Medienschau

"Eine gigantische Öko-Sauerei für zehntausende SUV-Fahrer"

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Eine etwas andere Perspektive aufs Burning-Man-Festival, kritisches Fabulieren in Yale und die komplizierte Beziehung zwischen Salvador und Gala Dalí: Das ist unsere Presseschau am Freitag


Hintergrund

Wer vom geplanten Exilmuseum in Berlin bislang immer bloß die Aufreger und Schulzuweisungen ("Warum ist der Bund so zögerlich?"; "Warum schweigt Kulturstaatsministerin Claudia Roth so beharrlich?") mitbekommen hat, findet in der heutigen "NZZ" einen schönen Hintergrundbericht. Paul Jandl stellt sachlich die Pläne, Standort, Architektur und das inhaltliche Konzept des Hauses vor, das im Jahr 2028 eröffnen könnte.
 

Der Satz des Tages

"Das Burning-Man-Festival in der Wüste muss nicht zwangsläufig eine gigantische Öko-Sauerei für zehntausende SUV-Fahrer sein, die dort fast nackte Frauen beim Tanzen unter Drogen für ihre Instagram-Kanäle aufnehmen. Es kann auch Kultur haben, jedenfalls, wenn der Regisseur Philippe Quesne sich ein eigenes Burning Man bastelt." So beginnt Till Briegleb in der "Süddeutschen Zeitung" seine Hymne auf Quesnes Stück "Im Garten der Lüste“, das jetzt bei der Ruhrtriennale Premniere gefeiert hat.
 

Festival

Eine umfassende Vorschau auf die kommende Woche startende Berlin Art Week liefert "Der Freitag". Alicja Schin spricht mit Clémentine Deliss, die im KW Institute for Contemporary Art eine Ausstellung mit Werken zeigt, die am Anfang der Karrieren von Künstlerinnen standen. "Ich wollte mit Frauen in meinem Alter arbeiten, um zu verstehen, an welchem Punkt unseres Studiums wir uns dazu entschieden haben, uns mit der Kunst zu professionalisieren", erklärt die Kuratorin.
 

Von der Schau "Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit" von Brücke-Museum und Schinkel Pavillon berichtet Philip Hindahl ebenfalls im "Freitag". Marie-Sophie Dorsch stellt die sieben Projekte Räume vor, die der Berliner Senat jetzt für ihre künstlerische Arbeit auszeichnet, und Franciska JC Schmitt porträtiert den jungen Künstlers Thomias Radin, der im Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst ausstellt
 

Ausstellung

Die Yale University Art Gallery besitzt genau eine einzige Porträtminiatur eines Afroamerikaners  – was die Künstlerin Mickalene Thomas jetzt ins Zentrum einer Ausstellung rückt. Die "New York Times" berichtet in einem ausführlicher Report von Thomas' Museums-Installation, in der sie die 1837 entstandene Miniatur mit eigenen Arbeiten und denen befreundeter Künstlerinnen und Künstler umspielt. Die Künstlerin experimentiere "mit der Methodik der kritischen Fabulation – einer Mischung aus Fakten und Spekulationen über das Leben Schwarzer Amerikaner, deren Geschichte weitgehend verloren gegangen ist", schreibt die "Times"-Reporterin Hilarie M. Sheets.
 

Künstlerfilm

Anders als Jens Hinrichsen in Monopol findet "FAZ"-Autor Michael Hass großen Gefallen am neuen Kinofilm über Salvador und Gala Dalí. "Dalíland", zeige den Star als Meister der Selbstbewirtschaftung, der die Grenzen zwischen Artistenpersona und Entertainer konsequent verwischt habe. "Dalí als Influencer avant la lettre, ein lebendes Insta-Feed, das Schauwerte verzeichnet, die nur auf Schauwerte verweisen: Das ist die eine Perspektive." Doch das Werk der Regisseurin Mary Harron warte noch mit einer weiteren, psychologischen Ebene auf, der sich auf die "vertrackte Gemengelage aus Komplizen- und Feindschaft, artistischer Ergänzung und kreativem Boykott" zwischen Salvador und Gala richte. "Was verband diese beiden Talente, fragt man sich am Ende, wenn Dalís Werk bereits alle Magie verloren hat? Womöglich war es Liebe."


Kunstmarkt

"Also 30.000 will ich dafür schon haben", sagt ein selbstbewusster Gast in der jüngsten Folge von der ZDF-Reihe "Bares für Rares". Moderator Horst Lichter lacht, 30.000, für ein Betonklotz mit zwei Antennen? Moment mal, Betonklotz mit Antennen? Der Gast hat eine "Weltempfänger"-Skulptur von Isa Genzken mitgebracht, eine von Deutschlands wichtigsten Gegenwartskünstlerinnen. Sie hat zwar gerade eine Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie, aber Lichter geht erst ein Licht auf, als der Galerist Detlev "Dete" Kümmel erwähnt, dass "die Dame", wie Lichter sie nennt, bei Gerhard Richter studiert hat: "Oh, oh!" Kümmel bestätigt: 30.000 bis 35.000 Euro ist nicht zu viel verlangt. Tatsächlich ist genau dieser "Weltempfänger" jetzt bei Sotheby's in Köln gelandet. Schätzpreis: bis 50.000 Euro.