Kunsthalle Zürich

Geteert und gefedert

Der zierlich bemalte Kachelofen sieht gut aus in dem puffrot ausgeleuchteten Zimmer. Die blauen Ornamente korrespondieren
mit dem Bluescreen auf der deckenhohen Projektion schräg gegenüber. Ein überdimensionales Sandsackmännchen dient dem Betrachter als Sitzgelegenheit. Im Film taucht er dann selbst auf, der Koloss der österreichischen Kunstszene. Und ja, Heimo Zobernig ist nackt bis auf das schwarze Gaffer-Tape auf den Lippen, erst tanzt, später kämpft er mit roten und grünen Schemen. Sie beladen seine Schultern mit Büchern, als müsste der Künstlerkörper die Last einer scheinintellektualisierten Leistungs­gesellschaft tragen. Das Werk, „Nr. 24“, ist drei Jahre alt, und es gehört zu den wenig jungen in dieser Überblicksschau mit dem Titel „ohne Titel (in Red)“.

Die grundlegende Idee ist simpel: keine Bilder an den Wänden, eine Arbeit pro Raum. Das passt in das Setting des von der Kunsthalle Zürich bis Juni 2012 besetzten Fachwerkhauses in der Bärengasse. (Auf dem heimischen Löwenbräu-Areal wird gebaut.)
Zobernigs Kunst ist oft so, wie er sich im Film zeigt. Nichts als Eigensinn, wortkarg und formal so ernst, dass selbst der satirische Witz, der sich durchs Schaffen zieht, nur ein Schmunzeln statt eines lauten Lachens einfordert.

Es imponiert schon, wie integer gerade sein frühes Werk im atypischen Barocklabyrinth wirkt und darin besteht. Bereits in den 80er-Jahren setzte Zobernig, geboren 1958 in Kärnten, sich über poststrukturalistische Theorien hinweg. Er hielt es nicht für nötig, seine minimalistischen Skulpturen zur Kritik am Massenkonsum einzusetzen.

Selbst wenn sie äußerlich an Sol LeWitt oder Donald Judd erinnern, werden, auch hier im Rotlicht, doch die Elemente des eigenen Alphabets sichtbar gemacht: Anomalien, die sich als schwarz bemaltes Billigmaterial wie Styropor oder Pressspan erweisen. So hat Heimo Zobernig schon 1988 einen kubistischen Karton geteert – und konsequent gefedert.  

Kunsthalle Zürich (im Museum Bärengasse), bis 20. März