Museen bei Twitter

#MuseumWeek

Noch bis Sonntag läuft die #MuseumWeek, in der sich Ausstellungshäuser in den sozialen Netzwerken präsentieren. Hält der Schub an, den Twitter besonders den deutschen Museen gegeben hat?

Museen sind ja nicht gerade bekannt dafür, eine Vorliebe für Auftritte in sozialen Netzwerken zu haben. Ihre Accounts, sieht man einmal vom Pflichtprogramm Facebook ab, behandeln sie im Tagesgeschäft oft stiefmütterlich. Nun sind sie aber dieser Tage zur #MuseumWeek des Kurznachrichtendienstes Twitter fast geschlossen angetreten. Im zweiten Jahr hat sich die Zahl der teilnehmenden Institutionen beinahe vervierfacht. 2200 Museen, Galerien und Kultureinrichtungen aus über 60 Ländern beteiligen sich am digitalen Siebenkampf, indem sie sieben Tage zu sieben Themen twittern, die in Form eines Hashtags vorgegeben sind.

Die Themen wurden so gewählt, dass Museum und Besucher sich im digitalen Raum treffen und miteinander ins Gespräch kommen. Mal sollen dabei die Museen die Richtung vorgeben, Türen aufmachen, durch die der Besucher vor Ort nicht gehen kann, Wissen über die Werke und das Haus vermitteln, das in der Geschäftigkeit des Ausstellungsbetriebs sonst vielleicht untergeht, und mal sollen die Besucher die Initiative ergreifen, sie können Fragen stellen und bekommen Antworten, sie sollen sich aber auch an zurückliegende Museumsbesuche erinnern und darüber berichten. Montag ging es um Geheimnisse, Dienstag um Souvenirs, Mittwoch ist das Thema Architektur, Donnerstag die Inspiration, Freitag die Familie, Samstag die Lieblinge und der Sonntag steht im Zeichen des Selfies. In Hashtags: #secretsMW, #souvenirsMW, #architectureMW, #inspirationMW, #familyMW, #favMW, #poseMW.

Aus Deutschland sind über 70 Museen mit dabei, wie das ZKM in Karlsruhe, das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, das Museum Folkwang in Essen, die Bundeskunsthalle in Bonn, der Martin-Gropius-Bau in Berlin und natürlich die Pinakotheken und das Haus der Kunst in München, das Städel und die Schirn in Frankfurt und die Kunsthalle und die Deichtorhallen in Hamburg. Zumindest für eine Woche ziehen die deutschen Museen mit denen in Amerika und England gleich, wo Twitter längst fest in die Kommunikation mit den Besuchern verankert ist. Dort bespielt man aber auch mit der Fotosharing-App Instagram schon das nächste soziale Netzwerk routiniert, während die deutschen Institutionen noch nicht ganz davon überzeugt sind und entweder gar keinen Account haben oder einen Praktikanten, so zumindest der Eindruck, nach Gutdünken walten lassen.

Am Montag zum Thema #secretsMW stellten die Museen bei ihrer digitalen Wissensvermittlung allerlei rhetorische Fragen. Die National Portrait Gallery in London fragte, ob man denn wisse, dass sie zahlreiche Bienenstöcke auf ihrem Dach haben, während das New Museum in New York daran erinnert, dass Jeff Koons hier seine erste Einzelausstellung hatte, das MoMA in New York verrät, dass 1933 ein deutscher Schäferhund namens Don Einbrecher vertrieben hat und die Pinakotheken in München noch ganz verliebt sind bei dem Gedanken an den Besuch von Samuel L. Jackson vor einigen Jahren.

Einige, wie die Hamburger Kunsthalle, machten es sich bequem und verwiesen per Kurznachricht auf weitere gelüftete Geheimnisse im Blog oder auf der Homepage des Museums. Die Herbergsmütter, ein Bloggerkollektiv aus dem Bereich Kultur, hatte sichtlich Spaß daran, die Museen auf etwaige Geheimnisse anzuprechen. Das Internationale Maritime Museum in Hamburg fragten sie, ob die Mitarbeiter denn heimlich Schiffe versenken spielen und das Currywurstmuseum sollte verraten, was man dort esse, um einmal richtig zu sündigen.

Digitale Butterfahrt

Das zweite Tagesmotto #souvenirsMW spielt, vielleicht unbewusst, dem Vorurteil in die Hände, der geneigte Museumsbesucher interessiere sich mehr für den hauseigenen Shop als für die Kunst selbst. Gleichzeitig ist das, was da auf Twitter passiert, eine digitale Butterfahrt. Museen weltweit bieten ihre Waren feil, während doch eigentlich der Besucher dazu aufgefordert worden war, seine liebsten Souvenirs oder Erinnerungen an längst vergangene Streifzüge hervorzukramen. Poster, Tassen, Taschen, Stifte, Maskottchen, das ganze Shoprepertoire wird in 140 Zeichen zum Verkauf angeboten, nicht einmal der Eames Chair fehlt, dazu noch 10 Prozent Rabatt hier und kostenloser Versand dort.

Es geht aber auch anders. Die Hamburger Deichtorhallen nehmen das Thema mit Humor und schicken ihren schwarzen Jutebeutel, der selbstredend auch käuflich ist, durch das Haus. Er hängt in der Bibliothek F.C. Gundlach ab, hilft beim Ausstellungsaufbau, macht Pause und wird um 18 Uhr in den wohlverdienten Feierabend geschickt. Im Museum Kunstpalast in Düsseldorf freut man sich kurz über das Lachen einer Besucherin beim Anblick des Gähners von Messerschmidt, im Lenbachhaus in München legt man im Garten die Füße hoch, um Sonne mitzunehmen, während das Frankfurter Städel Museum ganz bei der Sache ist und die Top 3 der meistbestellten Reproduktionen via dreier Kurznachrichten mitteilt. Aber vermutlich hat das Mauritshuis in Den Haag recht, das einzige „must-have“-Souvenir ist eine gelbe Quietscheente mit dem Perlenohrring frei nach Jan Vermeer.

Noch bis Sonntag läuft die #MuseumWeek, danach wird sich zeigen, ob der Schub, den Twitter besonders den deutschen Museen gegeben hat, anhält, oder ob man sich wieder zurücklehnt und weiter die anderen machen lässt.