Soziologie schreiben, ohne zu schreiben, so charakterisierte der Schriftsteller Alfred Döblin eines der berühmtesten Projekte der Fotografiegeschichte: August Sanders Bildatlas "Menschen des 20. Jahrhunderts". Ab 1910 arbeitete der Fotograf an seinem Werk, das Porträts verschiedener Berufsstände und sozialer Schichten systematisch abbilden wollte, vom Schriftsteller über das Dienstmädchen bis zum Boxer.
Dieses Monumentalwerk markiert den Auftrakt der typologischen Porträtfotografie. Sander bildete eine Epoche der Arbeit ab, in der sich die Menschen zu 100 Prozent durch ihren Beruf auszeichneten. Tätigkeit und Persönlichkeit waren deckungsgleich: ein Bäcker, ein Bild.
Am heutigen Mittwoch kommt beim Berliner Auktionshaus Grisebach eine Mappe von 70 Porträts aus einer Kölner Unternehmenssammlung zur Auktion, die der Fotograf 1961/63 noch selbst für eine Ausstellung zusammengestellt hatte. Der Schätzpreis liegt bei 300 000 bis 500 000 Euro.