Berlin Art Week

Wohin am Mittwoch?

Der zweite Tag der Berlin Art Week – ein Überblick

Cindy Sherman
Wer ist eigentlich die Frau hinter den 1000 Masken? Und ist diese Frage überhaupt von Belang? Eher nicht, betrachtet man ihr Werk, das nun in einem repräsentativen Ausschnitt von rund 60 Fotos, die ab 12 Uhr im Me Collectors Room gezeigt wird. Sie sei "Eine richtige Schauspielerin", attestierte ihr einst Andy Warhol: Shermans Spieltrieb, ihr unglaubliches Talent zur Mimikry bis in den kleinsten Mundwinkel, hat keinen Deut nachgelassen. Dabei sind ihre schwarz-weißen "Untitled Film Stills", die ihr zum Durchbruch verhalfen, bis zu 30 Jahre alt. In den 90ern machte sich Sherman als eigenes Modell ihrer Bilder rar, inszenierte ein Theater der Grausamkeit mit Puppen und Körperprothesen. Diese "Sex Pictures" und "Horror Pictures“, ebenfalls Teil der Berliner Ausstellung, erinnern daran, dass Sherman stets als Regisseurin, Kamerafrau, Kostümdesignerin und Maskenbildnerin in Personalunion agiert. Auch wenn die Inszenierungen glauben machen, dass ein komplettes Team hinter der Kamera steht. Seit einigen Jahren ist die New Yorkerin wieder öfter als Darstellerin im Einsatz. Für die "Society Ladies" (2008) arbeitete sie mit Perücken, falschen Zähnen, Perlenketten und dickem Make-up. Shermans Serien sind unterhaltsam und liefern doch keinen platten Mummenschanz. Weil die Künstlerin mit kühlem Blick eine Gesellschaft analysiert, in der das Individuum mit kollektiven Klischees zu ringen hat.
"Cindy Sherman. Works from the Olbricht Collection", Me Collectors Room, 16. September, 12 Uhr, bis 10. April 2016

ABC Gallery Night
Von 18 bis 21 Uhr eröffnen die Galerien der Kunstmesse ABC, die morgen beginnt, ihre Ausstellungen. Bei Sprüth Magers etwas kann man eine Supergroup aus großen Künstlerinnen sehen: Cindy Sherman, Louise Lawler, Jenny Holzer und Rosemarie Trockel. Bei KOW zeigt Hito Steyerl, eine der vier Künstler des deutschen Pavillons auf der diesjährige Venedig-Biennale, fünf Videoinstallationen. Der deutsche Filmemacher Wim Wenders präsentiert in der Galerie Blain|Southern unter dem Titel "Time Capsules. By the side of the road" Bilder aus Deutschland und Amerika. Der Titel der Ausstellung, so die Veranstalter, sei eine Anspielung auf die Beziehung zwischen Erinnerung und Fotografie. Er stelle die Fähigkeit des Fotografen heraus, einen Moment der Vergangenheit einzufangen und ihn für die Zukunft festzuhalten. Der Maler Armin Boehm stellt bei Meyer Riegger aus, Gedi Sibony bei Neu, die hervorragende Nachwuchskünstlerin Jeewi Lee bei Arndt, Friedrich Kunath bei BQ, Hans Peter Feldmann bei Mehdi Chouakri, Slavs and Tatars – nominiert für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst – bei Kraupa-Tuskany Zeidler und und und. Alle Teilnehmer auf der Website der ABC.

Zu Gast bei Berliner Sammlern
Die privaten, öffentlich zugänglichen Kunstsammlungen empfangen heute Gäste. Die teilnehmenden Sammler haben sich in der Intitiative berlincollectors.com zusammengeschlossen. Besuchszeiten kann man den einzelnen Orten anfragen. 

MASBEDO "The Lack
Im Gropiusbau feiert heute "The Lack" (2014, 76 Min.) Premiere, der erste Langfilm der italienischen Videokünstler Nicolò Massazza und Jacopo Bedogni, die unter dem Künstlernamen MASBEDO bekannt sind: vier Varianten zum Thema "Entbehrung"
Martin-Gropius-Bau, 18.30 Uhr, Eintritt frei