„Eine Allround- Kulturerfahrung“

 

Die Artissima in Turin hat sich in den vergangenen Jahren von einer kleinen Provinzmesse zu jedermanns Lieblingsherbstveranstaltung gemausert, inklusive einer exklusiven Galerienliste. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Die Artissima genießt ihren guten Ruf, weil wir bei den Ausstellern auf allerhöchste Qualität setzen. Galerien, die den Ansprüchen nicht entsprechen, werden nicht eingeladen. Die Artissima ist eine öffentliche Kunstmesse, sie wird von der Turiner Stadtregierung und der Fondazione Torino Musei betrieben. Das heißt, wir wollen in erster Linie ein führendes, kulturell bedeutendes Ereignis organisieren, nicht den Kunstsupermarkt, den man überall sieht.

Sie widmen sich ausschließlich zeitgenössischer Kunst, während fast alle Kunstmessen auch einen Moderne-Schwerpunkt haben. Warum?
Als ich die Messe 2007 übernahm, gab es fünf bis sechs Moderne-Galerien, die regelmäßig bei uns ausstellten. Das war nicht genug für eine interessante Sektion. Sich voll und ganz auf zeitgenössische Kunst zu konzentrieren schien mir vielversprechender. Inzwischen unterscheidet uns das von den meisten anderen Messen.

Warum haben Sie dieses Jahr die Standkosten für Galerien so stark gesenkt?
Wir wollten Verantwortung zeigen. Die derzeitige Wirtschaftslage hat viele Galerien hart getroffen. Unsere Stände kosten inzwischen nur noch 210 Euro pro Quadratmeter, die meisten anderen internationalen Messen berechnen das Doppelte.

Ein Erfolgsgeheimnis sind die treuen italienischen Sammler. Was unterscheidet sie von ihren deutschen, belgischen oder amerikanischen Kollegen?
Es gibt natürlich überall großartige Sammler. Aber Italien hat eine außergewöhnliche Gruppe von Kunstliebhabern, für die sammeln eher eine intellektuelle Erfahrung ist als eine Geldanlage. Das war schon immer so.

Worauf freuen Sie sich in der kommenden Artissima besonders?
Dieses Jahr haben wir uns dazu entschlossen, unser Rahmenprogramm unter ein großes Thema zu stellen. Diese Artissima wird ein fünftägiges Nonstop-Event werden, das sich mit der Verbindung zwischen den Künsten und dem Theater auseinandersetzt. Während der Messe wird eine Reihe internationaler Künstler fünf Theater in und um Turin bespielen, unter ihnen Cao Fei, Gelitin, Matt Mullican, Michelangelo Pistoletto oder Jim Shaw. Pistoletto etwa will die Geschichte der Menschheit inszenieren, von Kain und Abel bis heute. Mullican wird unter Hypnose auftreten. Diese Artissima wird eine Allround-Kulturerfahrung werden.


Artissima 16, Turin, 6. bis 8. November,

Vorbesichtigung: 5. November