Cover für die "Pocket Tube Map"

Abts in den Untergrund

Oben hui, unten pfui? Nicht in London, wo es das Programm "Art on the Underground" gibt. Jetzt steigt Tomma Abts zu

Reisen bildet. Das gilt auch für Kurztrips und Transfers. Warum sollten Kunst und Kultur vor den Einlassschranken der U-Bahn haltmachen? Auf diese rhetorische Frage antworteten die Londoner Verkehrsbetriebe mit dem Programm "Art on the Underground", das im Jahr 2000 aus der Taufe gehoben wurde. Unübersehbar etwa die "Labyrinth"-Tafeln, die Mark Wallinger 2013 anlässlich des 150. Geburtstags des ältesten U-Bahn-Systems der Welt in allen 270 Stationen anbringen ließ.

Mit dem Cover für die "Pocket Tube Map" legt nun die deutsche, in London lebende Künstlerin Tomma Abts nach. Ihr abstrakter Entwurf zeigt sechs jeweils zweifarbige – an den Farbkennungen der Londoner U-Bahn-Linien orientierte – Streifen, die sich mittels Schattenwurf vom Papier zu lösen scheinen.

Die formale Eleganz entspricht zwar nicht wirklich der Realität der schlecht gelüfteten, geräuschvoll vibrierenden Züge, aber Kunst ist eben auch dazu da, Zufluchtsperspektiven aus dem unbequemen Alltag zu bieten. Tomma Abts’ klare Linien weisen von nun an den rechten Weg.