Prozess in Dresden

Täuschung mit Beutestück aus Grünem Gewölbe - Mann verurteilt

Ein Niederländer, der am Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe Dresden verdienen wollte, soll hinter Gitter

Das Landgericht hat den 54-Jährigen aus Eindhoven am Freitag wegen Betruges zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Die Strafkammer sah es als erwiesen an, dass der Mann die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) Ende 2021 gezielt mit einem der prominenten Beutestücke des Einbruchs in das weltberühmte Museum getäuscht hat. "Der Betrug war so gut, weil er so schlecht war", sagte der Vorsitzende Richter. Damit meinte er, dass der Schwindel vom Angeklagten so durchgeführt worden war, dass er zwangsläufig als Täter zu identifizieren war. Der Angeklagte hatte das zum Prozessauftakt Mitte Mai gestanden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Schausteller, der nach eigenen Angaben unter anderem von Flohmarktgeschäften lebte, gab sich dazu als belgischer Diamantenhändler aus. Über einen bekannten niederländischen Kunstdetektiv bot er an, von zwei Tschetschenen den Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens für die SKD zurückzukaufen. Er behauptete auch, gemeinsam mit seinem Chef dessen Echtheit überprüft zu haben.

Nach einem Treffen mit Vertretern des Museumsverbundes in einem Antwerpener Hotel am 27. Dezember 2021 wurde ihm die gewünschte Summe über den Kunstdetektiv wie zuvor vereinbart ausgehändigt. Auf den hatten die SKD-Chefin und ihr Verwaltungschef vertraut, der Angeklagte hatte sie mit seinem Interesse an den Dresdner Museen und Kenntnissen über Juwelen und Luxusuhren überzeugt, wie sie vor Gericht aussagten. Der vermeintliche Diamantenhändler aber verschwand mit dem Geld, das, letzten Endes, ein privater Kunstfreund zur Verfügung gestellt hatte. Er ist der Geschädigte in diesem Fall.

Ein Hauptkommissar des Landeskriminalamtes Sachsen bestätigte am Vormittag den Tatablauf im Wesentlichen. Man habe die Informationen des Kunstdetektivs als glaubwürdig eingeschätzt, wenngleich auch risikobehaftet, berichtete er. Der in seiner Heimat wegen "wiederholten Betrugs und Täuschung" vorbestrafte Angeklagte war Anfang März 2022 zunächst in anderer Sache festgenommen worden und ist seit November 2022 in deutscher Untersuchungshaft.

Der Kunstdiebstahl aus Sachsens berühmtem Schatzkammermuseum am 25. November 2019 war einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten im Wert von fast 117 Millionen Euro. Im Zuge des Prozesses gegen sechs junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan war kurz vor Weihnachten 2022 ein Großteil davon zurückgegeben worden, darunter der echte Bruststern. Das Dresdner Landgericht verurteilte fünf von ihnen Mitte Mai zu Freiheits- oder Jugendstrafen - sie alle legten Revision ein.