Art Berlin Contemporary

Ausstellung oder Flohmarkt?

ABC, so einfach wie 1,2,3, so sang Michael Jackson selig, als er noch minderjähriger Frontmann der Jackson 5 war. Aber die Entwicklung eines innovativen Ausstellungskonzeptes für Galerien ist eben doch nicht so einfach – das zeigt auch der zweite Versuch der ABC – Art Berlin Contemporary. Im vergangenen Jahr versuchte man mit einiger Mühe, in einem alten Postbahnhof im Stadtteil Kreuzberg große Skulpturen und Installationen der teilnehmenden Galerien zu eine Ausstellung zusammenzuzwingen. Diesmal ist das Format krisenbedingt deutlich weniger aufwendig für die Galerien.
 
Ausstellungsort der Schau, die heute Abend eröffnet, ist die Akademie der Künste im Hansaviertel. Dort bekam jede der 64 teilnehmenden internationalen Galerien einen Tisch zugeteilt – den legendären Tischgestellentwurf des Designers Egon Eiermann von 1953 – und durften sich auf ein mal zwei Metern austoben. Gefragt waren realisierbare oder auch utopische Entwürfe für Projekte im öffentlichen Raum: „drafts establishing future“, "DEF", so buchstabierten die Galeristen Max Hetzler, Esther Schipper und Tim Neuger als künstlerische Leitung der Ausstellung, ihr Alphabet weiter.
 
Ein Paradebeispiel dafür ist die Arbeit des Künstler-Architekten Yona Friedman, die die Pariser Galerie Kamel Mennour zeigt: Er hat aus alten Plastikschälchen, Glühbirnen und anderem Abfall eine Stadtlandschaft gebaut. Auch das Kollektiv Soylent Green (Thomas Stimm und Uta Weber) hat für die Wiener Galerie Christine König eine futuristische Modelllandschaft gebaut, mit einem Vorschlag für eine quietschgelbe Strahlenskulptur, in der die Erdbewohner eine neue Heimat finden sollen. Auch die Skulptur, die Thomas für die Galerie Sprüth/Magers auf den Tisch gestellt hat, könnte man sich in vergrößter Form im öffentlichen Raum vorstellen – allerdings funktioniert sie als kleines Objekt für’s Wohnzimmer genau so gut.

Viele der teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen haben das Thema allerdings auch souverän ignoriert: Monica Bonvicini, Neuzugang bei Max Hetzler, überzieht den Tisch mit einer neonbeleuchteten, schicken Metallplatte mit der eingravierten Aufforderung „Satisfy me“, einige Künstler stellen Monitore mit Videos auf den Tisch, Jen Ray komplettiert ihre Tischbemalung heute zur Eröffnung mit einer spektakulären Performance, und Pawel Althamer hat seinen Tisch kurzerhand in Säure gelebt und zu Sperrmüll verarbeitet.
 
Die Liste der teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen ist allerdings weit imposanter als das Gesamtergebnis: Die Tische stehen etwas kläglich im Raum und erinnern eher an einen Flohmarkt als an eine Kunstschau. Das Ausstellungsformat mit seinen strengen Vorgaben klingt nicht nur nach Abschlussarbeit für einen Kunst-Leistungskurs, es sieht am Ende auch so aus. Auch mit der Ausstellung "DEF" hat die ABC noch nicht bewiesen, dass sie das Event ist, das die Kunststadt Berlin zum Art Forum unbedingt nötig hat.
 
23. bis 27. September. Mehr unter www.artberlincontemporary.com