Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Düsseldorf, Herford, München, New York, Salzburg und Worpswede

"Picha/Bilder" in Berlin
Kunst ist schön, macht laut Karl Valentin viel Arbeit und ist, sollte man dringend hinzufügen – erlernbar. 2008 gründeten Marie Steinmann-Tykwer und ihr Mann Tom Tykwer One Fine Day e.V. mit dem Zweck, Kindern in den Slums von Nairobi eine künstlerische Schulung zu ermöglichen – nachdem seit den 90ern Kunstunterricht von den kenianischen Lehrplänen gestrichen war. Die Ausstellung "Picha/Bilder" präsentiert die Ergebnisse von Workshops in Ostafrikas größtem Slum Kibera. Im Berliner me Collectors Room werden die Werke der Kinder einigen Arbeiten der beteiligten Künstler gegenübergestellt, darunter Zhivago Duncan, Erik Schmidt, Pola Sieverding und Markus Keibel. Sämtliche Arbeiten stehen zum Verkauf und kommen dem Verein One Fine Day zugute.
"Picha/Bilder – Zwischen Nairobi & Berlin", Me Collectors Room Berlin, 4. März bis 4. Juni

Ausstellungen zu Marcs "Turm der blauen Pferde" in Berlin und München
Ein seit 1945 verschollenes Meisterwerk von Franz Marc (1880-1916) ist der unsichtbare Star einer Doppelausstellung in Berlin und München. Unter dem Titel "Missing. Der Turm der blauen Pferde by Franz Marc" sind Werke von zeitgenössischen Künstlern zu sehen (hier in unserer Preview). Sie werfen mit Mitteln der Malerei, Skulptur, Video, Fotografie, Installation und mit Texten neue Fragen rund um den Mythos und Verbleib des "Turms der blauen Pferde auf", wie das Haus am Waldsee in Berlin mitteilte. Dort ist die Schau vom Freitag (3. März) an zu sehen, in der Staatlichen Graphischen Sammlung München vom 9. März an. Die Exponate in Berlin kommen etwa von Norbert Bisky, Birgit Brenner, Marcel van Eeden, Arturo Herrera, Via Lewandowsky, Rémy Markowitsch, und Tobias Rehberger. Für München haben unter anderem Viktoria Binschtok, Jana Gunstheimer, Almut Hilf, Thomas Kilpper und Dierk Schmidt Arbeiten beigesteuert. Das 1913 entstandene Schlüsselwerk des deutschen Expressionismus war kurz nach seiner Entstehung auf dem Herbstsalon der Sturm Galerie in Berlin ausgestellt worden. 1919 kaufte es die Berliner Nationalgalerie an. Nach einer kurzen Präsentation auf der Nazi-Ausstellung "Entartete Kunst" 1937 in München ging es in der Nachkriegszeit in Berlin verloren. Es wird vermutet, dass es in den Nachkriegswirren zerstört wurde, oder als "Beutekunst" nach Russland kam, oder illegal in die USA mitgenommen wurde. Es gab auch Stimmen, die das Werk in einem Zürcher Banksafe wähnen. (dpa)

Marcel Broodthaers in Düsseldorf
Der Belgier Marcel Broodthaers (1924-1976) war erst Schriftsteller und beschloss dann, bildender Künstler zu werden. Das facettenreiche und nicht ganz einfache Werk von Broodthaers wird von Samstag im Ständehaus (K21) in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf gezeigt. Die Retrospektive umfasst etwa 200 Werke von der begehbaren Installation bis zum Künstlerbuch und hat vorher Station im MoMa New York und in Madrid gemacht. Düsseldorf spielte im Leben und Werk des Belgiers eine besondere Bedeutung: Hier entwickelte sich der mehrfache Documenta-Teilnehmer in den frühen 70er Jahren zu einem international beachteten Künstler. Kritisch-subversiv befragte der im Alter von 52 Jahren gestorbene Theoretiker der Konzeptkunst die Rolle von Kunst, Markt und Museum. Vor allem auf nachfolgende Künstlergenerationen hat Broodthaers nach wie vor eine große Anziehungskraft. Er gilt deshalb auch als "Künstler für Künstler". Zu Broodthaers' humorvollen Besonderheiten gehören etwa Eierschalen auf der Leinwand und Muscheln, aber auch ironische Audio-Interviews und experimentelle Filme. Bekannt wurde er auch mit der Gründung eines eigenen Museums (Musée d'Art Moderne) in seiner Wohnung in Brüssel. Außerdem entwickelte er ab 1972 eine neue Form der Malerei, die vollständig auf den Gebrauch des Pinsels verzichtete. (dpa)
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Marcel Broodthaers. Eine Retrospektive", Ständehaus (K21), Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, 4. März bis 11. Juni

