Kunstwerk von Artur Zmijewski

Jüdischer Weltkongress protestiert gegen Gaskammer-Videoinstallation

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald Lauder, hat die Entfernung eines Videos Artur Zmijewskis in Krakau gefordert, die Nackte beim Fangenspiel in einer Gaskammer zeigt.

Die Installation des polnischen Künstlers Artur Zmijewski ist Teil der seit Mitte Mai laufenden Ausstellung "Erfahrung Auschwitz" im Krakauer Museum für Zeitgenössische Kunst. Seit der Entstehung des Videos "Berek" (Fangenspiel) im Jahr 1999 löst die Installation immer wieder Proteste aus.

"Wir sind schockiert, dass Sensationsmacherei im Gewand der künstlerischen Freiheit über Sensibilität und guten Willen triumphiert" schrieb Lauder in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme. Gerade an einem Ort wie Krakau sollte Verständnis für die Holocaust-Überlebenden herrschen.

Krakau, nur etwa 60 Kilometer vom ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entfernt, war über Jahrhunderte hinweg eines der wichtigsten Zentren des polnischen Judentums.

Das Museum, in dem die Ausstellung gezeigt wird, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der einstigen Fabrik des deutschen Fabrikanten Oskar Schindler, dessen Einsatz zur Rettung seiner jüdischen Arbeiter in Steven Spielbergs oscarprämiertem Film "Schindlers Liste" geschildert wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass "Berek" für Aufsehen sorgt. 2011 ließ Gereon Sievernich, Direktor des Martin-Gropius-Baus in Berlin, das Werk aus der von der polnischen Kuratorin Anda Rottenberg kuratierten Ausstellung "Tür an Tür" entfernen, nachdem Hermann Simon vom Centrum Judaicum einen Beschwerdebrief an das Haus schrieb und die Arbeit "abstoßend" nannte.

"Ein Besuch der Gedenkstätte Auschwitz hat alles ausgelöst", erklärte Zmijewski in einem früheren Interview. "Wie die Menschen sich dort verhalten, was sie dort machen. Ich war vor vielen Jahren als Erzieher mit einer Gruppe von acht- bis 14-jährigen Jungs in Auschwitz. Sie waren völlig überfordert von dem Ort, von der Situation. Sie rannten herum und spielten im ehemaligen Vernichtungslager Fangen. Das gab mir den Anstoß für den Film."

2005 vertrat Zmijewski Polen auf der Kunstbiennale in Venedig, 2007 nahm er an der Documenta 12 in Kassel teil, 2012 kuratierte er die 7. Berlin-Biennale. dpa/monopol