarer sein", wurde Serienschöpferin und Produzentin Shonda Rhimes zitiert. Die neue Staffel soll aus 18 Folgen bestehen. In der 19. Staffel, die wie frühere Staffeln auf Disney+ zu streamen ist, begann in der Serie eine neue Ära: Schauspielerin Ellen Pompeo (54) trat bei dem Projekt kürzer und ihre Figur Meredith Grey verabschiedete sich vom Krankenhaus in Seattle. Bis dahin war sie das Gesicht der Serie. In "Grey's Anatomy" sind im Laufe der Jahre viele Charaktere weggegangen oder gestorben. Schauspieler Patrick Dempsey (58) zum Beispiel - er spielte Derek "McDreamy" Shepherd, den Partner von Meredith. In der 20. Staffel, die im März in den USA anlief, sollte eine neue Gruppe von Assistenzärzten eingeführt werden - auch Pompeo sollte laut "The Hollywood Reporter" zu sehen sein.