Museum Ostwall im Dortmunder U

Operation Kunst und Kino

Kurz vor Ende des Kulturhauptstadtjahrs Ruhr.2010 wurde eines seiner zentralen Projekte doch noch fertig: Das Dortmunder U ist nun als „Zentrum für Kunst und Kreativität“ bespielbar. Draußen inszeniert eine große Filminstallation des Ruhrgebietsregisseurs Adolf Winkelmann das ehemalige Kellereihochhaus der Dortmunder Union-Brauerei spektakulär als Kulturleuchtturm. Drinnen haben, in etwas überrenoviertem Weiß, Fachhochschule, Medienkunstverein und Kinosaal Platz – und das Museum am Ostwall, das nach über einem Jahr Schließzeit endlich wieder seine Sammlung präsentieren kann.

Der Raum für die ständige Ausstellung scheint allerdings etwas knapp bemessen. Auf den zwei Etagen stolpert der Besucher unvermittelt vom Fluxus in die klassische Moderne und wünscht sich auf dem Weg, dass die 1947 gegründete Institution von Zero oder auch Kippenberger mehr vorzuweisen hätte als vor allem Plakate. So war es eine exzellente Idee, für die erste Wechselausstellung eine deutlich kapitalere Kollektion anzuzapfen als die eigene: Die Schau „Bild für Bild“, mit der Ende Dezember der letzte Teil des Museums eröffnete, entstand in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou. Ein Ereignis ist sie nicht nur wegen der großen Namen auf der Künstlerliste, die von Francis Alÿs über Dan Graham bis zu Bruce Nauman reicht. Besonders überzeugt, wie sie ihr Thema „Film und zeitgenössische Kunst“ als gut organisierten Essay angeht.

Die Ausstellung bleibt nicht beim laufenden Bild als Kunstwerk stehen, sondern zerlegt das Konzept Film in seine Bestandteile (etwa Rhythmus, Montage, Szenenaufbau, Schnitt) und versammelt Werke, die diese Felder aufgreifen: Die serielle Fotografie der Bechers wird gleichermaßen ein Beispiel für den Begriff „Rhythmus“ wie Richard Serras Film vom Bleistückefangen; eine Installation von Edward Kienholz versteht man genauso als „Set“ wie die opulenten Accessoires in einem Kenneth-Anger-Film – und Kino ist plötzlich als Denkprinzip lesbar. Es wäre schön, wenn das chronisch unterfinanzierte Museum die Chance bekäme, dieses Niveau zu halten.

Museum Ostwall im Dortmunder U, bis 25. April