Ein Wiedersehen mit Résonances

Das Haus zu besuchen fällt nicht ganz leicht. Es liegt einige Hundert Meter nördlich vom weltberühmten Platz Dschemaa al-Fna, mitten in der Altstadt. Willkommen im Klischee: Als wären die Schlangenbeschwörer und Geschichtenerzähler nicht Ablenkung genug, führt der Weg zum Musée de Marrakech durch einen Suk mit 1001 Gewürzen, voller Teppiche und Stoffe. Und die Gefahr, in den Händlergassen von einem Moped umgenietet zu werden, ist groß. Das Museum kann für den Touristen also auch Zuflucht sein.
Die Ausstellung „Résonances“ wurde in Verbindung mit der Marrakech Art Fair von Brahim Alaoui kuratiert. Als Berater der Messe – die im Oktober erstmals stattfand – hat der Kunsthistoriker darauf bestanden, den Maghreb stärker als geplant einzubeziehen.
Für 15 aus Marokko stammende Künstler, die von ihren neuen Heimaten aus internationale Karrieren gestartet haben, wird das Museum zum Ort der Rückkehr. Im ehemaligen Paschapalast reizen die Resonanzen und Interferenzen mit der historischen Architektur besonders. Auch in den Werken lässt sich die Tendenz zum Ornament erkennen, bei der Malerin Najia Mehadji etwa oder bei Mounir Fatmi, der einen dornengekrönten Jesus als „Zeichnung“ aus Hunderten Fernsehkabeln präsentiert. Während Fatmi eine Art zivilisatorisches Amalgam herstellt, betonen andere das Trennende. Mohamed El Baz dokumentiert seine Zerrissenheit, indem er zwischen Neonschrift, Objekt und Foto springt und bewusst jede Kohärenz vermeidet. Seine Montagen verschleierter Frauen, deren Köpfe in Flammen stehen, brennen sich jedoch buchstäblich ein.

Zur Grenzerfahrung im Wortsinn gerät Bouchra Khalilis Video aus der „Mapping Journey“-Serie. Ein Finger fährt im Zickzackkurs über die Landkarte zwischen Ramallah und Ostjerusalem, die Stimme eines Palästinensers erzählt aus dem Off von zig Checkpoints und der Odyssee zur Verlobten, die „nur“ wenige Kilometer von ihm entfernt arbeitet.
Damit keineswegs vergleichbar sind die Mühen der Besucher: Projektoren werden erst nach mehrfacher Bitte angeworfen, Monitore bleiben immer dunkel, Lautsprecherboxen ausgestöpselt.

Im Musée de Marrakech hat es die zeitgenössische Kunst schwer, seit Naima, die Witwe des Gründers Omar Benjelloun, das Kommando übernommen hat und vor einigen Jahren die engagierte Direktorin Sakina Rharib aus dem Amt drängte. Man zeigte vorwiegend Kunsthandwerk. Doch jetzt kommen sie: Brahim Alaoui, die Messe und die Remigranten. 

Musée de Marrakech, bis 7. Dezember