Dresden

Täuschung mit Grüne Gewölbe-Beute – Museumschefin sagt als Zeugin aus

Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, im Landgericht Dresden

Im Bestreben, die 2019 aus dem Grünen Gewölbe gestohlenen Schmuckstücke zurück zu erlangen, sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 2021 auf einen niederländischen Schausteller hereingefallen. Im Prozess gegen ihn geht es auch um die Frage, warum

Bei dem Angebot, ein prominentes Beutestück des Juwelendiebstahls aus dem Historischen Grünen Gewölbe zurückkaufen zu können, hielten sich im Dezember 2021 in Dresden Hoffnung und Scheitern die Waage. Es habe natürlich Zweifel gegeben; dass es auch Betrug sein könnte, "war uns allen bewusst", erinnerte sich die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marion Ackermann, am Dienstag als Zeugin im Prozess gegen einen Niederländer am Landgericht Dresden. Sie habe der Expertise hocherfahrener Spezialisten der Soko Epaulette und des Landeskriminalamtes (LKA) sowie dem renommierten niederländischen Kunstdetektiv Arthur Brand vertraut und sich nicht in der Rolle gesehen, die Dinge zu entscheiden.

Der Angeklagte soll die SKD gezielt betrogen haben. Der 55-Jährige hatte vor Gericht gestanden und angegeben, dass er sich als belgischer Diamanthändler ausgegeben habe. Er habe vorgegeben, von zwei Tschetschenen das Angebot zum Kauf des Bruststerns des polnischen Weißen Adlerordens aus der damals noch verschwundenen Beute zu haben. Die ihm dafür übergebenen 40 000 Euro habe er behalten. Laut Anklage hat er auch behauptet, dass er und sein Chef das Beutestück untersucht hätten und es echt sei.

Beim Treffen mit SKD-Vertretern in Antwerpen am 27. Dezember 2021 sei er dann kompetent aufgetreten und habe mit Kunstsachverstand überzeugt. Im Vertrauen darauf sei danach in einer Privatwohnung in der Nähe die geforderte Summe über den Kunstdetektiv an ihn übergeben worden. "Ich war mir nicht sicher", bekannte Ackermann. Es habe eine "merkwürdige Diskrepanz" gegeben zwischen der Erscheinung des Mannes, der sichtlich krank und leger gekleidet gewesen sei, und dessen "erstaunlichem Wissen" über Sachsens Geschichte und die Dresdner Juwelen. "Er war perfekt vorbereitet."

Es habe damals viele Aspekte gegeben, die dafür sprachen, auf das Angebot einzugehen, sagte Ackermann. Man habe stark gehofft, "dass es eine zielführende Spur war, es gab ja vorher auch viele Enttäuschungen."

Der Kunstdiebstahl aus dem weltberühmten Schatzkammermuseum am 25. November 2019 war einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter hatten 21 Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten im Wert von 116,8 Millionen Euro erbeutet. Vor einer Woche waren fünf junge Männer aus dem bekannten Berliner Remmo-Clan vom Landgericht als Täter verurteilt worden. Sie hatten Ende 2022 einen Großteil der Beute zurückgegeben - darunter auch das von dem Trittbrettfahrer offerierte Schmuckstück.