Ein Manager führt ein Museum

Die Kunst des Sparens

Düsseldorf (dpa) - Der Begriff der Kunst muss in vielen Museen heute erweitert werden. Es geht längst auch um die Kunst des Sparens. Was für ein Schock war es für das Museum Kunstpalast in Düsseldorf, als eine Unternehmensberatung 120 Sparvorschläge ausdachte. Dann setzte Hauptsponsor Eon auch noch einen in Sachen Unternehmenskäufe und Restrukturierung versierten Manager als Finanzchef in das Museum. Dass der Controller eines Großkonzerns in einem Kunsthaus die finanzielle Regie übernimmt, dürfte in Deutschland einmalig sein.

   In diesem Fall liegt das daran, dass der Kunstpalast - auch das ist ungewöhnlich in der Kultur - von einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen Stadt und Unternehmen getragen wird. Der neue kaufmännische Leiter Harry Schmitz trat entgegen aller Befürchtungen aber nicht wie ein brutaler Sparkommissar auf.

   Schmitz leitete unaufgeregt gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Beat Wismer den Sparkurs ein. «Ich behaupte von mir, dass ich weiß, was die Aufgaben eines Museums sind», sagt der 45-jährige Schmitz, der seit Jahren dem Freundeskreis des Museums angehört. Schon als Jugendlicher habe er seine Liebe zur Kunst entdeckt.

Verluste von 2,5 Millionen Euro

   Im Schnitt machte das renommierte Museum in den vergangenen Jahren einen Verlust von 2,5 Millionen Euro. Nur 2012 gab es eine Ausnahme, als das Haus mit zwei Blockbuster-Ausstellungen zu El Greco und dem Fotokünstler Andreas Gursky rund 400 000 Besucher hatte und eine «schwarze Null» erwirtschaftete. Bis Ende 2014 will Schmitz das Haus aus den roten Zahlen holen.

   Die Sparmaßnahmen sind oft von bestechender Einfachheit. So werden Büros und Sammlungsflügel nur noch zweimal die Woche statt wie bisher täglich geputzt - macht 30 000 Euro im Jahr weniger. Zwar werden auch Arbeitsplätze abgebaut. Aber die Reduzierung von 66 auf 50 Stellen geschieht ohne betriebsbedingte Kündigungen. Erstmals ist für die verbleibenden Angestellten sogar wieder eine Gehaltserhöhung drin. Selbst bei Wandanstrichen können bis zu 15 000 Euro gespart werden, wenn die Wände nicht für jede Ausstellung neu gepinselt, sondern auch mal nur ausgebessert werden. Wismer schaffte im Winter auch die vielen Weihnachtsbäume ab.

   Deutschlands größter Energiekonzern Eon befindet sich selber auf einem schmerzhaften Sparkurs und will bis 2015 allein in Deutschland 6000 Arbeitsplätze streichen. Mit Sorge wird daher die weitere Unterstützung für die Kunst gesehen. Der Betriebskostenzuschuss von Eon in Höhe von 1,2 Millionen Euro pro Jahr ist noch bis Ende 2014 fest vereinbart. Dann müsse mit Eon verhandelt werden, «ob und wie sie das 2015 fortsetzen wollen», sagt Schmitz.

Kaufmännischen Leiter werden wichtiger

   Die Finanzlage vieler Museen ist nicht nur wegen der Sparhaushalte der Städte und Kommunen angespannt. Sind Stiftungen die Träger, so erbringen die Kapitaleinlagen derzeit weniger Zinserträge. Dass Unternehmensberatungen bei Finanzproblemen ins Haus geholt werden, sei in Deutschland noch unüblich, sagt Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte (Münster).

   Generell werden die kaufmännischen Leiter in Museen wichtiger, hat Arnhold, der auch Fachgruppensprecher beim Deutschen Museumsbund ist, beobachtet. So werde etwa die Kunstsammlung NRW erfolgreich von einer künstlerisch-kaufmännischen Doppelspitze geführt. In den großen Amsterdamer Museen stünden die kaufmännischen Geschäftsführer sogar über den künstlerischen Direktoren.

   In einer schwierigen Lage ist das Duisburger Lehmbruck-Museum mit seiner anerkannten Skulpturensammlung. Dort sinken auf der einen Seite die Zinserträge aus dem Stiftungskapital. Medien zitieren aber auch aus einem internen Rechnungsprüfbericht, wonach unter Direktor Raimund Stecker das Defizit für 2011 auf fast 700 000 Euro angewachsen sei.

   Grund sollen unter anderem kostspielige Ausstellungen und mangelnde Sorgfalt bei der Nutzung der museumseigenen Kreditkarte und des Dienstwagens gewesen sein. Im Klartext ist damit wohl Verschwendung gemeint. Stecker wurde bis Ende des Jahres gekündigt, er hat aber noch die Chance, sich zu «bewähren». Das verschuldete Duisburg holte einen Controller von außen ins Haus. Er soll die Finanzen wieder in Ordnung bringen.