Rückblick Bilder der Woche Foto: Lola Pertsowsky / Courtesy Petticoat government (Denicolai & Provoost · Antoinette Jattiot · Nord · Speculoos) Alpenüberquerung Klar, per Billigflieger oder Privatjet kommt man auch zur Venedig-Biennale. Für eine streikunempfindliche, umweltschonendere und vor allem originellere Anreise hat sich das Kollektiv Petticoat Government entschieden, dessen Projekt für den belgischen Pavillon mit einer Prozession über die Alpen beginnt. Auf unserem Bild überquert die Gruppe aus Kuratorinnen, Architekten, Künstlerinnen und Typografen gerade den kulturhistorisch aufgeladenen Reschenpass in Südtirol. Das Gebiet gehörte einst zu Österreich-Ungarn und seit Ende des Ersten Weltkriegs zu Italien; 1950 wurde hier ein Staudamm zur Energiegewinnung gebaut, der Ort Curon Venosta verschwand im Wasser, nur der Turm der 1357 gebauten Pfarrkirche St. Katharina ragt noch aus dem Stausee. Begleitet wird Petticoat Government von Riesen, wie sie bei traditionellen Festen und Umzügen zum Einsatz kommen. Im Zusammenspiel mit Konzerten, Lesungen von alten Mythen und weiteren kunstvollen Einlagen soll dies "der Realität durch Maßstabsverschiebungen eine fröhliche Störung verleihen". Das Ziel der Prozession ist der belgische Pavillon, das ganze Projekt ist eine dynamische Feier des kollektiven Schaffens und der Gemeinschaft – und des Überschreitens von Grenzen. Foto: Bernd Wüstneck/dpa Fenster für bewegtes Licht 3383 mundgeblasene Scheiben in 65 Farbtönen bilden in der Greifswalder Taufkirche Caspar David Friedrichs eine besondere Hommage an den weltberühmten romantischen Maler. Es handelt sich um neue Kirchenfenster im Ostchor des Doms St. Nikolai, die der Künstler Ólafur Elíasson entworfen hat. Der Farbverlauf orientiert sich an Friedrichs Gemälde "Huttens Grab" und taucht das Gebäude in ein warmes Licht. Vielerorts in Deutschland wird in diesem Jahr an den in Greifswald an der Ostsee geborenen Maler erinnert, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Nach Angaben von Dompastor Tilman Beyrich plante schon Friedrichs Freund, der Baumeister Johann Gottlieb Giese, im 19. Jahrhundert Buntfenster im Rahmen einer romantischen Neugestaltung des Doms. Das sei aber nicht umgesetzt worden. "Wann, wenn nicht im Caspar-David-Friedrich-Jahr", sagte Beyrich nun. Elíasson habe ganz oben auf der Liste der Initiatoren gestanden. "Wir haben, ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass wir ihn gewinnen können." Auf eine Anfrage habe Elíasson aber sofort zugesagt. Das Kunstwerk soll im Laufe des Jahres noch um Spiegel innerhalb und außerhalb der Kirche ergänzt werden, die zusätzliches Licht in den Innenraum des Doms leiten. Elíasson nennt sein Werk "Fenster für bewegtes Licht". Beyrich erklärte, Elíasson arbeite daran, "Kunst zu entmaterialisieren. Es geht also nicht an sich um das Fenster, sondern es geht um die Atmosphäre, die im Dom entsteht durch das Fenster im Zusammenhang mit den Spiegeln". Hier sehe er Verbindungen zur Romantik, bei der es auch um das Erleben und Fühlen mit dem Herzen von Religiosität und Spiritualität gegangen sei. Bei einem Festgottesdienst am Sonntag sollen die Kirchenfenster für die Öffentlichkeit in Greifswald enthüllt werden. Foto: Sean Dempsey/PA Wire/dpa Tizian aus der Tüte Einst gestohlen und Jahre später in einer Plastiktüte gefunden, soll ein Gemälde von Tizian mehrere Millionen Pfund bei einer Versteigerung einbringen. Das Auktionshaus Christie's in London schätzt den Wert von "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" auf bis zu 25 Millionen Pfund (rund 29 Mio Euro). Das Bild aus dem 16. Jahrhundert zeigt Maria mit Jesus, während Josef zuschaut. "Es war im Besitz von Herzögen, Erzherzögen und Kaisern des Heiligen Römischen Reiches, wurde von Napoleon geplündert und Ende des 20. Jahrhunderts gestohlen", teilte Christie's am Donnerstag mit. Die Versteigerung ist am 2. Juli im Rahmen der Auktion "Old Masters Part I" geplant. Das Werk hat eine bewegte Vergangenheit. Nachdem es mehrere österreichische Herrscher, darunter Kaiser Joseph II., als Eigentümer hatte, kam es ins Belvedere Museum Wien. Dort beschlagnahmten 1809 französische Truppen das Bild. Später erwarb es der britische Kunsthändler Hugh Andrew Johnstone Munro von Novar, bevor es 1878 bei einer Christie's-Auktion vom Diplomaten John Thynne, dem Marquess von Bath, erworben wurde. 