Überraschende Wendung

Genzken-Skulptur von "Bares für Rares" aus Auktion zurückgezogen

Ein Pfleger hat in der ZDF-Show "Bares für Rares" eine Isa-Genzken-Skulptur verscherbelt, die er angeblich von der Künstlerin geschenkt bekommen hat. Deren Betreueranwalt hat Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verkaufs

"Bares für Rares" ist eigentlich eine gemütliche Sendung für das bekanntermaßen schon etwas in die Jahre gekommene ZDF-Publikum: Wenn die Kandidatinnen und Kandidaten vor beschaulicher Kulisse ihre Kunstobjekte vorstellen, auf dass sie von Expertinnen und Experten im Wert geschätzt werden, wird geduzt und gewitzelt, belehrt und gestaunt. Der Moderator und Fernsehkoch Horst Lichter führt mit Augenzwinkern durch die Sendung und stellt sich gerne dumm. Das kommt gut an: "Bares für Rares" läuft zur Prime Time um 20.15 Uhr und gehört zu den erfolgreichsten Formaten des Senders. 

Die letzte XXL-Ausgabe der Trödel-Show am 6. September aber hinterließ einen bitteren Beigeschmack. Dort stellte der Intensivpfleger Jörg F. eine Skulptur von Isa Genzken vor, die er nach eigenen Angaben von der Künstlerin geschenkt bekommen habe, der es damals "sehr schlecht ging" und die ein paar Tage bei ihm verbracht habe. Er habe für sie ein offenes Ohr gehabt. Da das Kunstwerk aus der "Weltempfänger"-Serie – ein Betonklotz mit zwei Antennen – nicht seinen Geschmack getroffen habe, möchte er es nun verkaufen.

Der Kunsthändler Detlev Kümmel bestätigte in der Sendung, dass die Arbeit bis zu 35.000 Euro bringen könnte. Bei der anschließenden Versteigerung in der Show, bei der Kunsthändlerinnen und -händler auf die vorgestellten Objekte bieten können, erzielte Jörg F. dann aber nur 16.000 Euro. Die eigentlich auf Juwelen spezialisierte Susanne Steiger kaufte ihm das Werk für diesen Preis ab.

Zweifel an der Wirksamkeit der Schenkung

Wie Monopol einen Tag nach Ausstrahlung der Sendung herausfand und berichtete, war die Skulptur inzwischen beim Auktionshaus Sotheby’s in Köln im Angebot einer Online-Auktion: für einem Schätzwert von 30.000 bis 50.000 Euro und angeblich aus einer "bedeutenden Privatsammlung". Doch zu einem Verkauf kam es nicht, wie "Der Standard" nun in Erfahrung brachte: "Denn der 'Weltempfänger' war noch vor der Versteigerung zurückgezogen worden. Konkret auf Veranlassung des Betreueranwalts der Künstlerin." 

An der Wirksamkeit der Schenkung bestünden erhebliche rechtliche Bedenken, wie der Erwachsenenvertreter von Isa Genzken, die sich laut eigenen Angaben immer wieder in stationär psychiatrischer Behandlung befand, dem "Standard" sagte. "Bis zur Ausstrahlung der Sendung sei diese Schenkung nicht bekannt gewesen, ebenso wenig, dass Jörg F. als Pfleger für die Künstlerin tätig gewesen sei und wie er mit ihr in Kontakt kam. Derzeit sei man um eine Klärung des Sachverhalts bemüht, und es wurde jetzt ein Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung der Interessen von Isa Genzken beauftragt." 

Kommt es nun auch zu einer Rückabwicklung des Deals von Jörg F. und der Expertin Susanne Steiger, der im TV geschlossen wurde? Die "Bares für Rares"-Redaktion hätte diesen Ärger durchaus voraussehen können. Aber den vermeintlichen Witz, dass ein Betonklotz so viel wert sein könnte, nahm man dann zu gerne mit.