Kunst im Ruhrgebiet

Der Fluss als Großmetapher

Im Ruhrgebiet macht die "Emscherkunst" Abwasser zu Kunst

Das Ruhrgebiet hat die fahrradfreundlichste Outdoor-Triennale: Besser als mit dem Zweirad sind die 50 Kilometer an der Emscher mit 24 Werken (darunter 15 neue) nicht zu besichtigen. Der Fluss ist dabei nicht nur Naturkulisse, sondern Großmetapher. Als offene Kloake des Industriegebiets Ruhr stand er einst für Gift und Gestank, seit Jahren wird milliardenschwer finanziert zurückgebaut.

Kurator Florian Matzner sucht (wie 2010 und 2013) die Künstler aus, die sich mit dieser Transformation beschäftigen. Sehr konkret machen das die Dänen von Superflex aus Kopenhagen. Sie haben in einem noch nicht gereinigten Teil der Emscher einen Springbrunnen gebaut: die "Waste Water Fountain". Zum Glück schaut man dieses Darm-Spektakel aus sicherer Entfernung an. Wenige Meter weiter sagt ein Loop von Roman Signer die 40 Giftstoffe an, die sich laut chemischer Analyse im Wasser befinden: "Phosphor, Silber, Arsen, Bor …" Eine zentrale Spielstätte ist diesmal der künstlich angelegte Dortmunder Phönixsee. Hier findet sich der Publikumsliebling: "Chiosco" von Benjamin Bergmann ist ein Souvenirpavillon mit echtem venezianischen Sortiment, Gondel-Ramsch inklusive.

Noch idyllischer: Das Berliner Atelier le Balto hat einen großen, verwilderten Haselnusshain unter einer Autobahnbrücke in eine begehbare grüne Plattform am Flussufer verwandelt. Und der schwedische Künstler Henrik Håkansson siedelt einige "Insect Societies" in einem Kubenregalbau an der Emscherquelle an. Jenseits der Kloake: die Utopie.