Das neue Stedelijk-Museum

Amsterdams Badewanne

Was den Berlinern ihr neuer Flughafen, ist den Amsterdamern der Umbau ihres Stedelijk Museums: eine Tourette-verdächtige Abfolge von Pleiten, Pech und Pannen, ein Taxi- wie Fahrstuhlfahrten beherrschendes Ärgernis. Dabei liefert das Warten nicht nur Gesprächsstoff, es erhöht bekanntermaßen auch die Vorfreude. Nach diversen Verzögerungen, dem Konkurs des Bauunternehmens und Mehrkosten von rund 37 Millionen Euro ist es jetzt so weit: Am Samstag eröffnet Königin Beatrix das neue Stedelijk. Im ersten Stock wird sie einer guten Bekannten begegnen: H.M., ein Porträt der Monarchin von dem belgischen Maler Luc Tuymans. Das neueste Stück der Sammlung.

Das Architektenbüro Benthem Crouwel zeichnet verantwortlich für den Erweiterungsbau, dessen Kunststofffassade sich klar vom 1905 im Neorenaissance-Stil errichteten Stammhaus abgrenzt. Man solle sofort sehen, „dass es sich um ein Bauwerk aus dem Jahr 2012 handelt“, sagt Mels Crouwel, der dem Haus gleich auch den Spitznamen „Badewanne“ mitgegeben hat. Dass Amsterdamer über die Badewanne lästern, stört den Architekten nicht. "Ach, das ist typisch für Amsterdam. Aber zumindest reden sie darüber."

Crouwel wollte eine glatte Fassade, wie aus einem Stück gegossen. Das war aber mit Stein oder Stahl unmöglich. Doch es gelang mit einer Mischung aus einem Kunststoffharz und der Synthetikfaser Twaron. Zum ersten Mal wurde das Material, das sonst für Satelliten, aber auch Soldatenhelme benutzt wird, bei einem so großen Gebäude verwendet. Der Vorteil: Es bleibt auch bei starker Hitze oder Kälte konstant und ist fünfmal so stark wie Stahl.70 Prozent mehr Ausstellungsfläche stehen Stedelijk-Direktorin Ann Goldstein künftig zur Verfügung, sie will aus dem Haus „wieder ein internationales Weltklassemuseum machen“.  

Goldstein hatte die Wiedereröffnung mit einer Retrospektive des Künstlers Mike Kelley begehen wollen, musste nach dessen Tod im Januar aber umdisponieren und lud stattdessen 20 in den Niederlanden lebende junge Künstler zur Gruppenschau „Beyond Imagination“ ein. Die Kelley-Schau soll ab Mitte Dezember folgen.  (monopol/dpa)