Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Bremen, Chemnitz, Dresden, Karlsruhe, Linz, Paderborn und Stockholm

Piet Mondrian in Berlin
Piet Mondrian (1872-1944) zählt zu den weltweit wichtigsten Vertretern der abstrakten Malerei. Der Berliner Martin-Gropius-Bau zeichnet jetzt in einer Ausstellung die Entwicklung des niederländischen Künstlers von seinen frühen impressionistischen Arbeiten bis zu den berühmten Gitterbildern mit den roten, gelben und blauen Farbflächen nach. Unter dem Titel "Piet Mondrian. Die Linie" sind rund 50 herausragende Gemälde und Zeichnungen zu sehen, die meisten kommen aus dem Gemeentemuseum in Den Haag. "In der Ausstellung ist Mondrian als Mensch in Entwicklung zu erleben, als jemand im Werden und Sich-Wandeln", sagte Berliner Festspiele-Intendant Thomas Oberender vor der Eröffnung am Donnerstag. Dazu wurden Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und ihre niederländische Kollegin Jet Bussemaker erwartet. Die Nazis hatten Mondrians Werk als "entartete Kunst" verfemt. Im Mai erreichte eines seiner Gitterbilder mit umgerechnet 45 Millionen Euro in New York den Auktionsrekord für den Künstler. (dpa)
"Piet Mondrian. Die Linie", Martin-Gropius-Bau, Berlin, bis 6. Dezember

Thomas Hirschhorn in Bremen
Die Futuristen wollten die Museen zerstören, gemeinsam mit den Akademien und Bibliotheken: Sie galten ihnen als Horte einer bürgerlichen Kultur, die sie hinwegfegen wollten. Die Wissens- und Kulturspeicher haben sich seitdem jedoch als erstaunlich stabil erwiesen – auch wenn die Komplettdigitalisierung unserer Gesellschaft daran arbeitet, sie überflüssig zu machen. Was dem Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn die Gelegenheit gibt, innerhalb intakter Museumsmauern die große Verwüstung doch einmal aufzuführen. Bereits bei der vergangenen Manifesta in St. Petersburg zeigte er 2014 eine spektakuläre Ruineninstallation: Hinter der zerstörten Fassade eines Wohnhauses, das er in die Ausstellungsräume eingebaut hatte, konnte man einen Blick auf Zimmer erhaschen, in denen einige ikonische Malereien der russischen Avantgarde hingen. Nun will Hirschhorn das 1849 eröffnete Gebäude der Kunsthalle Bremen in eine Ruine verwandeln und Werke aus der Sammlung in die Installation mit einbeziehen. Vergangene Revolutionen, heutige Umbrüche: Die Assoziationen haben freie Bahn.
"Thomas Hirschhorn: Nachwirkung", Kunsthalle Bremen, 5. September bis 17. Januar 2016

Carsten Nicolai in Chemnitz
Der Künstler Carsten Nicolai beschenkt zum 50. seine Geburtsstadt Chemnitz. In der Auseinandersetzung mit deren Geschichte entwarf er die monumentale audiovisuelle Installation "unitape" für die Kunstsammlungen, wie das Museum am Donnerstag mitteilte. Die vier Meter hohe Projektion, deren grafische Strukturen das Erscheinungsbild von Lochkarten aufnehmen, zieht sich über die gesamte Raumlänge von 25 Metern. Die Bilder interagieren mit Klängen aus Lautsprechern, Spiegelflächen erweitern optisch die Projektion der möglichen Codierungen ins Unendliche. Der in Berlin lebende Nicolai (Jahrgang 1965) zählt zu den erfolgreichsten Künstlern und Musikern der Gegenwart. Interdisziplinäre Arbeiten prägen sein Werk, mit denen er die Grenzen künstlerischer Genres zu überwinden sucht. Dafür kooperiert er mit Musikern, Wissenschaftlern und Technikern. Inspiriert von naturwissenschaftlichen Prozessen, System und Strukturen, setzt er sich mit Fehler- und Zufallsstrukturen und dem Phänomen der Selbstorganisation auseinander. In Chemnitz ist er zum vierten Mal mit Werken in einer Ausstellung vertreten. (dpa)
"Carsten Nicolai: unitape", Kunstsammlungen Chemnitz, 6. September bis 1. November, Eröffnung: Samstag, 5. September, um 17 Uhr

Ausstellung zum Thema Aids in Dresden
Eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums in Dresden rückt das Thema Aids ins öffentliche Bewusstsein. "Aids gibt es noch", sagte Direktor Klaus Vogel am Freitag. Nach über 30 Jahren sei es Zeit für eine kleine Zwischenbilanz. "Aids - nach einer wahren Begebenheit" sei nicht nur Retrospektive. "Wir zeigen Aids auch als gesellschaftliches und kulturelles Phänomen, dass zu Veränderungen in Verhalten und Sichtweisen geführt hat, auch auf Sexualität." Sprechen über Aids bedeute zudem Aufklärung über Infektionswege und Schutz. "Wir geben unseren jungen Besuchern guten Rat - ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit viel Information." Ausgangspunkt ist der weltweit einmalige Bestand von rund 10 000 internationalen Aids-Plakaten aus der Sammlung, von denen 240 gezeigt werden. Der von Kurator Vladimir Cajkovac konzipierte Rundgang führt von der Entdeckung und Stigmatisierung als Folge "unmoralischen Lebensstils" über das Medienereignis bis zu 40 Aufklärungs-Clips aus 20 Ländern. Gegenstände, Dokumente, Fotos, Videos und Installationen berühren Fragen von Sexualität und Tod, Schuld und Scham, Fürsorge und Eigenverantwortung. Die Schau soll angesichts von geschätzt 2,1 Millionen Infizierten und 34 Millionen Kranken sowie bisher 36 Millionen Toten weltweit darauf aufmerksam machen, dass die nach wie vor oft tödlich endende Krankheit weiter präsent ist. Auch in Deutschland lebten 78 000 Menschen damit. (dpa)
"Aids - nach einer wahren Begebenheit", Deutsches Hygiene-Museum, Dresden, bis 1. Februar 2016, Eröffnung: Freitag, 4. September, um 19 Uhr, Eintritt frei bis 23 Uhr

