Fotograf Bernhard Blume gestorben

Wirklichkeit als Wahn

Die inszenierten Fotoarbeiten des Künstlerpaares Anna und Bernhard Blume parodieren den kleinbürgerlichen Alltag. Sie zeigen die Wirklichkeit als Wahn, in dem Dämonen ihr Unwesen zu treiben scheinen: Kartoffeln fliegen durch die Luft, Vasen wirbeln in Ekstase und von den beiden Blumes, fast immer auch Darsteller auf ihren Fotos, sind oft nur noch Körperteile zu sehen, die aus Trümmerteilen ragen.

Ihre Kunst war stets Gemeinschaftswerk. Nun bleibt Anna Blume allein zurück: Ihr Ehemann und künstlerischer Partner Bernhard Blume starb am Donnerstag nach kurzer, schwerer Krankheit 73-jährig in Köln, wie ein Freund der Familie am Samstag mitteilte.

Die Blumes, beide Jahrgang 1937 und aus Nordrhein-Westfalen, lernten sich zu Beginn der 60er Jahre an der Kunstakademie in Düsseldorf kennen. In den 80er Jahren begannen sie nach Einzelarbeiten als Künstlergemeinschaft und wurden auf dem Gebiet der inszenierten Fotografie zu Vorreitern. Gemeinsam mit seiner Frau Anna lebte Bernhard Blume vor allem in Köln, aber auch in Hamburg, wo er Professor an der Hochschule für Bildende Künste war.

Ihre Fotos entstanden meist mit viel Aufwand. Dabei hantierten die beiden Künstler auch noch im fortgeschrittenen Alter gewagt mit allerhand Materialien. Sie balancierten und kletterten mit vollem Körpereinsatz, wie für die Sequenz «Im Wald», wo er auf dem letzten Ast sitzt und sie ins Nichts stürzt oder in der Reihe mit «Flugversuchen» Bernhard Blumes mit seiner Mutter.

Später setzten sie sich mit den Möglichkeiten der digitalen Fotografie auseinander und arbeiteten mit konstruktivistischen Skulpturelementen und Balken aus Styropor wie für die Serie «Abstrakte Kunst» (2000-2004).

Manchmal gibt es auch Sinnsprüche zu den oft mehrteiligen, schwarz-weißen Bilderserien der Blumes. «Der Gedanke des Todes ist unannehmbar» heißt es zum Beispiel in der Werkgruppe «Passionsbilder». Aber auch: «Die Wirklichkeit ist, wie sie ist, d.h. grausam» (dpa)