Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Brüssel, Frankfurt, Halle, München, New York, Paris und Schwerin



Transmediale in Berlin

Oper auf dem Flugfeld, Kunst beim Späti oder per Satellit - die neue Fassung des Kunstfestivals "Transmediale" in Berlin befasst sich unter anderem mit Technologien der Vermessung. Neben zwei Zentren in der Akademie der Künste im Tiergarten und im Silent Green Kunstquartier Wedding mit Diskursen, Performances, Ausstellungen und Filmen sind künstlerische Aktivitäten in weiten Teilen der Stadt vorgesehen.

Das Festival "a model, a map, a fiction" dauert von Mittwoch bis Sonntag, die Ausstellung "Or So It Seems" mit Arbeiten von Alan Butler und Simone Niquille in der Akademie sowie die stadtweite Ausstellung "Out of Scale" sind bis zum 26. Februar zu sehen.

Eine der Arbeiten erschließt sich nur per Satellit. Die Künstlerin Rosa Menkman hat auf einem Dach in einem historischen Viertel Berlins eine 16 mal 16 Meter große Markierung angebracht. Eine Arbeit für die Weiten des Tempelhofer Feldes, dem früheren Flughafen mitten in der Stadt, hat Joana Moll geschaffen. Per App lässt sich dort ihrem Werk "A Silent Opera for Anthropogenic Mass" lauschen.

Zur stadtweiten Ausstellung gehören auch ein USB-Stick voller Kunstwerke, der im Angebot von Spätis zu finden ist, oder eine Plakatreihe von Lauren Lee McCarthy entlang des U-Bahn-Netzes zum Umgang mit biologischen Daten. Vier Kunstwerke finden sich zudem auf der Seite eines Portals für Online-Versteigerungen.

"Transmediale", Berlin, bis 5. Februar, Ausstellungen bis 26. Februar


Brafa Art Fair in Brüssel

Die Brafa Art Fair in Brüssel hat sich dem Elektizismus verschrieben: Hier ist alles möglich, von den alten Meistern hin zur zeitgenössischen Kunst über Schmuck, Skulpturen, Tafelsilber, Design und Tribal-Art. 130 Galerien aus 15 Ländern präsentieren bis zum 5. Februar auf dem Messegelände Brussels Expo, darunter bekannte Anbieter wie Bernier/Eliades oder Axel Vervoordt. Am Wochenende führt eine Serie von Talks und Vorträgen von namenhaften Museumsleuten durch die Kunstgeschichte, und Kunstmarktexperten geben Einblicke ins Marktgeschehen.

Brafa Art Fair, Brüssel, bis 5. Februar


Bilder von Holocaust-Überlebenden in Frankfurt am Main

Unter dem Titel "Wohin ich immer reise" ist am Donnerstag eine Ausstellung mit Bildern von Holocaust-Überlebenden in den Frankfurter Römerhallen geöffnet worden. Entstanden sind sie im Atelier des Treffpunkts für Überlebende, der 2002 als Pilotprojekt in Frankfurt gegründet wurde. Mit der Ausstellung werde erstmals der "geschützte Raum" verlassen und die Arbeiten der teils hochbetagten Künstler gezeigt, sagte Arno Schuster von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland bei der Eröffnung.

Das Atelier sei keine kunsttherapeutische Einrichtung, sagte Kuratorin Aviva Kaminer über ihre Arbeit mit Menschen, die "im letzten Abschnitt ihres Lebens" künstlerische Ausdrucksformen entwickeln.

Der Treffpunkt sei kein Ort, an dem geweint und getrauert wird, sondern das Leben und Überleben gefeiert werden soll, so Esti Petri-Adiel, die Leiterin des Treffpunkts. Das Projekt sei als "niederschwelliges Angebot" zu verstehen, als Ort des Austauschs, wo aber auch psychosoziale Unterstützung angeboten werde. Mittlerweile gibt es deutschlandweit mehr als 30 solcher Treffpunkte für Schoah-Überlebende.

In den rund 40 Bildern, die im Rahmen der bis zum 12. Februar geöffneten Ausstellung gezeigt werden, sind keine Erinnerungen an eine Kindheit in Ghettos oder Konzentrationsbildern zu sehen, sondern Porträts, Landschaftsbilder oder Stillleben, die oft nach Vorlagen bekannter Kunstwerke oder Fotografien entstanden. Dass gegenwärtige Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine die Vergangenheit aufwühlen, machen dabei zwei Bilder deutlich, die die Abschiedsszene einer ukrainischen Familie am Bahnhof zeigen. "Der Krieg hat viele Erinnerungen geweckt", sagte Petri-Adiel.

