Städtische Galerie Wolfsburg

Kollege Computer spielt mit

Das Genre Zeichnung gilt gemeinhin als das persönlichste. Denn hier ist die Hand des Künstlers besonders sichtbar. So ist es an sich schon eine gute Pointe, den Akt des Zeichnens an eine Maschine zu übergeben – und darüber hinaus an die Ausstellungsbesucher. Die 1966 in Kanada geborene Angela Bulloch hat schon in den 90er-Jahren solche Apparate gebaut: Automatisch fährt ein Stift auf einer Wand hin und her, und wenn ein Gast eintritt und einen Bewegungsmelder auslöst, beeinflusst er damit Position und Richtung der Linien.

Das entstehende Bild, das nach Ende einer Schau übermalt wird, wird zu einer Art abstraktem Tagebuch der Veranstaltung.
Sachlich, rational und doch mit Witz, so kann das Werk von Angela Bulloch beschrieben werden. Der binäre Code der Computersprache, das An oder Aus, 1 oder 0, liege ihrer künstlerischen Praxis zugrunde, hat die Künstlerin einmal gesagt. Das gilt auch für die Pixel-Boxes, die seit gut zehn Jahren immer wieder in ihren Arbeiten erscheinen: quadratische Würfel mit matten, transparenten Oberflächen, die von innen in den verschiedensten Farben rhythmisch erleuchtet werden können, alles gesteuert von einem Rechner.

Bulloch hat die Pixel-Boxes in diversen skulpturalen Konstellationen gezeigt, als Turm, Wand oder auch wie einen blinkenden Dancefloor: Klug verschmilzt Bulloch damit klassisch minimalistische Formen mit zeitgenössischer Technik und Clubästhetik und schafft gleichzeitig ein vielseitiges Werkzeug für Wahrnehmungsexperimente.

Die Stadt Wolfsburg hat Angela Bulloch, die seit 1999 einen Wohnsitz in Berlin hat, jetzt den Preis „Junge Stadt sieht Junge Kunst“ verliehen und präsentiert ihr Werk in einer Soloschau in der Städtischen Galerie: „Time & Line“ zeigt zahlreiche Prints und Zeichnungen, außerdem drei der Zeichenmaschinen, von denen eine extra für die Ausstellung neu konzipiert wurde.  

Städtische Galerie Wolfsburg, 3. April bis 18. September. Vernissage und Preisverleihung am 2. April um 19 Uhr