Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

© Michael-Craig Martin. Courtesy of Gagosian Gallery
© Michael-Craig Martin. Courtesy of Gagosian Gallery

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Bremen, Dresden, Hamburg, London, München und Stuttgart

"A Few Free Years: Von Absalon bis Zobernig" in Berlin
Seit Jahren glänzt das Gegenwartsmuseum Hamburger Bahnhof in Berlin mit der Sammlung Flick. Mit den Schenkungen durch den Unternehmer Friedrich Christian Flick in den Jahren 2008 und 2014 sind  insgesamt 268 Werke in den Museumsbestand übergegangen. Jetzt ist im historischen Bahnhofsgebäude eine Auswahl der überwiegend in den 60ern in Europa und den USA entstandenen Arbeiten zu sehen: Rauminstallationen, Gemälde, Fotos oder Filme von Künstlern wie Paul McCarthy, Jason Rhoades, Cindy Sherman, Marcel Broodthaers, David Claerbout oder Nathalie Djurberg.
"A Few Free Years: Von Absalon bis Zobernig", Hamburger Bahnhof, Berlin, 28. November bis 13. März 2016

Jackson Pollock in Berlin
Es ist eines der wichtigen Werke der amerikanischen Moderne: In einer Berliner Ausstellung ist von Donnerstag an das monumentale Gemälde "Mural" von Jackson Pollock (1912-1956) zu sehen. Die Kunstmäzenin Peggy Guggenheim hatte es 1943 für die Eingangshalle ihrer New Yorker Residenz in Auftrag gegeben. Als Guggenheim nach Europa zog, schenkte sie das abstrakte Gemälde der University of Iowa. Seitdem sei es selten anderorts präsentiert worden, heißt es in der Ankündigung zur Ausstellung. Pollock habe mit dem "Mural" zur großen Geste gefunden, mit seinen berühmten Drip Paintings (Tropf-Bildern) begann er 1947. Neben dem restaurierten Bild werden in der Kunsthalle der Deutschen Bank Arbeiten von Künstlern gezeigt, die ihm nahestanden, oder wie beispielsweise Andy Warhol später auf sein Vermächtnis reagierten. (dpa)
"Jackson Pollock's Mural", Deutsche Bank Kunsthalle, Berlin, bis 10. April 2016

Ausstellung zum verhüllten Reichstag in Berlin
Rund 20 Jahre nach der spektakulären Verhüllung des Reichstags soll eine Ausstellung im deutschen Parlament an die Kunstaktion erinnern. Am Mittwoch eröffneten Bundestagspräsident Norbert Lammert und Künstler Christo eine Dauerausstellung im Bundestag in Berlin. Gezeigt werden sollen etwa Originalteile, Skizzen und Fotos. Christo und seine Frau Jeanne-Claude hatten den Bundestag 1995 in Tausende Quadratmeter Stoff gekleidet, in zwei Wochen besuchten fünf Millionen Menschen das Kunstwerk. Anfang des Jahres erwarb ein Unternehmer die Entwürfe und Materialien. Er will sie dem Bundestag nun zunächst für 20 Jahre zur Verfügung stellen. Wer die Ausstellung sehen möchte, muss sich nach Angaben der Bundestagsverwaltung zu einer der kostenlosen Kunstführungen im Bundestag an den Wochenenden anmelden. (dpa)
Infos zu Führungen gibt es hier

Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova in Bremen
Kann Kunst zugleich ästhetisch kraftvoll und politisch bedeutsam sein? An dieser Frage orientieren sich die in Rumänien geborene Anetta Mona Chisa und die gebürtige Tschechin Lucia Tkacova. Für die Bremer Gesellschaft für Aktuelle Kunst hat das Duo das umfangreiche Projekt "ah, soul in a coma, act naive, attack" entwickelt. Der Titel ist ein sinnfreies, aus den Namen der Künstlerinnen entwickeltes Anagramm.  Mit ihren Filmen, Installationen, Schriftarbeiten, Zeichnungen, Performances und Fotografien in der GAK wollen die Künstlerinnen politischen Widerstand mit den Mitteln der Kunst formulieren. Ludwig Wittgensteins Postulat, die Grenzen der Sprache bedeuteten auch die Grenzen der Welt, halten Chisa und Tkacova für falsch.
"Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova: ah, soul in a coma, act naive, attack", Gesellschaft für aktuelle Kunst, Bremen, bis 28. November bis 31. Januar

Rosa Barba in Dresden
Das Dresdner Albertinum zeigt ab Samstag die erste museale Einzelausstellung der international renommierten Künstlerin Rosa Barba in Deutschland (hier in unserer Preview). "spaces for species (and pieces)" vereint 15 Werke der in Berlin lebenden gebürtigen Italienerin. In einem Saal inszenierte sie Film- und mechanische Projekte, die auch zum Teil erstmals öffentlich gezeigt werden. "Wir holen international relevante Positionen auf der Höhe der Zeit nach Dresden", sagte Museumsdirektorin Hilke Wagner am Donnerstag. Sie hofft, dass Barbas auf den ersten Blick nicht sehr zugängliche Orchestrierung den Nerv der theater-, musik-, film- und technikaffinen Dresdner trifft. Bis 28. Februar 2016 sind Installationen, experimentelle Skulpturen, mechanische Objekte und Filmprojektionen zu sehen. Da gibt es eine durch Klang aktivierte und rhythmisch pulsierende Silikonmembran oder Luftaufnahmen von durch Menschen veränderter Landschaftsstruktur. In Glasobjekten winden sich, bewegt von Rollen, Filmstreifenanfänge mit Anweisungen für Filmvorführer aus aller Welt, auf großen Bildschirmen sind in Museumsdepots aufgenommene Skulpturen und Gemälde Protagonisten einer filmischen Erzählung. Barba (Jahrgang 1972) studierte Theater- und Filmwissenschaften in Erlangen, Bildende Kunst und Film in Köln und Amsterdam. Ihre Werke werden weltweit in Museen, Galerien, Ausstellungen und bei Festivals gezeigt. (dpa)
"Rosa Barba: spaces for species (and pieces)", Albertinum, Dresden, bis 28. Februar 2016

