Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Herford, München, Paris, Bamberg, Oldenburg, Stuttgart, Münster und Duisburg

"Wohnungsfrage" in Berlin
Die spannungsgeladene Beziehung von Architektur, Wohnungsbau und sozialer Realität ist Gegenstand des Projekts "Wohnungsfrage" am HKW in Berlin. Die Ausstellung flankiert eine einwöchige Akademie im Oktober, in der bereits urbane Wohnkonzepte vorgestellt wurden: Berliner Initiativen wider Gentrifizierung wurden zu Auftraggebern internationaler Architekturbüros. Neben Modellen dieser neuen Wohnformate sind künstlerische Arbeiten ausgestellt, von Amie Siegel, Lara Almarcegui, Maria Eichhorn und Martha Rosler.
"Wohnungsfrage", Haus der Kulturen der Welt, Berlin, bis 14. Dezember

Mark Dion in Herford
Mark Dion ist der Schutzheilige aller Steinesammler und Hobbyzoologen, Vogelfans und Science-Nerds. Der 1961 geborene Amerikaner balanciert mit seinen Installationen auf der feinen Linie zwischen Wissenschaft und Kritik ihrer Denksysteme, holt die Natur ins Museum und demonstriert gleichzeitig, wie kulturell determiniert ihre Betrachtung bereits ist, bevor jemand ein Mikroskop oder Fernglas in die Hand nimmt. Und er möchte die Figur des Amateurs rehabilitieren: "Amateure haben große Beiträge zur Wissenschaft geleistet. Aber jetzt leben wir in einer Zeit, in der die Spezialisierung so weit fortgeschritten ist, dass die Physiker und Biologen kaum noch mit der Öffentlichkeit kommunizieren können. Ich finde es faszinierend, die Rolle des Vermittlers zu spielen." Wie Dion das anstellt, lässt sich jetzt in einer umfassenden Retrospektive im Marta Herford erleben. "Widerspenstige Wildnis" ist der Titel, beim Rundgang durch die Ausstellung wird man sich abwechselnd in ein naturkundliches Labor und ein Sammlerarchiv versetzt fühlen, kann Hochsitze eines exzentrischen Jägers ersteigen und ein Diorama mit ausgestopftem Wisent und Wolf betrachten. Seine Werke seien nicht über die Natur, sondern über die Idee von Natur, sagt Dion. Trotzdem darf ein bisschen echte Fauna ins Museum: Eine Voliere mit Vögeln ist Teil der Schau.
"Mark Dion: Widerspenstige Wildnis", Marta Herford, 24. Oktober bis 7. Februar 2016

Amelie von Wulffen in München
Bei unserem Atelierbesuch bei Amelie von Wulffen (Monopol 10/2015) trafen wir die Malerin bei den Vorbereitungen zu ihrer großen Werkausstellung in der Münchener Pinakothek der Moderne. Die Schau enthält Werke aller Schaffensphasen, darunter auch die frühen Bildcollagen, in denen die Berliner Künstlerin Fotografien mit Malerei verband. Inzwischen ist aus ihr eine versierte Malerin geworden, die in ihren Bildern Zeichen und Stile quer durch die Kunstgeschichte mit humorvollen Alltagsbeobachtungen verbindet. Von Wulffens gezeichneten Geschichten, ihre Wandzeichnungen, Installationen und Möbelstücke komplettieren die umfassende Schau.
"Amelie von Wulffen: Bilder 2000 - 2015", Pinakothek der Moderne, München, bis 21. Februar 2016

Omer Fast in Paris
Der 1972 in Jerusalem geborene Omer Fast ist ein Geschichtenerzähler. In seinen Videos experimentiert der in Berlin lebende Künstler mit Realität und Fiktion, er dekonstruiert Erzählstränge, lässt sie sich überlagern und ordnet sie neu. Die Soloschau im Pariser Jeu de Paume zeigt eine Auswahl des seit den Nullerjahren geschaffenen Werks. Sein frühestes Video, "CNN Concatenated" (2002), hat Fast aus Nachrichtensprecher-O-Tönen collagiert. "5000 Feet is the Best" (2011) beruht auf zwei Treffen mit dem Piloten einer Jagd-Drohne, wobei Fast die Mitschnitte der Interviews mit Schauspielern nachstellte.
"Omer Fast: Present Continuous", Jeu de Paume, Paris, bis 24. Januar 2016

Markus Lüpertz in Bamberg
Der Gegenwartskünstler Markus Lüpertz zeigt in Bamberg Entwürfe für Kirchenfenster, die er gestalten wird. Lüpertz eröffnete die Schau am Sonntag. "Es ist Fantasie vonnöten, um sich bei der Ausstellung die strahlenden Lichter vorzustellen, die später durch die fertigen Fenster strahlen", sagte der 74-Jährige. Dass ein Künstler schon seine Entwürfe einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht, sei ein unüblicher Schritt. Aber er sei dieses Wagnis gerne eingegangen. Wann die Arbeit an den Glasfenstern für die Bamberger Kirche St. Elisabeth beginnt, ist bisher noch nicht klar. Denn: Die Schau im Kesselhaus einer ehemaligen Klinik soll dazu dienen, um Spenden und Sponsorengeld für das Projekt zu gewinnen. Wie viel Geld insgesamt gebraucht werde, könne man noch nicht sagen, sagte Barbara Kahle vom Kunstverein Bamberg. Sie rechne aber damit, dass die Arbeiten im kommenden Jahr beginnen können. Auf sechs fünf Meter großen Papierbahnen in Originalgröße und auf mehreren Entwurfszeichnungen sollen die Besucher der Schau einen ersten Eindruck von der späteren Glasmalerei bekommen. Insgesamt sollen für das Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert acht Glasfenster entstehen, die die Geschichte der Kirchenpatronin Elisabeth erzählen. (dpa)
Kunstverein Bamberg, bis 29. November