"Wohin ich immer reise", Römerhallen, Frankfurt, bis 12. Februar


Kunst von Studierenden in Halle

Malerei, Grafik, Siebdruck, Plastik, Installation: Den verschiedenen künstlerischen Positionen von Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Kunst widmet die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle eine zweieinhalbwöchige Ausstellung. Nach der Eröffnung von "Darüber hinaus. Diplome der Kunst" am Mittwoch im Volkspark Halle sind die Werke der 13 Beteiligten bis 19. Februar zu sehen. Im Fokus der Präsentation steht laut Hochschule die Verbindung künstlerischer Einzelpositionen zu einem Gesamtkunstwerk. Mit der Schau solle auch "die Vielfalt ästhetischer Haltungen" der Burg betont werden, hieß es.

Anlässlich der Vernissage soll der Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse verliehen werden. Die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung wird zum 17. Mal durch eine sechsköpfige Jury unter Vorsitz des Burg-Prorektors und Professors für Malerei, Tilo Baumgärtel, für eine "Abschlussarbeit von herausragender künstlerischer Qualität" vergeben. Zudem könnten bis zu zwei Bewerber mit einer Anerkennung und einem Preisgeld von je 500 Euro belohnt werden, hieß es.

Die Burg, wie die Hochschule genannt wird, wurde 1915 gegründet. Mit mehr als 1000 Studierenden zählt sie eigenen Angaben zufolge zu den größten Kunsthochschulen Deutschlands. Gut 50 Professoren und 60 akademische Mitarbeiter betreuen die Studentinnen und Studenten aus aller Welt. In den Fachbereichen Kunst und Design werden mehr als 20 Studienrichtungen angeboten.

Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Kunst der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle "Darüber hinaus. Diplome der Kunst", Halle, bis 19. Februar, Eintritt frei


Blumenkunst in München

Blumen in allen erdenklichen Formen und Farben gibt es von Freitag an in der Kunsthalle München zu bewundern. Man wolle die Kunst- und Kulturgeschichte der Blume vom Altertum bis heute beleuchten, teilten die Organisatoren am Donnerstag mit. Bis zum 27. August zeigt "Flowers Forever" rund 170 Werke und Installationen, die zum Teil eigens für die Schau gefertigt wurden. Sie ist Auftakt des "Flower Power Festivals" in München, das bis zum 7. Oktober ein buntes Programm bietet.

Die Ausstellung zeigt Gemälde, Skulpturen, Design-Werke, interaktive Medienkunst sowie naturwissenschaftliche Objekte und florale Mode. Das Frans Hals Museum im niederländischen Haarlem steuerte die "Satire auf die Tulpenmanie" des flämischen Barockmalers Jan Brueghel dem Jüngeren von 1640 bei. Aus dem Belvedere in Wien stammt das idyllische Gemälde "Blühender Mohn" von Olga Wisinger-Florian um 1895 und 1900. Auch Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Andreas Gursky, Hannah Höch, Ann Carrington oder von DRIFT sind ausgestellt.

Höhepunkt ist die Installation "Calyx" (Blütenkelch). Die britische Künstlerin Rebecca Louise Law hatte dafür die Münchner um Spenden getrockneter Blumen gebeten und rund 200 000 Stück zu einem Kunstwerk zusammengefügt.

Den Ausstellungsmachern ging es nicht nur um das Dekorative und Mythische. Auch Politik, Ökonomie und Ökologie werden thematisiert. Die Blumenzucht als auch der Handel seien längst global organisiert, erklärten sie. Künstlerinnen und Künstler beschäftigten sich deshalb auch mit ökologischen und sozialen Fragen und wollten die Betrachter mit ihrem Konsumverhalten und den Auswirkungen auf die Umwelt konfrontieren. Im Anschluss soll die Ausstellung leicht verändert nach Frankreich ins Musée des Impressionnismes Giverny weiterwandern. 

"Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur", Kunsthalle München, bis 27. August


Jumana Manna in New York

Die Palästinenserin Jumana Manna schafft Filme, in denen sie sich kritisch mit der industriellen Landwirtschaft, mit neoliberaler Politik und der Entfremdung von Land und Boden auseinandersetzt. In Mannas erster umfassender Museumsausstellung, die ihr das New Yorker MoMA PS1 ausrichtet, sind rund 20 Werrke zu sehen, darunter zwei aktuelle Filme sowie einige Skulpturen, in denen die Künstlerin die paradoxen Auswirkungen von Erhaltungsmaßnahmen in Agrarwirtschaft, Wissenschaft und Gesetzgebung thematisiert.

