Der Künstler Bas Jan Ader (1942 bis 1975) legte sich mit der Schwerkraft an, wagte eine aufrichtige Auseinandersetzung mit dem Romantischen und Existenziellen in einer Zeit, in der Konzeptkunst vor allem abgebrüht und ironisch sein sollte. In seinen Filmen, Fotos und Dia-Installationen lässt er seinen Körper von Dächern oder Bäumen stürzen oder mit dem Fahrrad in Grachten versinken. In seiner wohl bekanntesten Arbeit "I'm Too Sad To Tell You" zeigt er sein in Tränen aufgelöstes Gesicht in Großaufnahme. Der Grund für diese tiefe Trauer bleibt unbekannt.
Bas Jan Ader wird in eine bewegte Zeit hineingeboren — seine ersten Kindheitsjahre verbringt er Ende des Zweiten Weltkriegs im niederländischen Winschoten. Schon früh verliert er seinen Vater, der 1944 von deutschen Besatzern erschossen wird. Er hatte gemeinsam mit seiner Frau Jüdinnen und Juden in seinem Pfarrhaus vor den Nazis versteckt. Bas Jan Ader ist damals zwei Jahre alt, sein Bruder gerade geboren. Diese Erlebnisse tauchen auch in verfremdeter Form in seinem Werk auf, das von einer steten Sinnsuche und dem Wunsch geprägt ist, hinter den Horizont schauen zu können. Ein Vorhaben, das zum Scheitern verurteilt ist.
In dieser Folge des Monopol-Podcasts "Kunst und Leben" erklärt Redakteurin Saskia Trebing, warum Bas Jan Ader zwar nie ein Star-Künstler wurde, seine Arbeit aber auch heute noch tief berührt und viele Kolleginnen und Kollegen inspiriert. Außerdem kommt die Kuratorin Brigitte Kölle zu Wort, die sich schon lange mit Aders Werk beschäftigt und gerade die große Retrospektive in der Hamburger Kunsthalle gestaltet hat.
Verschwunden vor genau 50 Jahren
Die aktuelle Ausstellung eröffnete genau 50 Jahre nach dem Verschwinden des Künstlers, das zu den großen Mysterien der jüngeren Kunstgeschichte gehört. 1975 wollte Bas Jan Ader im Rahmen einer Performance den Atlantik allein mit einem winzigen Segelboot überqueren und so von der Ostküste der USA nach Europa gelangen. Dort kam er jedoch nie an. Nur sein leeres Boot wurde in Irland angespült. Im Podcast geht es darum, wie die Kunstwelt auf diese Leerstelle reagierte und ihre ganz eigene Theorie zu den Ereignissen entwickelte. Zudem erzählt Saskia Trebing, die mit Bas Jan Aders Bruder gesprochen hat, was nach Ansicht seiner Familie wirklich passiert ist.
"Kunst und Leben" ist ein Monopol-Podcast in Kooperation mit Detektor.FM und moderiert von Sara-Marie Plekat. Zweimal im Monat geht es um alles, was die Kunstwelt bewegt – von Künstlerinnen und Kuratoren bis hin zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Jetzt reinhören – überall, wo es Podcasts gibt, und die aktuelle Folge auch direkt hier: