Tania-Bruguera-Performance

Polizei ermittelt nach Störung von Hannah-Arendt-Lesung

Tania Bruguera, Künstlerin und Aktivistin, liest vor einem Pressetermin zu ihrer Performance "Where Your Ideas Become Civic Actions (100 Hours Reading The Origins of Totalitarianism)", im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart aus Hannah Arendts "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft"
Foto: Christoph Soeder/dp

Künstlerin und Aktivistin Tania Bruguera liest vor einem Pressetermin zu ihrer Performance "Where Your Ideas Become Civic Actions (100 Hours Reading The Origins of Totalitarianism)" im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart aus Hannah Arendts "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft"

Nach dem Abbruch einer Lesung im Berliner Museum Hamburger Bahnhof wegen propalästinensischer Störungen und Hassreden ermittelt nun die Polizei gegen die Täter - obwohl sie am Abend selber nicht alarmiert wurde

Zugleich appellierte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Montag an die Kultureinrichtungen, die Polizei bei derart kritischen Veranstaltungen vorher zu informieren und bei Vorfällen dann auch zu alarmieren und hineinzulassen.

Die 100-stündige Performance mit der Lesung einer umfassenden Analyse totalitärer Strukturen der Publizistin Hannah Arendt (1906-1975) am 11. Februar war abgebrochen worden, weil eine Gruppe israelfeindlicher und propalästinensischer Aktivisten zweimal massiv störte.

Spranger sagte im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses, die Polizei werte zahlreiche Videos von den Störungen, die im Internet kursierten, aus. Der für politische Taten zuständige Staatsschutz befrage zudem Zeugen, etwa 100 Menschen hätten alles beobachtet. Ein Direktor des Museums sei angespuckt und beleidigt worden.

"Die Polizei wurde nicht alarmiert, sagte Spranger. Erst am nächsten Tag habe es eine Anzeige gegeben. Sie betonte, es sei wichtig, die Polizei vorher über Veranstaltungen zu informieren, um Schutzmaßnahmen zu ermöglichen. "Und sie muss dann auch eingelassen werden." Es habe auch schon Situationen gegeben, als die Polizei vom Veranstalter nicht eingelassen worden sei und es später Beschwerden gab. "Dann ist das eine sehr, sehr schwierige Situation. Ich kann nur anmahnen, dass dann anders gehandelt wird."