Polizei ermittelt

Künstler bietet Obdachlose im Internet zum Verkauf an

Ein dänischer Aktionskünstler wurde in Großbritannien bei der Polizei angezeigt, nachdem er Obdachlose im Internet zum Verkauf angeboten hatte

Bei dem im Sommer gestarteten Projekt mit dem Titel "Hornsleth Homeless Tracker" des dänischen Künstlers Kristian von Hornsleth können Interessenten sich in Großbritannien einen Obdachlosen "kaufen" und ihn per GPS tracken. Darüber hinaus können die Käufer das Leben der Obdachlosen in Social Media-Kanälen des Projekts verfolgen, beispielsweise auf Facebook, Instagram und Twitter.

 

Laut dem "Camden New Journal" wurde der Künstler von Mitarbeitern des Safer Streets Team angezeigt, einer Wohltätigkeitsorganisation aus dem Londoner Stadtteil Camden, nachdem mehrere Obdachlose aus dem Bezirk auf der Website des Projekts aufgetaucht waren. Jetzt werde von der Polizei in Camden ermittelt, ob das Projekt in irgendeiner Form gegen das Gesetz verstoße.

"Mich persönlich ekelt diese Idee an", sagte der Projektmanager der Organisation, Ian Bangay, zum "Camden Web Journal": "Wir sind besorgt, aber es scheint, als können wir aufgrund der Gesetzeslage wenig tun. Wir werden mit den beteiligten Obdachlosen sprechen, um klarzustellen, dass wir unsere Hilfe anbieten, falls sie das Gefühl haben, von dem Projekt ausgenutzt zu werden."

 

Von Hornsleth will eigenen Angaben zufolge unter anderem Fragen zu Privatisierung und Datenschutz aufwerfen: "Wir werden alle von Google oder anderen Firmen überwacht und niemanden scheint das zu interessieren", sagte er gegenüber dem "Camden Web Journal".

Im Interview mit dem Magazin "Vice" beschrieb er das Projekt als einen "Kommentar zu unserer heutigen Gesellschaft": "Wir können zwar einen Menschen auf den Mond schicken, aber in Großbritannien kannst du die Menschen nicht mal von der Straße holen. Das ist absurd. Dabei scheinen in Großbritannien die Antworten auf alle Probleme Deregulierung und Privatisierung zu lauten. Das ist offenbar das einzige Mittel, das sie kennen. Also mache ich das Gleiche. Es ist eine Tragikkomödie. Ich privatisiere Obdachlose. Das ist absurd, aber es spiegelt die heutige Welt wider."

Die Obdachlosen sind auf der Website von "Hornsleth Homeless Tracker" in verschiedene  Kategorien unterteilt. Für einen "goldenen Obachlosen" inklusive GPS-Tracker muss man mindestens 25.000 britische Pfund (umgerechnet rund 28.000 Euro) zahlen. Eine entsprechende App, mit dem der Käufer seinen Obdachlosen 24 Stunden lang verfolgen kann, wurde extra für das Projekt entwickelt. Somit werden die Obdachlosen zu einer "lebensechten Version von Pokémon Go" oder zu einem "menschlichen Tamagotchi" heißt es auf der Website. Darüber hinaus werden auch Porträts von Obdachlosen (Kategorie "silberner Obdachloser") für 600 britische Pfund (rund 674 Euro) angeboten. Wird das Foto verkauft, erhält der Obdachlose einen Anteil von 250 Pfund. 

Von Hornsleth provozierte bereits in der Vergangenheit mit seiner Kunst. Für sein "Hornsleth Village Project" überredete der Künstler 2006 verarmte Bewohner eines ugandischen Dorfes dafür, rechtskräftig den Namen Hornsleth anzunehmen und afür im Gegenzug Nutztiere zu erhalten.