Ausstellung über alternative Familienmodelle

Ich und du und alle, die wir kennen

Familie ist heute viel mehr als Vater-Mutter-Kind. Eine Ausstellung in Bielefeld sammelt queere Beziehungsmodelle und zeigt Bilder voller Schmerz, Hoffnung, Liebe und Kraft

Augen zu und das Kopfkino anwerfen: Woran denken wir beim Begriff "Familie"? Sogar den Progressivsten kommt womöglich erstmal das übliche Papa-Mama-Kind-Klischee in den Sinn, das auch eine Bausparbroschüre zieren könnte.

Dass die Vielfalt realen Zusammenlebens der Repräsentation deutlich hinterherhinkt, stellte auch die Fotografin ud Kuratorin Katharina Bosse fest, die im Kunstraum Elsa in Bielefeld nun mit der Ausstellung "Das queere Familienzimmer" ganz andere und weit realitätsnähere Möglichkeitsräume aufschließt.

Unter den rund 20 Positionen – darunter vor allem Fotoschaffende, es sind aber auch Zeichnungen und Objekte zu sehen – befindet sich auch ein schon klassisches Projekt, Familienverhältnisse neu auszuloten: Ingo Taubhorn porträtierte sich Ende der 1990er in den Kleidern seiner Mutter. Sie half ihm übrigens bei der Inszenierung, indem sie die Garderobe aussuchte und ihrem Sohn bestimmte Gesten vorschlug.

Barbie hat ihr Coming-Out

Die Collagen der Kölner Künstlerin Nora Hase führen zu queerer Identität heute. Die Serie "Pain, pride, pose" handelt von Schmerz, Hoffnung, Liebe und Kraft – und immer auch davon, anderen Mut machen zu wollen. Mit dem Fotoprojekt "Queerdolls" reagiert die Bielefelderin Jessica Kroll-Holtmann auf Familienklischees im Kinderzimmer und lässt Puppen aus dem Barbie-Universum ihr Coming-out erleben.

Wir treffen auf zwei Kens beim romantischen Strandurlaub (das gab’s in Greta Gerwigs "Barbie"-Blockbuster nun wirklich nicht), und eine Puppe, die ihre Freundin im Rollstuhl schiebt. Julia Autz, Carl Enderle, Selma Lampart, Daniel Schumann und Tomka Weiß sind weitere Beteiligte an der ungewöhnlichen Familienaufstellung, deren Finissage am 24. November stattfindet.