Haus der Kunst, München

Ja, panisch

Sie haben uns dieses Kulturschwarz eingebrockt. Und das Asymmetrische, das Wallende, das Schäbige: Die Modemacher Rei Kawakubo, Yohji Yamamoto, Issey Miyake und ihre Interpreten gestalten seit Anfang der 80er-Jahre auch unsere Silhouetten um. Lassen die Proportionen aussehen, als wären sie verrutscht, umwickeln die Körper, polstern sie aus, durchkreuzen ästhetische und erotische Vorstellungen. Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken schreibt in ihrem Katalogtext: „Oft aggressiv, manchmal von fast zärtlichem Humor oder schneidendem Witz war der dialogische Bezug des japanischen Drei­gestirns auf die westliche Mode.“

Die erste Schau von Rei Kawakubo für Comme des Garçons (1981 in Paris) schockierte tatsächlich, inzwischen hat H & M eine Best-of-Kawakubo-Kollektion herausgebracht. Dass nun das Haus der Kunst sich diesem Wandel mit „Future Beauty – 30 Jahre japanische Mode“ nähert, verwundert allerdings wenig. Denn unter dem zur Londoner Tate Modern ziehenden Chris Dercon haben sich die Münchner schon mit dem State of Design (Konstantin Grcic, 2006), der Architektur (Herzog & de Meuron, 2006) und einem anderen großen Modedekonstrukteur (Martin Margiela, 2009) beschäftigt. Nur Molekularkoch Ferran Adrià, den Documenta-12-Macher Roger M. Buergel 2007 in die Kunstfamilie aufgenommen hat, fehlt in diesem Avantgarden-Programm.

Für die Ausstellung, die Dercon zusammen mit der Chefkuratorin des Kyoto Costume Institute, Akiko Fukai, und der Direktorin der Londoner Barbican Art Gallery, Kate Bush, betreut, werden rund 130 Kleidungsstücke ausgewählt, Filme und Kollektionsdokumentationen aufgebaut. Die Architektur besorgt Sou Fujimoto, der analog zu den Schnitten der Designer die Grenzen zwischen innen und außen auflöst und die Grundrisse ins Fließen bringt. Wieder ein ganz schöner Schock für den Westen.

Haus der Kunst, München, 4. März bis 19. Juni. Audiovisuelle Konzert-Performance von Ryoji Ikeda und Carsten Nicolai am Freitag, den 4. März, um 21 Uhr