Monografie zu Elad Lassry

Ein Bild sagt mehr als 2000 Worte

Irgendwo im krisengeplagten Griechenland sitzen ein paar Leute, die außerordentlich schöne Kunstbücher machen. Die Bände sind eher schmal, kommen ohne konkreten Anlass heraus und enthalten je einen klugen Text von angenehmer Kürze. "2000 Words" heißt die von Massimiliano Gioni, dem Direktor der vergangenen Venedig-Biennale, ins Leben gerufene Reihe. Sie fokussiert auf Künstler aus der Sammlung des zyprischen Unternehmers Dakis Joannou, mit dem Gioni schon lange zusammenarbeitet. In dieser Reihe erschienen bereits Monografien über Paweł Althamer, Roberto Cuoghi, Urs Fischer, Andro Wekua und Josh Smith.

Die neueste Ausgabe zeigt Werke des 1977 in Tel Aviv geborenen Elad Lassry, die so unmittelbar wirksam sind wie Werbefotografien. Bunt, extrem scharf, perfekt ausgeleuchtet bildet Lassry größtenteils Alltagsobjekte ab, die er allerdings inszeniert, als seien sie überaus wertvoll und interessant. Tim Griffin, der als Autor die 2000 Wörter zu dieser Publikation beisteuert, nennt Lassrys Bilder "nervös", sie fungierten als Plattformen für das gespeicherte Wissen der Betrachter. Gleichzeitig sind die Fotografien durch ihre farbige Rahmung auch immer nahezu in den Zustand eines Objekts versetzt. Und es ist genau dieses Oszillieren zwischen Produkt, Bild und Objekt, das Lassry mit seinen Inszenierungen von Nippes, Gemüse oder Menschen hervorkitzeln will.

Eigentlich eignen sich seine Fotografien, die fast schon an der Übersteuerungsgrenze operieren, glänzend für großformatige Reproduktionen auf schimmernden Seiten. Die kleine Publikation von Joannous Deste Foundation in Athen präsentiert ihn mit Softcover, mattem Papier, und die Werke sind nicht größer abgebildet als Postkarten. Dass die Arbeiten trotzdem nichts von ihrer Wirkung einbüßen, spricht für sie – und für die Macher des Buches.

Karen Marta, Massimiliano Gioni (Hrsg.): "Elad Lassry", auf Englisch, Deste Foundation / Walther König, 152 Seiten, 19,80 Euro