Podcast "Kunst und Leben"

Diagnose: Bauscham

Kein Bauscham nirgends: Megaprojekt Stuttgart 21 beim Tag der offenen Baustelle Anfang April
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Kein Bauscham nirgends: Megaprojekt Stuttgart 21 beim Tag der offenen Baustelle Anfang April

In der Architektur geht es meist darum, ob ein Gebäude schön oder funktional ist. Selten wird gefragt, ob wir es überhaupt brauchen. In dieser Podcast-Folge geht es um Bauverzicht zugunsten des Klimas und eine Revolution unserer Ansprüche ans Wohnen

In der Diskussion um die Klimakrise sind viele Dinge, die früher selbstverständlich waren, in Verruf geraten. Inzwischen sind für viele häufige Langstreckenflüge oder riesige Autos kein Grund zum Prahlen mehr, sondern eher eine CO2-intensive Missetat, für die man sich eigentlich schämen müsste. Wenn man mit Architektinnen und Architekten spricht, ist ein Phänomen jedoch überraschend wenig ausgeprägt: die Bauscham

Dabei machen Gebäude rund 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes aus, der Luftverkehr dagegen nur drei Prozent. Und noch gehen rund 60 Prozent des gesamten Müllaufkommens auf das Konto der Bauwirtschaft, die Klimabilanz von Beton ist verheerend. Aber was folgt daraus? Müssen wir weniger bauen, oder anders, oder am besten gar nicht mehr? In der zweiten Podcast-Folge zum Thema "Wie wollen wir leben?" geht es um die Frage, wie die Architektur nachhaltiger werden kann und wie sich eine Disziplin, die sich oft in einer "Schneller-höher-weiter"-Mentalität bewegt, dafür verändert müsste. 

Moderatorin Aileen Wrozyna spricht dazu mit dem Architekturtheoretiker und Monopol-Autor Friedrich von Borries. Er erklärt, dass eine ehrliche Debatte über das Bauen in der Klimakrise eine radikale Veränderung unserer Vorstellung vom Wohnen beinhalten müsste. Braucht eine Familie wirklich ein Haus? Müsste viel Wohnfläche pro Kopf besteuert werden, so wie es heute bei Einkommen funktioniert? Von Borries erzählt, dass Architektinnen und Architekten schon heute Konzepte entwickeln, wie Wohnraum ohne die vielbeschworenen Neubauten gerechter verteilt werden kann und mehr Menschen auf weniger Fläche beherbergt werden könnten. Die Frage ist nur: Wollen wir darüber nachdenken und damit auch Privilegien aufgeben?

"Kunst und Leben" ist ein Podcast für Kunst und Kultur von Monopol in Kooperation mit Detektor FM. Monopol-Redakteurinnen und Redakteure sprechen zweimal im Monat über alles, was die Kunstwelt bewegt, schauen hinter die Kulissen, lassen Kuratorinnen und Künstler zu Wort kommen und erfahren Exklusives zu ihren Arbeiten und Perspektiven.

Die aktuelle Folge des Monopol-Podcasts können Sie hier hören. Dazu bitte die Inhalte aktivieren: