Medienschau

"Ich bin noch nicht gecancelt. Was ist los mit mir?"

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Die zerrüttete deutsche Kunstszene, eine Verteidigung des Postkolonialismus und "Dune" bekommt einen dritten Teil: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Debatte

Die deutsche Kunstszene zerreißt sich selbst im Schatten des Gazakriegs, stellt Eliza Levinson in einem langem Artikel auf "ArtNews" fest, indem sie die Ereignisse seit dem 7. Oktober zusammenfasst. Interessant sind die Zitate, die sie von anonymen Kulturarbeitern gesammelt hat. "Paul ist der Ansicht, dass der durchschnittliche Mitarbeiter einer deutschen Kultureinrichtung in einem komplexen bürokratischen Geflecht arbeitet, in dem eine Atmosphäre der 'Angst und Furcht' herrscht und 'keine Erklärungen' gegeben werden, die an das Absurde grenzen. Paul sagte, er stelle sich oft Fragen wie: 'Wer ist an der Macht? Was ist hier los? Bin ich verrückt geworden? Ist diese Person verrückt?'" Paul zufolge "kann die Einbindung in deutsche Institutionen das Gefühl des Andersseins und der Ausgrenzung fördern, sogar von innen heraus. 'Als mixed-race Deutscher werde ich nicht unbedingt als integraler Bestandteil dieses Landes und dieser Institutionen angesehen', sagte er. 'Ich bringe immer Perspektiven ein, die zwar als interessant, aber nicht als zentral für die Erzählung dieses Landes angesehen werden.'" Der palästinensisch-syrische Dichter Ghayath Almadhoun ist der Meinung, dass "es eine Goldmedaille ist, in Deutschland gecancelt zu werden. Einer meiner jüdischen Freunde rief mich an und war so traurig. Er sagte mir: 'Ich bin nicht gecancelt. Was ist los mit mir?' Und ich sagte ihm: 'Nimm es leicht. Du bist wunderbar. Es ist nur eine Frage der Zeit. Sie werden dich finden; sie werden dich streichen. Wenn man in Deutschland nicht abgesagt wird, ist das wirklich eine Schande für dich." Aber warum ist es dann eine Goldmedaille, wenn es so einfach zu erreichen ist?

"Seit dem 7.10. erleben wir in Deutschland ein Pingpong von Straße und Feuilleton", schreibt Urs Lindner in der "taz". "'Zionismus ist Kolonialismus und daher böse' vs. 'Zionismus ist gut und kann daher nichts mit Kolonialismus zu tun haben', 'Ihr seid Rassist:innen' vs. 'Ihr seid Antisemit:innen'." Lindner plädiert hingegen für mehr Differenzierung. Der Postkolonialismus werde "quer durch die Feuilletons als intellektuelle Brutstätte von Antisemitismus und Rechtfertigungsinstanz für die Untaten der Hamas dargestellt. Derartige Beschreibungen kritischer Kolonialismusforschung, zu der neben postkolonialen Studien und dekolonia­ler Theorie vor allem die Imperial- und Kolonialgeschichte gehören, werden weder der Heterogenität des Feldes noch ihren riesigen Verdiensten für das Verständnis von Kolonialismus wie auch dessen Nachwirkungen gerecht."

Kunstinstitutionen

Der letzte noch bestehende Raum für zeitgenössische Kunst im Gazastreifen wurde während des zweiten israelischen Militärangriffs auf das Al-Shifa-Krankenhaus zerstört, berichtet "Hyperallergic". Shababeek umfasste ein gemeinnütziges Kunstausbildungszentrum und eine Galerie, die beide nur wenige Meter von dem belagerten medizinischen Komplex entfernt lagen. 

Kunstmarkt

Helga Meister schaut in der "Rheinischen Post" anlässlich der bevorstehenden Art Düsseldorf auf den Kunstmarkt. "Die Märkte werden regionaler. Früher verkauften Düsseldorfer und Kölner Galerien 85 Prozent in die USA. Seit Covid habe sich das verschoben, erklärt Linn Lühn. Jetzt gehe es um die Identität eines Standorts, und da sei Düsseldorf sehr stark. Darauf setzt auch Messechef Gehlen. Dank seiner Künstler spiele Düsseldorf national wie international eine große Rolle. Hier sei der Ort, wo der Galerist Hans Mayer die Künstler Joseph Beuys und Andy Warhol zusammengebracht habe. Man müsse deutlich machen, welche Bedeutung Düsseldorf in der zeitgenössischen Kunstgeschichte hat. Düsseldorfs regionale Themen seien stets auch international relevant. Düsseldorf sei ein erfolgreicher Marktplatz."

