"Akademie [Arbeitstitel]" in Düsseldorf

Das Archiv performen

Mit der Programmreihe "Performing Archive", die an mehreren Wochenenden parallel zur Ausstellung "Akademie [Arbeitstitel]" in der Kunsthalle Düsseldorf stattfindet, wird das Archiv buchstäblich zum Leben erweckt

Als die Ausstellung im November 2017 eröffnete, stand der 11.11., der Auftakt des Rheinischen Karnevals unmittelbar bevor – wenige Tage nach Ausstellungsende beginnt die fünfte Jahreszeit dann offiziell. Was liegt näher, als sich diesem Ritual von künstlerischer Seite zu nähern. Der Choreograf Ben J. Riepe blickt mit seinem Stück CARNE VALE! auf den mittelalterlichen Karneval, der Feier des Fleisches, bevor man ihm für die Dauer der Fastenzeit entsagt. Das Fleisch ist in dem Fall der menschliche Körper, den Riepe ausstellt, verhüllt, entblößt und als Projektionsfläche nutzt, für aktuelles Zeitgeschehen, aber auch, um tief verborgene Instinkte hervorzulocken.

Der Künstler und Theoretiker Christian Jendreiko wiederum rückte den verstorbenen Konzeptkünstler John Latham und dessen Archiv ins Zentrum seines Workshops im Rahmen von "Performing Archive". Latham war Mitglied der Artist Placement Group (APG), einer Gruppe, die künstlerische Arbeit und Diskussionen über Kunst in Industriebetriebe und öffentlichen Institutionen bringen wollte und damit die künstlerische Praxis vom Atelier in kommerzielle, wirtschaftliche und industrielle Kontexte verlagern.

1971 lud Latham im Rahmen der between-Reihe die APG und andere Gäste aus Kunst, Industrie und Politik an einen Tisch in der Kunsthalle zum Gedankenaustausch über die Ziele der Kunst.

Jendreiko knüpft daran an, in dem er 2018 die Gäste Giles Bailey, Wilfried Dörstel (ehemaliges Mitglied von APG) und Sam Watson und alle Besucher, die etwas dazu beitragen wollen, an einen Tisch zum Gedankenaustausch über John Latham, die APG und die Ziele der Kunst einlud.

Christian Jendreiko "Gefangene der Geschichte": Christian Jendreiko und seine Gäste blicken auf John Latham, 2018.

 

1978 zeigte die Kunsthalle die komplexe Ausstellung "Museum des Geldes". Über die seltsame Natur des Geldes in Kunst, Wissenschaft und Leben. Auch im Jahr 2000 war das Thema "Geld oder Kunst" Mittelpunkt der Ausstellung "Das fünfte Element", beide wurden kuratiert von Jürgen Harten. Die niederländische Kuratorin Petra Ponte und ihre Gäste gingen den Objekten, Erzählungen und Prämissen aus Museum des Geldes in ihrer Live-Recherche auf die Spur. Mit einem DJ-Set, einem geflüsterten Gedicht, Vorträgen und Lesungen, die sich um vergangene, zukünftige und erfundene Währungen und das Austauschen von Werten drehen.

Zur Finissage der Ausstellung am 6. und 7. Februar lädt Stefan Schneider unter dem Titel "Die Landschaft dahinter" verschiedene Gäste in die Kunsthalle ein. Mit Betrachtungen zum Loch widmet er sich einer Arbeit von Joseph Beuys, die seit 1981 ihren dauerhaften Platz in der Kunsthalle hat, oder genauer: an der Kunsthalle: Beuys bohrte damals ein Loch von innen in die Außenwand der Kunsthalle. Innen mit Ruß schwarz gefärbt, geht es nach Außen in ein Ofenrohr über, als symbolisches Zeichen des Gedankenaustauschs zwischen Innen und Außen. Die Geräusche der Außenwelt werden durch die kleine Öffnung akustisch in das Innere der Kunsthalle gespiegelt.

Rund um diesen Dialog mit der Außenwelt hat Schneider sein Programm konzipiert. Michaela Melián, Philipp Schulze und Brian Parks entwickeln Konzerte für den Abend, den krönenden Abschluss am 7. Februar bildet eine Performance von Katharina Grosse gemeinsam mit Stefan Schneider.

Text: Leonie Pfennig

Petra Ponte "Museum des Geldes. Musée des sacrifices. a gathering", 2018

Petra Ponte "Museum des Geldes. Musée des sacrifices. a gathering", 2018