Trevor Paglen und Jacob Appelbaum in Oldenburg
Mit der Überwachung und dem Datenschutz im Internet setzt sich eine Kunstausstellung im Oldenburger Edith-Russ-Haus kritisch auseinander. Im Mittelpunkt steht die Skulptur "Autonomy Cube", die der Wikileaks-Aktivist Jacob Appelbaum und der US-Künstler Trevor Paglen geschaffen haben. Diese ist zugleich ein Wi-Fi-Hotspot, der einen anonymisierten Zugang zum Internet ermöglicht. Der "Cube" stehe für ein Internet, das allen offen stehe, aber keine Daten über die Nutzer sammle, sagte Paglen am Mittwoch. Anhand von Filmen und Dokumenten können sich Besucher in der Ausstellung über die Geschichte der Überwachung, über Verschlüsselung, Wikileaks und die NSA-Affäre informieren. (dpa)
"Autonomy Cube: Trevor Paglen und Jacob Appelbaum", Edith-Russ-Haus, Oldenburg, bis 3. Januar 2016

"Poesie der Farbe" in Stuttgart
Farbenfroh in den Winter: Mit populären Namen wie Beckmann, Dix oder Franz Marc hat die Staatsgalerie Stuttgart eine neue Sonderausstellung bestückt. Die 180 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken von 13 Künstlern stammen ausnahmslos aus dem eigenen Bestand oder sind Dauerleihgaben. Neben Marcs bekannten Arbeiten wie "Die kleinen blauen Pferde" aus dem Jahr 1911 fördert die Ausstellung auch selten oder noch gar nicht gezeigte Werke zutage. Die Liste der Künstler liest sich wie das Who-is-Who der Kunst des 20. Jahrhunderts. Max Beckmann ist dabei, Otto Dix, Wassily Kandinsky, Paul Klee oder Emil Nolde und George Grosz. "Viele der Werke waren bereits als gefragte Leihgaben in aller Welt, sind aber noch nie in Stuttgart gezeigt worden", sagte die Direktorin der Staatsgalerie, Christiane Lange, am Mittwoch. (dpa)
"Poesie der Farbe", Staatsgalerie Stuttgart, bis 14. Februar 2016

Giacometti in Münster
Giacomettis Figuren mit den überlangen Beinen erzielen Rekordpreise, zu seinem Gesamtwerk gehören aber auch Zeichnungen und Gemälde: Mit einer Ausstellung von mehr als 100 Arbeiten des derzeit teuersten Bildhauers des 20. Jahrhunderts will das Picasso-Museum in Münster Alberto Giacometti auch als Zeichner und Maler würdigen. So sind ab Samstag neben 36 bildhauerischen Werken auch Bleistiftarbeiten, Gemälde und Lithografien zu sehen, die die gesamte künstlerische Entwicklung von den Anfängen bis zum Spätwerk abbilden sollen, wie Museumsleiter Markus Müller bei der Vorstellung der Schau am Freitag sagte. Große Anziehungskraft auf die erwarteten Besucherscharen werden wohl insbesondere die bekannten Bronzefiguren ausüben: Präsentiert werden unter anderem die Reihe der "Frauen von Venedig", die er 1956 für die dortige Biennale fertigte, oder der berühmte spindeldürre Hund. Die Leihgaben für diese nach Museumsangaben bislang teuerste Ausstellung des Hauses stammen mehrheitlich aus der Sammlung der Fondation Maeght, die weltweit die größten Giacometti-Bestände beherbergt. (dpa)
Alberto Giacometti, Picasso-Museum, Münster, 24. Oktober bis 24. Januar 2016

Heinz Mack in Duisburg
Der ZERO-Künstler Heinz Mack (84) gilt als einer der Pioniere der Licht- und Kinetikkunst. Eine Werkschau mit bisher öffentlich kaum gezeigten Arbeiten in Duisburg zeichnet eine Linie von den Anfängen Macks mit futuristischen Lichtrotoren in den 60er Jahren bis zu seinen vielfarbigen Malereien der 2000er Jahre. Schwerpunkt der Ausstellung "Mack. Apollo in meinem Atelier" sind großformatige Leinwände und Skulpturen. Außerdem hat Mack eigens für die Schau einen begehbaren Farbraum gestaltet. Der 84-jährige Künstler restaurierte auch einige seiner berühmten Lichtrotoren oder setzte mehr als 50 Jahre alte Entwürfe um. Mack bildete zusammen mit dem 2014 gestorbenen Otto Piene und dem Nagelkünstler Günther Uecker in den 1960er Jahren das Herz der ZERO-Künstlergruppe. In den vergangenen Jahren sind die Preise besonders für frühere Arbeiten der ZERO-Künstler auf dem Kunstmarkt in die Höhe geschnellt. (dpa)
"Mack. Apollo in meinem Atelier", Museum Küppersmühle, Duisburg, bis 31. Januar 2016