"Die innere Haut – Kunst und Scham" in Herford
Nackt im Supermarkt – diesen Angsttraum kennen die meisten. Scham, die entsteht, wenn wir dem Blick der Anderen schutzlos ausgeliefert sind, ist ein traditionsreiches Thema in der bildenden Kunst. Seit den 60ern überschreiten Künstler notorisch die Regeln und zeitgenössische Tabus. Was beschämt oder provoziert heute noch? Humorvoll bis provokativ widmen sich Künstler wie Berlinde De Bruyckere, Miriam Cahn, Rineke Dijkstra, Bruce Gilden und Gillian Wearing im Marta Herford dieser Frage.
"Die innere Haut – Kunst und Scham", Marta Herford, 4. März bis 4. Juni

Messefrühling in New York
Die erste Ausgabe der New Yorker Armory Show, die der neue Direktor Benjamin Genocchio komplett verantwortet, zeigt sich vorsichtig reformiert. Statt der großen "Modern"-Sektion gibt es jetzt die Abteilung "Insights" für kuratierte Ausstellungen mit Kunst vor dem Jahr 2000. Der Bereich für Großinstallationen heißt jetzt "Platform" und zeigt elf kapitale Werke, unter anderem eine neue Arbeit von Yayoi Kusama. Und die kuratierte Ausstellung hat ab jetzt keinen besonderen geografischen Fokus mehr. Stattdessen wird die Kuratorin Jarrett Gregory vom Los Angeles County Museum of Art eine Schau mit zwölf Einzelpräsentationen zusammenstellen. Der von der russischen Revolution geliehene Titel "Was tun?" zielt auf eine Kunst, die in die Gesellschaft eingreifen will – beteiligt sind unter anderem die Mexikanerin Teresa Margolles oder der Japaner Koki Tanaka. Auch die Volta NY ist parallel und in unmittelbarer Nähe zur Armory ebenfalls an den West-Side-Piers wieder am Start, mit ihrem nun schon seit zehn Jahren bewährten Konzept, nur Solopräsentationen zuzulassen. Und als kleine, aber definitiv coolste Insider-Messe mit gut 40 Messekojen und Projekträumen findet auch die Independent wieder in den schicken Spring Studios in Tribeca statt.
Armory Show, Volta NY, Independent, alle bis 5. März

Charlotte Moorman in Salzburg
Nam June Paik hatte schon 1971 eine TV-Brille – und in Charlotte Moorman die perfekte Trägerin. Man kennt die 1991 verstorbene Moorman als Paiks Performance-Partnerin, am berühmtesten wurden die Auftritte nackt am Cello. Doch sie arbeitete auch mit John Cage, Joseph Beuys und vielen anderen. Eine Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg zeigt nun, wie wichtig die klassisch ausgebildete Cellistin für die Avantgarde seit den 60er-Jahren war.
"Charlotte Moorman und die Avantgarde, 1960–1980", Museum der Moderne Salzburg, 4. März bis 18. Juni

Frühjahrsausstellungen in Worpswede
Das Künstlerdorf Worpswede startet am Wochenende mit zeitgenössischer Fotografie und Grafik in den Frühling. Der Barkenhoff zeigt unter dem Motto "Alles auf Papier" Radierungen, Handzeichnungen, Holzschnitte und Lithografien aus der Sammlung des Künstlers Dieter Rogge. Zu sehen sind Blätter von Per Kirkeby bis Georg Baselitz. Die Große Kunstschau widmet sich vor allem dem Werk des Worpsweder Fotografen Rüdiger Lubricht. Er setzt sich mit dem Wandel der norddeutschen Moorlandschaft oder dem Leben im verstrahlten weißrussisch-ukrainischem Sperrgebiet nach Tschernobyl auseinander.
Infos hier