1995 wurde es aus dem Familiensitz Longleat in Westengland gestohlen und sieben Jahre später wiedergefunden, nachdem 100 000 Pfund Belohnung ausgesetzt worden waren. Der aktuelle Marquess von Bath, Ceawlin Thynn, lässt das Bild nun versteigern. Foto: Dimitar Dilkoff/AFP/dpa Versteinerte Sportdisziplinen Tanz, Ausstellungen, Performances, Konzerte, Street-Art: Mit zahlreichen Kultur- und Kunstprojekten wird Frankreich seine Olympischen Sommerspiele 2024 begleiten. Dazu gehört auch eine Venus von Milo-Skulptur als Teil der Installation "La Beauté et le Geste" (Schönheit und Geste) des französischen Künstlers Laurent Perbos, die auf den Stufen der Nationalversammlung ausgestellt ist. Die Installation von Perbos besteht insgesamt aus sechs Skulpturen, die die Venus von Milo darstellen, wobei jede der Skulpturen verschiedene Sportarten der Olympischen und Paralympischen Spiele verkörpert. Jede Statue ist mit einer Regenbogenfarbe verbunden, die Gleichberechtigung und den Kampf gegen Diskriminierung symbolisieren soll. Foto: Juliane Riepe/Kulturstiftung der Länder/Händel-Haus Halle/dpa Musik für Krönungen Das Händel-Haus Halle hat eine wertvolle Abschrift einer bedeutenden Partitur von Georg Friedrich Händel beim Auktionshaus Christie's ersteigert. Dabei handle es sich um eine zeitgenössische Abschrift der vier "Coronation Anthems", die Händel (1685-1759) für die Krönung von Georg II. und Königin Caroline 1727 komponiert hatte. Unterstützt wurde der Ankauf mit rund 16 300 Euro von der Kulturstiftung der Länder. Auch andere Spender griffen dem Händel-Haus dabei finanziell unter die Arme. Das bekannteste und heute noch verwendete Stück der Partitur "Zadok the Priest" erklang im Mai 2023 bei der Krönung Charles' III. Die Notenabschrift stamme aus dem unmittelbaren Umfeld des Komponisten und soll bis zum Ende der Händel-Festspiele am 9. Juni in der Dauerausstellung zu sehen sein. Danach soll sie in Einzelausstellungen präsentiert werden. Zudem sei eine Digitalisierung der Partitur geplant, um sie im Internet zugänglich zu machen. Foto: © ESA/Andreas Treuer 2022 Zur Sonne Fotovoltaikzellen in Kleidung, eine mit grünem Wasserstoff betriebene Kochvorrichtung, eine Straßenlaterne, die sich über ein integriertes Windrad selbst mit Energie versorgt: Die Ausstellung "Transform! Design und die Zukunft der Energie" zeigt, dass die Energiewende auch eine Frage klugen Designs ist. Auf einem Hometrainer kann das Publikum selbst Strom produzieren und erkunden, wie viele Pedalumdrehungen es für eine heiße Dusche oder einen Kaffee braucht – Inspiration für ein Leben unabhängig vom Stromnetz. Dazu werden innovative Konzepte für Architektur und Mobilität, aber auch internationale Flugblätter und Protestplakate vorgestellt, die die Entwicklung der Energiepolitik verdeutlichen. Wie zukünftige Energiegewinnung jenseits von Kohle und Atomkraft aussehen könnte, zeigt das Solarstromprojekt Solaris der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Mit ihm sollen satellitenbasierte Solarkraftwerke ins All gebracht werden, die das Sonnenlicht unabhängig von Tages- und Jahreszeit einfangen und die Energie auf die Erde beamen. Klingt utopisch – oder eben auch: nach einer großartigen Herausforderung. Foto: Peter Byrne/PA Wire/dpa Ein Denkmal gesetzt Der Künstler John Clushaw hat in der Slater Street im Stadtzentrum von Liverpool ein Wandgemälde von Jürgen Klopp geschaffen. Klopp wird nur noch bis Juni Fußballtrainer des FC Liverpool sein. Gerade läuft seine Abschiedstournee.