Jumana Manna "Break, Take, Erase, Tally", MoMA PS1, New York, bis 17. April


Faith Ringgold in Paris

Sie kann auf ein genresprengendes, in über sechs Jahrzehnten gereiftes Werk zurückblicken, von Gemälden über narrative Quilts bis zu Kinderbüchern. Trotzdem blieben Faith Ringgold museale Ehren lange verwehrt; ihre große Retrospektive bekam sie erst im vergangenen Jahr, im New Museum ihrer Heimatstadt New York. Ende Januar erfährt die Schau im Pariser Musée Picasso ihre Ergänzung. Bereits in New York wurde die Serie von zwölf Quilts "The French Collection" (1991-97) präsentiert, die von der Abwesenheit von Afroamerikanerinnen in der Kunstwelt erzählt - und von Ringgolds Liebe zur europäischen Kunst, zur Moderne, zu Paris als Kunstmetropole des frühen 20. Jahrhunderts. Pablo Picasso hatte es ihr besonders angetan, etwa die "Demoiselle d'Avignon" oder das Monumentalgemälde "Guernica", das sie sehr beeindruckte. Welche Spuren Picasso und Zeitgenossen bei ihr hinterlassen haben, wird anhand einer Reihe von Hauptwerken der heute 92-jährigen Künstlerin in Paris nachvollziehbar.

Faith Ringgold "Black is beautiful", Musée Picasso Paris, bis 2. Juli

Kunstwerke von DDR-Ausreisenden in Schwerin

Im Staatlichen Museum Schwerin gibt es Kunstwerke, die einst DDR-Ausreisenden gehörten und die sie nicht mit in den Westen nehmen durften. Das Museum gelangte so unter anderem in den Besitz einer Jugendstil-Figur aus Meißner Porzellan und von drei Gemälden des bedeutenden mecklenburgischen Malers Rudolf Bartels (1872-1943), wie der Historiker Michael Busch am Donnerstagabend in einem Vortrag in Schwerin berichtete. Er untersucht für das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste, in welchem Maße das Staatliche Museum Schwerin bei Kulturgutentziehungen in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR von 1945 bis 1990 beteiligt war.

Das Museum hat nach Buschs Recherchen zu DDR-Zeit etwa 1000 Gutachten über Kulturgüter im Besitz Ausreisender angefertigt. Die Museumsleute hatten demnach eine Empfehlung abzugeben, was aufgrund der kulturhistorischen Bedeutung in der DDR bleiben sollte. Diese Stücke mussten die Betroffenen verschenken, verkaufen oder anderweitig innerhalb der DDR abgeben. Sie hätten sie auch vernichten können - nur in den Westen mitnehmen durften sie sie nicht, so Busch.

Einige Stücke - wie viele genau, konnte Busch nicht sagen - seien auf diese Weise in den Besitz des Staatlichen Museums Schwerin gelangt. Der prominenteste Zugang sei 1980 eine Winterlandschaft von Rudolf Bartels gewesen. Das Bild habe die Witwe von Friedrich Schult - ein enger Freund von Ernst Barlach (1870-1938) - dem Museum geschenkt, als sie in den Westen gegangen sei. Offenbar habe es eine Absprache gegeben, so Busch, denn die Witwe habe antike Möbel, Silber und Schmuck mitnehmen dürfen. Das Museum habe diese Stücke als nicht bedeutend eingestuft.

Die Porzellanfigur "Kugelwerferin" wurde nach Buschs Worten 1977 für 100 Mark von einer ausreisenden Frau angekauft - offenkundig unter Wert. Die frühere Besitzerin habe 2001 eine Ausstellung in Schwerin besucht und die Figur wiedererkannt. Sie habe sie aber nicht zurückhaben wollen. Dafür gäbe es auch keine rechtliche Handhabe, erläuterte der Historiker. Während zu NS-Zeit entzogene Kunst zeitlich unbegrenzt zurückzugeben sei, sind die Fristen für entzogene Kunst in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR nach Buschs Worten 1993 beziehungsweise 1995 abgelaufen. Zivil- und restitutionsrechtliche Ansprüche bestünden nicht mehr.