Charles and Ray Eames in London

Gute-Laune-Möbel

Das Londoner Barbican feiert mit Charles and Ray Eames zwei Riesen der Gestaltung

Die "Amerikanische Nationalausstellung" in Moskau 1959 sorgte als Austragungsort der berüchtigten "Küchendebatte" zwischen US-Vizepräsident Richard Nixon und dem sowjetischen Premier Nikita Chruschtschow für Furore – dass Ray und Charles Eames einige Meter weiter eine Friedensbotschaft entsandten, ging darüber fast unter. In einer geodätischen Kuppel von Buckminster Fuller zeigte das Designerpaar einen futuristisch auf sieben Bildschirme verteilten Film, der mit den Sätzen anhob: "The same stars that shine down on Russia shine down on the United States. From the sky, our cities look much the same." Schwer pathetisch – aber besser als alles, was sich die Kalten Krieger an den Kopf warfen.

Menschenfreundlichkeit und gute Laune sind das Markenzeichen von Ray (1912–1988) und Charles Eames (1907–1978). Anfang der 40er-Jahre hatten die Designer eine Technik entwickelt, Schichtholz unter Dampf zu verbiegen, um fortan all ihren Möbeln ein Dauergrinsen zu verleihen, von den Sperrholzstühlen über die farbigen Fiberglasstapelstühle bis zum berühmten "Lounge Chair". Die legendäre "Hang it all"-Garderobe mit den bunten Holzkügelchen entwarfen sie, um Kinder zum Zimmeraufräumen zu motivieren.

Das Londoner Barbican Center zeigt jetzt mehr als 380 Arbeiten der Designer, beleuchtet die Einflüsse von Künstlerfreunden wie Fuller, Sister Corita oder Billy Wilder und stellt das Büro Eames in Kalifornien als moderne Ideenfabrik vor, in der mit Film und Kunst, Wissenschaft und Technik experimentiert wurde. Tatsächlich prägt der Eames-Look – fröhlicher als Stahlrohr-Bauhaus und Teakholz-Protestantismus, zugleich weniger gaga als das Memphis-Design der Postmoderne – heute nicht nur Wohnungen von Berlin-Mitte bis Tokio, sondern auch die Headquarters der Gute-Laune-Start-ups.