"Infosphäre" in Karlsruhe
Die "Globale" im ZKM und im öffentlichen Raum Karlsruhes ist ein Gesamtpaket aus Ausstellungen und Aufführungen, die einem um Naturwissenschaften erweiterten Kunstbegriff verpflichtet sind. Für den Lichthof des ZKM hat Peter Weibel die Gruppenschau "Infosphäre" kuratiert. Anhand von Künstlern und Gruppen wie Michael Bielicky, Blast Theory, Bureau d'Etudes, Thomas Feuerstein, Warren Neidich, Semiconductor oder Matthias Wölfel soll ein Überblick über das Kunstschaffen im Zeitalter der Digitalen Revolution gegeben werden. Der Titel-Neologismus "Infosphäre" bezieht sich auf das Netzwerk von Telegrafie, Telefonie, Television, Rundfunk, Radar, Satelliten und Internet, das den Globus umspannt. Aus dem Griff der Datenkrake gibt es kein Entkommen – daher ist die künstlerische Auseinandersetzung mit Big Data so notwendig.
"Infosphäre", ZKM Karlsruhe, 5. September bis 31. Januar 2016, Eröffnung: Freitag, 4. September, um 19 Uhr

Ars Electronica in Linz
Wie werden Menschen im 21. Jahrhundert ihren Lebensort gestalten? Dieser Frage will das Kunst- und Medienfestival Ars Electronica in Linz nachgehen. Hunderte Künstler und Wissenschaftler stellen vom 3. bis zum 7. September unter dem Motto "Post City - Lebensräume für das 21. Jahrhundert" städtische Zukunftskonzepte vor, wie die Veranstalter am Mittwoch in Wien mitteilten. Im Mittelpunkt der Diskussionen und Installationen steht zum einen das Thema Mobilität. Dies soll vom Straßenverkehr bis zur digitalen Vernetzung reichen. Auch die Frage, welche Arbeiten Menschen in Zukunft angesichts zunehmender Digitalisierung noch erledigen können, soll beleuchtet werden. Die "Ars Electronica" gilt als eines der bedeutendsten Events zur Medienkunst. Für das Festival werden große Ausstellungsflächen in der Linzer Innenstadt, an der Donau sowie in einem ehemaligen Postverteilerzentrum genutzt. Ausgestellt werden unter anderem auch Werke der Gewinner des Prix Ars Electronica. Hier waren mehr als 2900 Beiträge eingereicht worden. Das Medienfestival wurde 1979 gegründet. In Ausstellungen, Vorträgen und Aufführungen will es Kunst und Wissenschaft zusammenführen. Schwerpunkt sind Computerkunst und Neue Medien. (dpa)
"Ars Electronica - Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft", verschiedene Orte, Linz, 3. bis 7. September, Infos und Programm hier

"Frauen in der Computergeschichte" in Paderborn
Der Rolle von Frauen in der Computergeschichte ist eine neue Ausstellung im Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn gewidmet. Der Streifzug beginnt mit der Engländerin Ada Lovelace, die 1843 das erste Computerprogramm schrieb und damit als erste Programmiererin der Welt gilt. Unter dem Titel "Am Anfang war Ada – Frauen in der Computergeschichte" präsentieren die Kuratoren ab Mittwoch Leben und Wirken von Frauen seit dem 19. Jahrhundert, die die digitale Entwicklung entscheidend beeinflusst haben. Die Schau zeigt unter anderem, wie während des Zweiten Weltkrieges Frauen die Riesen-Rechner diesseits und jenseits der Fronten programmierten. Zu sehen ist auch, wie Informatikerinnen dafür sorgten, dass die Computertechnik immer anwenderfreundlicher und damit massentauglich wurde - vom ersten Heimcomputer bis zum handlichen Mausklick. Eines der interessantesten Exponate ist ein von der Wissenschaftlerin Nadia Magnenat-Thalmann entwickelter humanoider Roboter, der ihr selbst zum Verwechseln ähnlich sieht. (dpa)
"Am Anfang war Ada – Frauen in der Computergeschichte", Heinz Nixdorf Museumsforum, Paderborn, bis 10. Juli 2016

Francesca Woodman in Stockholm
In einer umfangreichen Retrospektive zeigt das Stockholmer Moderna Museet etwa 100 Werke der früh verstorbenen Fotografin Francesca Woodman (1958–1981). Die US-Amerikanerin arbeitete vorwiegend in Schwarzweiß, meistens präsentierte sie sich selbst oder Freunde in privaten Interieurs, mittels Über- oder Mehrfachbelichtungen machte sie die Individuen unkenntlich. Die kleinen Abzüge verstärken die intime Wirkung der Bilder. Ungewöhnliche Aufnahmeorte, viele Spiegel und Glas sorgen für eine surreale bis klaustrophobische Atmosphäre. Die Soloschau wird von Fotoarbeiten anderer Künstler ihrer Zeit aus der Stockholmer Sammlung flankiert.
"On Being an Angel", Moderna Museet, Stockholm, 5. September bis 6. Dezember

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