Sarah Moon in Hamburg
Das Gesamtwerk der Fotografin und Filmemacherin Sarah Moon wird in den Hamburger Deichtorhallen erstmals als retrospektive Schau präsentiert. Ob frühe Modefotografien oder aktuelle Abbildungen des Hamburger Hafens, Polaroids oder bislang nie gezeigte Filmskizzenbücher - rund 350 Exponate sind von Freitag an im Haus der Photographie zu sehen. Moon (74) arbeitete als Mannequin, bevor sie sich Ende der 60er Jahre der Fotografie widmete. Die Französin selbst wählte den Titel für die Schau in der Hansestadt aus: "Now And Then". "Now" stehe für die Gegenwart und "Then" bedeute sowohl Vergangenheit als auch Zukunft, sagte sie vor der Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag. (dpa)
"Sarah Moon: Now And Then", Deichtorhallen, Haus der Photographie, Hamburg, bis 21. Februar 2016

Michael Craig-Martin in London
Der erste Personal Computer kam 1981 auf den Markt. Vielleicht kein Zufall: das früheste Gemälde in dieser Soloschau der Londoner Serpentine Gallery stammt aus demselben Jahr. Michael Craig-Martin (Jahrgang 1941) zeigt in seinen oft starkfarbigen Acrylgemälden Alltagsgegenstände. Mal sind die Kompaktkassetten, Kopfhörer, neuerdings auch Smartphones und Joysticks isoliert zu sehen. In einigen Bildern bringt der irisch-britische Künstler die verschiedenen Dinge auch zusammen – in einer Art surrealistischen, ans virtuelle Zeitalter angepassten Kombinatorik. Zu sehen sind Werke aus den vergangenen 34 Jahren.
"Michael Craig-Martin: Transience", Serpentine Gallery, London, bis 14. Februar 2016

Olaf Metzel in München
Der als Provokateur bekanntgewordenen Künstler Olaf Metzel setzt sich in der Neuen Pinakothek in München mit dem etwas in Vergessenheit geratenen Werk von Hans von Marées auseinander. Am Wochenende startet dort die Ausstellung "Olaf Metzel - Hans von Marées (1837-1887). Eine Annäherung". Zentrale Themen sind dabei das Menschen- und das Europabild. Metzel setzt den Gemälden Marées unter anderem sein Werk "Lampedusa" entgegen - eine Wandskulptur in der Form zerknüllter Zeitungsartikel über die tödlichen Flüchtlingsdramen im Mittelmeer. "Das Thema Migration ist für mich ein ganz wichtiges", sagte Metzel am Donnerstag in München. "Ich werte nicht, sondern ich versuche, ein Bild meiner Zeit zu entwickeln." Die Ausstellung sei auch ein "Diskurs über ein Europabild", sagte der Chef der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz. Dabei gehe es auch um den Wandel von Begrifflichkeiten. "Lampedusa ist heute was anderes als damals in den 60er mit den Capri-Fischern und so", sagte Metzel. Die Ausstellung startet an diesem Samstag und ist bis zum 22. Februar 2016 zu sehen. Metzel hatte zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Nürnberg für Aufsehen gesorgt und Proteste ausgelöst: Mit einer Skulptur aus 780 Stadionsitzen aus dem Berliner Olympiastadion umhüllte er den Schönen Brunnen auf dem Hauptmarkt. Die Sitze aus der Zeit der "Hitler-Olympiade" 1936 sollten die Nürnberger an die braune Vergangenheit ihrer Stadt erinnern. (dpa)
"Olaf Metzel - Hans von Marées (1837-1887). Eine Annäherung", Neue Pinakothek, München, 29. November bis 15. Februar 2016

Symposium "Grenzen des Wachstums" in Stuttgart
Wie viele Museen braucht das Land? Mit Fragen rund um das entfesselte Wachstum in der Kunstwelt beschäftigen sich von Donnerstag (18.30 Uhr) an Experten bei einem Symposium der Stuttgarter Staatsgalerie. "Grenzen des Wachstums - Das Kunstmuseum gestern, heute und morgen" lautet der Titel. Immer mehr Häuser, immer größere Bauten, höhere Preise, immer mehr Wechselausstellungen - bei der zweitägigen Veranstaltung wird ein zukunftsfähiges Museumsmodell gesucht. Staatsgalerie-Chefin Christiane Lange warnt: Wenn in den nächsten 20 Jahren bundesweit weitere 2000 Ausstellungshäuser und Museen dazukommen, bleibe den bestehenden Häusern kaum Luft, um ihren Pflichten Sammeln, Forschen und Bewahren nachzukommen. (dpa)
"Grenzen des Wachstums - Das Kunstmuseum gestern, heute und morgen", Staatsgalerie, Stuttgart, 26. & 27. November