Vor der Berlin Art Week

Wohin am Donnerstag?

Kommende Woche startet die Berlin Art Week. Galerien, Sammlungen und Institutionen laufen sich mit ersten Eröffnungen schon mal warm. Was Sie heute nicht verpassen sollten

Laure Prouvost
Die französische Filmemacherin Laure Prouvost ist 2013 mit dem renommierten Turner Prize für zeitgenössische Kunst ausgezeichnet worden, jetzt zeigt sie ihrer erste Einzelausstellung in der Galerie Carlier Gebauer. Die in London lebende Künstlerin schafft atmosphärische Videoinstallationen. Sie hat unter anderem mit einer Montage von Natur-Aufnahmen Aufmerksamkeit erregt, die versuchte, den Geschmack der Sonne bildlich darzustellen. Prouvost wurde 1978 in Lille in Frankreich geboren. Von 1999 bis 2002 studierte sie am renommierten Central St Martins College in London, von 2007 an setzte sie ihre Ausbildung drei Jahre lang am Goldsmiths College fort. Prouvost, die als Kind nach eigenen Angaben nie Fernsehen schauen durfte, gewann den Max Mara Prize for Women 2011. Bei den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen 2010 erhielt sie den Hauptpreis.
Carlier Gebauer, Eröffnung: 16-20 Uhr

"Why we expect more from technology and less from each other"
Wahrscheinlich werden auch auf dieser Eröffnung die Besucher immer wieder auf das Display ihrer Smartphones schauen, sich mitten im Gespräch abwenden und WhatsApp-Nachrichten scheiben. Weil wir von Menschen in der Ferne erwarten als von unserem direkten Gegenüber? Oder gleich: Weil wir  von Technik mehr als von Menschen erwarten? So lautet jedenfalls die These der amerikanischen Soziologin Sherry Turkle. An ihrem Buch "Why we expect more from technology and less from each other" hangelt sich eine Ausstellung mit Verena Dengler, Florian Meisenberg, David Renggli und Gabriele de Santis entlang: "Wie positionieren wir uns gegenüber der fließenden Grenze von Technologie und Körper? Wie verortet sich das Individuum innerhalb einer Gemeinschaft, der Turkle attestiert, ihr credo sei 'sending is being'"
Wentrup Galerie. Eröffnung: 16 bis 21 Uhr

Käthe-Kollwitz-Preis 2015: Bernard Frize
Der französische Maler Bernard Frize wird mit dem Käthe-Kollwitz-Preis 2015 der Berliner Akademie der Künste geehrt. Der 1954 geborene Franzose habe mit einem vielschichtigen und umfangreichen Werk einen bedeutenden Beitrag zur Malerei geleistet, begründete die Akademie die Jury-Entscheidung. Die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wird dem abwechselnd in Paris und Berlin lebenden Künstler heute Abend verliehen. Dazu zeigt die Akademie eine Ausstellung mit ausgewählten Gemälden von Frize. Seine Werke befinden sich unter anderem im Centre Pompidou in Paris, im Kunstmuseum Bonn, im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt/Main sowie im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia in Madrid und der Kunsthalle Zürich. (dpa)
Akademie der Künste (Hanseatenweg), Eröffnung und Preisverleihung: ab 19 Uhr

"Von Hockney bis Holbein. Die Sammlung Würth in Berlin"
Von der Moderne bis zu den Alten Meistern: Die Ausstellung "Von Hockney bis Holbein. Die Sammlung Würth in Berlin" erzählt im Martin-Gropius-Bau 500 Jahre Kunstgeschichte - und zwar rückwärts. Analog zur Geschichte der Sammlung des schwäbischen Schrauben-Milliardärs und Kunstmäzens Reinhold Würth (80) zeigt die Schau in der Hauptstadt vier Monate lang 400 Werke. Insgesamt umfasst Würths Sammlung fast 17.000 Werke. Höhepunkt der Berliner Ausstellung ist die weltberühmte Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren (1497-1543), die Würth im Jahr 2011 nach jahrelangem Tauziehen für geschätzt 60 Millionen Euro erwarb. (dpa)
Martin-Gropius-Bau, Eröffnung ab 19 Uhr (nur auf Einladung!)

"Music"
"Music makes the bourgeoisie and the rebels", sang einst Madonna, und die Kunst ist von Musik sowieso geprägt, möchte man ergänzen. Die Haubrok Foundation geht in ihrem Ausstellungsort "Fahrbereitschaft" mit einer ambitionierten Gruppenschau den Verflechtungen zwischen Musik und Kunst nach. Mit dabei: Phil Collins (der Künstler, nicht der Sänger), Martin Creed, Isa Genzken, Rodney Graham, Christian Marclay (Porträt in der Septemberausgabe von Monopol), Ari Benjamin Meyers, Ed Ruscha, Heimo Zobernig und andere. Vor und während der Berlin Art Week finden in einer Garage Live-Performances von Marino Formenti statt: "Besucher sind eingeladen, Marino Formenti dort zu begegnen, an einer One- to-One-Performance teilzunehmen und mit ihm zwei Stunden - oder auch länger bis zu zehn Stunden - im Dialog zu verbringen." Dazu kann man sich hier anmelden:  l.weyrich(at)FAHRBEREITSCHAFT.org
Fahrbereitschaft, Eröffnung: 18-21 Uhr

"A space is a space is a space"
Die Künstlerliste liest sich beeindruckend: Von Hannah Arendt über Kader Atti, Rosa Barba, Jimmie Durham bis zu Christian Jankowski und Tris Vonna-Michell haben drei Kuratorinnen, die sich mit den Themen Performance, öffentlicher Raum sowie sozialer Kontext auseinandersetzen, eine Gruppenschau zusammengebaut, die sich sehen lassen kann. Auch wenn die Ausstellung nicht offiziell Teil der Berlin Art Week ist, fügt sie sich wunderbar in deren Motto "Stadt/Bild".
DAZ - Deutsches Architekturzentrum, Eröffnung ab 19 Uhr

Ausstellung zum Preis der Nationalgalerie
Die Anwärter auf den renommierten Preis der Berliner Nationalgalerie 2015 stellen sich in einer gemeinsamen Ausstellung vor. Das Berliner Gegenwartsmuseum Hamburger Bahnhof zeigt von heute Abend an die aktuellen Arbeiten von Christian Falsnaes, Florian Hecker, Anne Imhof und dem eurasischen Künstlerkollektiv Slavs und Tatars. Der Verein der Freunde der Nationalgalerie erklärte im Vorfeld, alle Nominierte arbeiteten so ausgeprägt wie in keiner Preisrunde in ihrer jeweiligen formalen Umsetzung medien- und genreübergreifend. Der alle zwei Jahre ausgelobte Preis wird am 18. September verliehen. Er ist seit 2013 nicht mehr mit Geld verbunden. Stattdessen bekommt der Gewinner im Folgejahr eine Einzelausstellung in einem der Häuser der Nationalgalerie. Zugleich wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Filmakademie ein Förderpreis für Filmkunst vergeben. (dpa)
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwartskunst, Eröffnung ab 20 Uhr