"Kuratoren sollen zum Teufel gehen"

Kulturtheoretiker Bazon Brock greift Documenta 14 an

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Nachtaufnahme vom 27. Juli mit dem Documenta-Kunstwerk "The Parthenon of Books" der Künstlerin Marta Minujin und dem Fridericianum (rechts) in Kassel

Bazon Brock, emeritierter Professor für Ästhetik, hat die Kuratoren der Documenta 14 scharf angegriffen.

In eine Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur sagte der 81-Jährige am Mittwoch: "Das, was in Kassel geboten wird, ist unter aller Sau und hat keinerlei Profil. Die Kuratoren haben auf der gesamten Bandbreite versagt und sind noch absurder organisiert als der Markt."

Anlass des Gesprächs war ein Aufsatz des Publizisten Wolfgang Ullrich, in dem er prophezeit, dass die Kunstwelt zerfällt in einen Bereich für Kuratoren- und einen Bereich für Marktkunst. Bazon Brock widerspricht, da er an die Autonomie der Künstler glaubt: Künstler, die "weder für den Markt, noch für den Bischof, noch für den Kanzler, noch für irgendjemand" arbeiten, werden sich durchsetzen, "denn das ist das Genuin. Man könnte fast schon sagen ein allgemein menschliches Verlangen: Unabhängigkeit im Sinnen von Freidenkertum (...) Alles andere war immer schon Plunder."

Die Kuratoren hingegen hätten sich "am meisten blamiert", sagt er, und nennt als Beispiel die Documenta 14: "Wer Eulen nach Athen tragen will, hat ja sowieso nicht alle Tassen im Schrank." Kuratorische Setzungen oder Eingriffe seien überhaupt nicht zu erkennen. "Meinetwegen können die Kuratoren alle zum Teufel gehen", sagt Brock – und meint damit nicht nur die Documenta-Macher.

Jürgen Johannes Hermann Brock, wie der Emerit mit bürgerlichem Namen heißt, sah sich immer als ein "Künstler ohne Kunstwerk", trat zusammen mit Beuys und Nam June Paik auf, empfahl sich dem Frankfurter Zoo als "denkendes Säugetier, sehr selten", cremte einen Globus ein, um sich über Erlösungsphantasien lustig zu machen. Auf mehreren Ausgaben der Documenta führte er wortreich eine "Besucherschule" an: Führungen entlang der Kunst.