Film

Die erfolgreiche Science-Fiction-Kinofilmreihe "Dune" von Regisseur Denis Villeneuve wird mit einem dritten Teil fortgesetzt und abgeschlossen. Das bestätigte Legendary Pictures den US-Branchenportalen "Deadline" und "Variety". Villeneuve wird demnach mit "Messiah" seine Kino-Adaption der Sci-Fi-Romane beenden. Es war bekannt, dass der Kanadier insgesamt drei "Dune"-Filme drehen wollte, die sich die ersten beiden Bücher von Frank Herbert zum Vorbild nehmen. Wann der dritte Teil in die Kinos kommt, blieb bislang unklar, es könnte aber 2027 werden. Der erste Teil (2021) kam weltweit auf einen Umsatz von rund 400 Millionen US-Dollar (Quelle: Box Office Mojo), gerade inmitten der Corona-Pandemie ein beeindruckendes Ergebnis für einen Kinofilm. Teil 2 (2024) hat aktuell ein Einspielergebnis von rund 630 Millionen weltweit. "Dune: Part Two" startete vor rund fünf Wochen in den Kinos - in Deutschland am 29. Februar. In Deutschland kam der erste Teil auf mehr als 1,8 Millionen Kinobesucher, der zweite sogar auf mehr als 2,5 Millionen. Der Stoff basiert auf einer Romanreihe von Frank Herbert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Wüstenplanet Arrakis. Nur dort gibt es eine besondere, wertvolle Substanz - weswegen der Planet von anderen Mächten der Galaxie ausgebeutet und seine Bewohner unterdrückt werden. Villeneuve versammelte für seine Verfilmung viele Stars, darunter Timothée Chalamet, Zendaya, Florence Pugh und Austin Butler.

Die Schauspielerin Birgit Minichmayr wollte in der Phase ihrer Familienplanung bestimmte Rollen nicht spielen. "Es gab mal ein Drehbuch, das ich tatsächlich abgelehnt hatte wegen meiner privaten Situation – ein Drehbuch über eine Abtreibung", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Weil ich gerade dabei war, schwanger zu werden." Noch stärker habe sie sich in dieser Zeit als Zuschauerin eingeschränkt. "Was Filme betrifft, war ich in der Schwangerschaft hochempfindlich. Damals hatte ich angefangen, "Dark" zu gucken, die Netflix-Serie. Das musste ich ausdrehen." Angeschaut habe sie sich dann nur, "was mich in ein heimeliges Wohlsein eingehüllt hat", sagte Minichmayr. "In der Schwangerschaft habe ich nur noch Kochshows geguckt. Und die Comedy-Serie "Modern Family"." Die Österreicherin ist derzeit im Kinofilm "Andrea lässt sich scheiden" von Josef Hader zu sehen. 

"Barbie"-Star Margot Robbie und die schauspielernde Regisseurin Olivia Wilde könnten mit "Avengelyne" ein gemeinsames Projekt anpacken. Zusammen mit dem Produzenten Simon Kinberg wollen sie die weibliche Comic-Figur auf die Leinwand bringen.  Laut "Hollywood Reporter" und "Variety" soll Wilde Regie führen, während Robbie mit ihrer Produktionsfirma LuckyChap Entertainment an Bord ist. Die Firma war auch an der Produktion von Filmen wie "Promising Young Woman", "Barbie" und "Saltburn" beteiligt. Die "Avengelyne"-Comics waren Mitte der 90er-Jahre von "Deadpool"-Schöpfer Rob Liefeld geschaffen worden. Die Titelheldin ist ein kämpferischer Engel, der es mit Dämonen und anderen bösen Mächten aufnimmt. 

Das besondere Kunstwerk

Ex-Beatle Paul McCartney lobt die Coverversion seines Lieds "Blackbird" durch Beyoncé . Der Brite schrieb auf Instagram neben ein gemeinsames Foto mit der US-Sängerin, dass er "so glücklich" mit dieser "großartigen" neuen Version sei. "Ich würde jedem, der sie noch nicht gehört hat, dringend empfehlen, sie sich anzuhören. Ihr werdet es lieben!" Beyoncé unterstreiche mit ihrem "Blackbird"-Cover die Botschaft der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, welche ihn Ende der 1960er-Jahre zum Schreiben des Songs inspiriert habe, erklärte McCartney. "Alles, was mein Song und Beyoncés fabelhafte Version dazu beitragen können, rassistische Spannungen abzubauen, wäre eine großartige Sache und macht mich sehr stolz." Beyoncés Version des Beatles-Lieds ist Teil ihres neuen Albums "Cowboy Carter", welches letzte Woche erschienen ist. McCartney schreibt, dass beide zuvor miteinander telefoniert hätten und Beyoncé ihm für den Song gedankt habe.