Aufgetaucht: Richters Büroentwürfe

 Selbst eingefleischte Gerhard-Richter-Kenner konnten ihren Augen kaum trauen, als sie Ende November über die Kunst- und Antikmesse Cologne Fine Art & Antiques gingen. In einer Sonderausstellung des Zentralarchivs des Internationalen Kunsthandels waren drei Entwürfe für Büroräume ausgestellt, die der berühmte deutsche Maler angefertigt hat. Sie zeigen einen weitläufigen Sitzungssaal, über dessen Wände sich Richters Panoramabild „Alpen“ auf insgesamt 27 Meter erstreckt.
Gerhard Richter ließ über sein Atelier ausrichten, dass es sich um Entwürfe für ein Bürogebäude im Münchner Stadtteil Perlach handelt. Über die weiteren Hintergründe kann man nur spekulieren, zumal selbst Dietmar Elger, Richter-Biograf und Leiter des Gerhard Richter Archivs in Dresden, die Arbeiten bislang nicht kannte.
„Im ‚Atlas‘ von Gerhard Richter gibt es zwei Tafeln mit ähnlichen Panoramaentwürfen, beides sind Alpenansichten, einmal von 1968, einmal von 1970.“ Dieses Motiv jedoch, sagt Dietmar Elger, „ist im ‚Atlas‘ nicht vorhanden. Der Entwurf ist sehr wahrscheinlich aber aus dieser Zeit, 1968 bis 1970.“
Die Entwürfe befanden sich über Jahrzehnte hinweg im Archiv des Richter-Galeristen Heiner Friedrich, der den damals völlig unbekannten Gerhard Richter 1966 unter Vertrag nahm. Dort waren sie in einer Mappe zusammen mit Briefen des Künstlers sowie weiteren Entwürfen für Büroräume aufgehoben. Und auch das weiß man: Das Vorhaben wurde niemals realisiert. sf