Interview

Ralf Beil startet als Direktor am Kunstmuseum Wolfsburg

Wolfsburg (dpa) - Den neuen Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg, Ralf Beil, reizen die Arbeitsbedingungen abseits großer Metropolen. Am Montag (2.2.) tritt der 49-Jährige seine Stelle an dem renommierten Haus an. Dass Wolfsburg nicht mit Paris oder Hamburg vergleichbar ist, störe ihn nicht, sagte er der Deutschen Presse-Agentur im Interview. Im Gegenteil.

Wie haben Sie sich auf die neue Aufgabe vorbereitet?

Meine bisherige Tätigkeit als Direktor der Mathildenhöhe Darmstadt war die beste Vorbereitung, die ich mir denken kann: Hier konnte ich mit einem kleinen, aber engagierten Team Großprojekte von besonderer Güte und Ausstrahlung realisieren. Spätestens seitdem weiß ich, was ein Museum ausmacht.

Sie verlegen Ihre Arbeitsstätte nun von Darmstadt nach Wolfsburg. Reizen Sie die großen Metropolen gar nicht?

Ich bin in Hongkong und Hamburg aufgewachsen, habe in Paris studiert und in Zürich gearbeitet. Derzeit kann man jedoch jenseits der großen Metropolen oft ambitionierter und dynamischer leben und arbeiten – und das reizt mich!

Ihr Vorgänger Markus Brüderlin ist vor etwa einem Jahr im Amt gestorben. Haben Sie das Gefühl, eine Lücke füllen zu müssen?

Nein. Der Tod gehört zum Leben. Markus Brüderlins Tod an seinem Wohnort in Frankfurt ist traurig und tragisch, aber für mich besteht da keine Verbindung zum Kunstmuseum Wolfsburg.

Wie wird sich Ihre Arbeit von seinem Schaffen unterscheiden?

Ich bin ein anderer Mensch. Von der Art her direkter und offensiver, obgleich ich wie er ein Faible für große Themen habe. Wenn Sie den Gründungsdirektor Gijs van Tuyl mit dazunehmen, bin ich vielleicht so etwas wie die Synthese meiner beiden Vorgänger. Ob diese These stimmt, beurteilen wir am besten nach meiner ersten Ausstellung in Wolfsburg.

Schwebt Ihnen schon etwas vor?

Mein Kernprogramm beginnt mit «Wolfsburg Unlimited» im Frühjahr 2016. Dort wird sich die Stadt im Museum und das Museum in der Stadt spiegeln. Künstler, Signaletiker, Architekturhistoriker, Fotografinnen und viele mehr werden mit mir diese ganz besondere Stadt und ihre Wirkung in Geschichte und Gegenwart in den Blick nehmen.

Hinter dem Kunstmuseum Wolfsburg steht die vermögende Kunststiftung Volkswagen. Macht die Arbeit als Museumsdirektor mit mehr Geld auch mehr Spaß?

Ein Museum wird nicht durch Geld gut, sondern durch die Menschen, die es beleben. Eine solide Grundausstattung schadet der Arbeit allerdings nicht, ganz im Gegenteil.

(Interview: Valentin Frimmer, dpa)

ZUR PERSON: Ralf Beil studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie und war Ausstellungskurator in Bern und Lausanne. Bis Januar leitete der 49-Jährige das Institut Mathildenhöhe Darmstadt.