Flug abgesagt

Irritationen um Kunstaktion "Flüchtlinge Fressen"

Fast wie im alten Rom: Unter dem Motto "Not und Spiele" wollen Politaktivisten in Berlin Flüchtlinge lebenden Tigern ausliefern. Alles nur Spiel? Ärger gibt es jedenfalls

Die umstrittene Kunstaktion "Flüchtlinge Fressen" in Berlin hat bis zum Schluss für Aufsehen und Irritationen gesorgt. Aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung wollten sich am Dienstagabend Asylsuchende angeblich öffentlich von vier Tigern "zerfleischen" lassen, wie die Initiatoren es nannten.

Ein Flug, der etwa zeitgleich rund hundert syrische Flüchtlinge aus der Türkei nach Deutschland bringen sollte, wurde derweil kurzfristig abgesagt. Die Fluggesellschaft Air Berlin kündigte den Beförderungsvertrag, weil sie sich von den Initiatoren "über wesentliche Aspekte" des Flugs im Unklaren gelassen fühlte, wie eine Unternehmenssprecherin mitteilte.

Das für Provokationen bekannte Zentrum für Politische Schönheit in Berlin will mit der Aktion erreichen, dass Flüchtlinge auf dem sicheren Luftweg nach Deutschland kommen dürfen, statt auf den lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer angewiesen zu sein.

Dafür ist vor dem Maxim Gorki Theater seit Mitte Juni ein Gehege mit vier lebenden Tigern aufgebaut, das Schauplatz der Kunstaktion "Flüchtlinge Fressen" werden sollte. Über Details wollten sich die Initiatoren vorab nicht äußern. Die Polizei teilte auf Anfrage mit, sie werde vor Ort sein und mögliche Gefahren abwehren.

Hintergrund des Streits zwischen Air Berlin und den Initiatoren ist, dass Fluggesellschaften nur Ausländer mit Visum befördern dürfen. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte bei der Bundespressekonferenz, die Bundespolizei habe Air Berlin auf die rechtlichen Einreisevoraussetzungen hingewiesen und erklärt, dass die Aktion diese nicht außer Kraft setzen werde. Daraufhin habe das Unternehmen entschieden, den Flug abzusagen.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes hat es in diesem Zusammenhang keine Aktivitäten der deutschen Botschaft gegeben. Ein Sprecher sagte, er könne von keinem Fall berichten, in dem einer der möglichen Passagiere eines solchen Fluges "erkennbar" um ein Visum an einer deutschen Auslandsvertretung in der Türkei nachgesucht habe.